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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
Autoren: Volker Ferkau
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standen wie Stroh von ihrem runden Kopf ab. Bob zog den Kopf zwischen die Schultern. Sie trat neben ihn.
    »Hast du noch was von deinem Bier?«, fragte sie Burrl. Sie würdigte Bob keines Blickes.
    »Hatte ich jemals kein Bier?«, grinste der Schmied. Er beeilte sich, einen dritten Krug zu füllen. »Wenn ich schon wie ein hässlicher Zwerg aussehe, muss ich auch wie einer trinken!«
    Bama nahm einen tiefen Schluck, rülpste wonnevoll, setzte den Krug ab und drehte sich zu Bob um. Dieser wollte anfangen, irgendetwas zu stammeln, da legte sie ihm die Fingerspitzen auf die Lippen. Sie fragte sehr leise: »Was können wir gegen den Ärger tun?«
    Für einen Moment waren alle still, lediglich in Bobs Gesicht knisterten die Bartstoppeln, als er es zu einem breiten Grinsen zog. Er strich sich verlegen über seine zotteligen Haare.
    Ein seltsames Geräusch ließ sie herumfahren.
    Was war denn jetzt wieder los?
    Ein grausiges Gurgeln unterbrach den Frieden, ein verzweifelter Laut, aus tiefster Seele entsprungen. Erneut ein Würgen, tief, dumpf, quälend. Es krachte hölzern und Blätter rauschten.
    Das Blut stockte in ihren Adern.
    Borro , stämmig wie ein Berg, taumelte auf den Dorfplatz. Sein Anblick war erschreckend. Kinder rannten schreiend in die Häuser und erwachsene Barbs traten auf den Platz.
    Borro presste seine Hände an den Bauch, in seinem Gesicht standen Unglaube und Verwirrung. Er starrte um sich wie ein Wahnsinniger. Er verhielt und schwankte hin und her wie eine Palme in der Brise.
    Burrl ließ voller Schrecken seinen Bierkrug fallen. Börre , seine Frau, riss die Tür auf und kam herausgestürmt. Bob sicherte nach allen Seiten. Er blickte in neugierige Gesichter. Jeder war so erschrocken, dass er wie versteinert wirkte. Bama wollte loslaufen, doch Bob hielt sie am Ärmel fest.
    Borro machte einen, zwei, drei Schritte , dann brach er in die Knie. Sand und Staub stoben auf. Seine Hände fielen nach unten. Er brachte einen dumpfen Ton heraus, dann quoll Blut aus seinem Mund. Er hielt sich, auf den Knien, noch immer aufrecht. Er blickte zu Bob hoch wie ein Büßer.
    »Es war doch nur Spaß«, meinte Bob dem Gurgeln zu entnehmen, dann versagte die Stimme des Sterbenden. Er sank mit einem dumpfen Laut vornüber, stürzte in den Sand und hauchte mit einem Messer im Leib sein Leben in einer roten Lache aus.
     
     
    Er heißt Connor.
    Und er hatte sein Gedächtnis verloren. Seinen Namen hatte er nicht vergessen, den Göttern sei Dank! Aber vieles sonst.
    Er klammerte sich an ein Stück Holz und spuckte Salzwasser aus. Würde der allmächtige Gordur , der sich im immerwährenden Streit mit den anderen Göttern befindet, ihn nun zu sich rufen? Connors Beine baumelten in gewichtiger Leere, unter ihm die bodenlose Unendlichkeit. Die Tiefe des Meeres riss mit aller Schwere an seinen Beinen. Er reckte den Kopf trotzig nach oben, ignorierte sein Grauen und spuckte Wasser aus.
    Nach zwei Tagen im Meerwasser war er müde und wollte nur noch schlafen. Er musste wach bleiben, denn er fürchtete, zu ertrinken. Seine Arme, ja sein ganzer Körper klammerte sich an eine Schiffsplanke, wie eine Schnecke, mehr Instinkt als Wollen. Die Leere um ihn herum war die Leere in ihm.
    Er erinnerte sich daran, wie er in diese klägliche Lage geriet, doch er wusste nicht mehr, warum er auf dem Zweimaster Amalia war. Seltsam, an den Namen des Schiffes erinnerte er sich, vieles andere hatte er vergessen und auch seine Mission - falls er je eine hatte. Dessen ungeachtet erinnerte er sich an die Piraten. Das Letzte, das sich ihm eingeprägt hatte.
    Es war zwei unendlich lange Tage her.
    Zwei Tage, die wie eine Ewigkeit schienen.
    Der Bug des schwarzen Schiffes zerteilte den Nebel wie ein Entermesser, sodass die grauen Wolken sich auflösten, als fürchteten sie sich vor der Flagge. Der flatternde Jolly Roger hob sich vor dem Himmel ab wie ein Untoter, seine gekreuzten Säbel sorgten für Furcht und an Bord der Amalia brach Panik aus. Rasch wurden die wenigen Kanonen in Stellung gebracht. Der Kapitän brüllte Befehle, seine Augen irrlichterten panisch in seinem wettergegerbten Gesicht.
    »Die dürften nicht in diesen Gewässern sein«, keuchte ein Matrose. Mit Piraten hatte in dieser Region niemand gerechnet.
    Ein anderer Seefahrer fiel auf die Knie und fing an zu beten. »Liebe Götter, ich möchte noch nicht sterben.«
    Flucht hatte keinen Sinn. Also Angriff! Kugeln donnerten über das Wasser, verfehlten jedoch das Piratenschiff. Diese
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