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Im Schatten der Akazie

Im Schatten der Akazie

Titel: Im Schatten der Akazie
Autoren: Christian Jacq
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eine Verdreifachung des Reichtums von Phönizien. Und ich untertreibe gewiß noch. Es ist wohl überflüssig, zu betonen, daß der Urheber dieses glücklichen Ereignisses, du, Narish, in alle Himmel gehoben wird.«
    »Und du, Hefat?«
    »Ich möchte fürs erste noch im Dunkel bleiben.«
    »Wie sieht dein Plan aus?«
    »Ehe ich ihn dir enthülle, muß ich mir deines Stillschweigens sicher sein.«
    Der Kaufmann lächelte.
    »Mein lieber Hefat, das einmal gegebene Wort hat nur in Ägypten seinen Wert. Wenn du dich in Geschäfte stürzt, wirst du aufs schnellste dieser überholten sittlichen Auffassung entsagen müssen.«
    Der hohe Beamte zögerte noch, den entscheidenden Schritt zu tun. Falls der Phönizier ihn verriet, würde er seine Tage im Gefängnis beschließen.
    »Einverstanden, Narish. Ich werde dir alles erklären.«
    Je weiter Hefat seinen Plan ausführte, desto mehr fragte sich der Phönizier, wie ein Untertan des Pharaos eine solche Tollheit ersinnen konnte. Aber er, Narish, würde dabei keinerlei Wagnis eingehen, und der Ägypter hatte recht: Falls das Unterfangen gelang, stand ihnen unermeßlicher Reichtum bevor und Ramses’ Herrschaft würde im Chaos enden.

    Merenptah ging der Zusammenstoß mit den Libyern nicht aus dem Kopf. Er, der mit der Wahrung der Sicherheit des Landes betraute Oberbefehlshaber, hatte Malfis heimtückischen 397

    Angriff nicht zu vereiteln gewußt. Ohne Ramses’ Weitblick und Kühnheit wären die Aufrührer im ganzen Delta eingefallen, hätten die Hauptstadt verwüstet und Tausende von Ägyptern getötet.
    Aus der Erfahrung lernend, hatte Merenptah inzwischen selbst die kleinen Festungen gründlich überprüft, denen es oblag, die Wanderungen der libyschen Stämme zu beobachten und bei Gefahr Alarm zu schlagen. Der jüngste Sohn des Königs hatte unausweichliche Versetzungen vorgenommen, für mehr Gehorsam gesorgt und nachdrücklich auf die lebenswichtige Aufgabe hingewiesen, die Offiziere und Soldaten in Ausübung dieser undankbaren Pflicht erfüllten.
    Merenptah glaubte nicht an eine endgültige Niederlage der Libyer. Gewiß, Malfi war tot, aber andere nach Rache dürstende Männer, ebenso haßerfüllt wie er, würden seine Stelle einnehmen und einen Krieg auf Gedeih und Verderb gegen Ägypten predigen. Deshalb hatte der Oberbefehlshaber mit voller Zustimmung von Ramses begonnen, den Schutz der nordwestlichen Flanke des Deltas zu verstärken.
    Aber wie würde sich die Lage in Hatti entwickeln? Leitete der Tod Hattuschilis nicht den Anfang eines Zerwürfnisses im Inneren ein, das der Gesandte mit beruhigenden Erklärungen zu tarnen versucht hatte? Bei den Hethitern bemächtigte man sich gern mit der Hilfe von Gift oder Dolch des Throns. Und der verstorbene König hatte sich vielleicht getäuscht, wenn er dachte, jedwede Form des Widerstandes ausgemerzt zu haben.
    Voller Ungeduld gesicherter Nachrichten aus Hatti harrend, hielt Merenptah seine Regimenter weiterhin einsatzbereit.

    Obgleich er auch Fisch nicht verschmähte, hegte Wächter eine deutliche Vorliebe für rotes Fleisch. Ramses’ Hund hatte ebenso scharfe Augen wie die früheren Vertreter seiner Dynastie, und wie sie schätzte auch er es sehr, wenn sein Herr 398

    mit ihm redete. Eine Mahlzeit ohne freundliche Worte schmeckte nicht so gut.
    Der König und Wächter beendeten gerade ihr Mahl in trauter Zweisamkeit, als Merenptah im Palast eintraf.
    »Majestät, ich habe alle Berichte gelesen und mich lange mit dem Vorsteher unserer in Hattuscha eingesetzten Kundschafter unterhalten.«
    Ramses goß Wein in eine silberne Schale und bot sie seinem Sohn an.
    »Verbirg mir nichts, Merenptah! Ich möchte die volle Wahrheit wissen.«
    »Der Gesandte aus Hatti hat uns nicht belogen: Hattuschilis Nachfolger ist fest entschlossen, den Friedensvertrag einzuhalten und ausgezeichnete Beziehungen zu Ägypten zu pflegen.«
    399

    SIEBENUNDFÜNFZIG
    AS HOCHWASSER DES Nils … Ein Wunder, das jedes J
    D ahr aufs neue geschah, ein Geschenk der Götter, das den inbrünstigen Glauben der Bevölkerung und ihre Dankbarkeit gegenüber dem Pharao auslöste, der als einziger dazu imstande war, die Wasser des Flusses steigen zu lassen, um die Erde fruchtbar zu machen.
    Und das Hochwasser dieses Jahres war bemerkenswert: Überreiche Ernte verhieß es. Seit Ramses herrschte, war das den Tiefen des himmlischen Ozeans entsprungene, lebenspendende Wasser nie ausgeblieben.
    Da der Frieden mit Hatti gesichert war, versprach der Sommer reich an Festen
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