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Im Rausch dieser Nacht

Im Rausch dieser Nacht

Titel: Im Rausch dieser Nacht
Autoren: Annette Broadrick
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die Decke über den Kopf ziehen. Noch lieber wäre es Sherri gewesen, Joan hätte ihre Europareise, die sie nächsten Monat mit einigen ihrer Lehrerkollegen plante, schon angetreten. Vielleicht hätte sie, Sherri, dann in der Zwischenzeit schon einiges regeln können.
    Mit beiden Händen wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht, klappte die Sonnenblende hinunter und warf einen Blick in den Kosmetikspiegel. Ihr hübsches Gesicht mit den ausdrucksvollen grünen Augen, eingerahmt von dem brünetten Haar, sah blass aus. „Du wirst es schaffen“, sprach Sherri ihrem Konterfei halblaut Mut zu.
    Sie fuhr vom Parkplatz und ordnete sich in den Verkehr auf der Hauptstraße ein. Wenigstens war ihr der Wagen geblieben. Wenn sie jetzt auf Arbeitssuche gehen musste, war sie dringend darauf angewiesen. Sie würde sorgsam damit umgehen müssen, damit keine teuren Reparaturen anfielen. Aber das tat sie eigentlich immer, denn sie liebte dieses kleine Auto, das sie sich als Neuwagen gekauft und bar bezahlt hatte. Noch einmal warf sie einen Blick in den Rückspiegel und sah das Gebäude der Firma entschwinden, für die sie die letzten drei Jahre lang gearbeitet hatte. Bevor sie auf den Highway einbog, sah sie auf die Uhr im Armaturenbrett. Noch nicht einmal Mittag. Sherri konnte sich kaum noch vorstellen, dass sie vor ein paar Stunden seelenruhig und nichts ahnend in ihrer Küche gesessen und Zeitung gelesen hatte.
    Auf dem Highway herrschte um diese Zeit nur mäßig Betrieb, und zu Sherris Erleichterung ging es zügig voran. Trotzdem hatte sie den Kopf so voll von Fragen und Sorgen, dass sie alle Anstrengung aufbieten musste, um sich auf den Verkehr zu konzentrieren.
    Nach einer knappen Viertelstunde, in der sie im vorgeschriebenen Tempo von siebzig Meilen gut vorangekommen war, sah Sherri plötzlich Bremslichter vor sich aufleuchten und nahm den Fuß vom Gas. Sie näherte sich dem Ende eines Staus. Offenbar hatte es vor ihr einen Unfall gegeben. Sherri bremste ab. Dabei warf sie einen Blick in den Rückspiegel und erstarrte vor Schreck. Riesengroß war dort der Kühlergrill eines Sattelschleppers aufgetaucht und nahm bereits das gesamte Rückfenster ein. Die nächsten Sekunden erlebte Sherri wie in Zeitlupe. Unerbittlich näherte sich das Ungetüm. Dann hörte sie die quietschenden Bremsen, als der Fahrer vergeblich versuchte, seinen Vierzigtonner zum Stehen zu kriegen. Eine eigenartige Ruhe überkam sie, während sie auf den Aufprall wartete. War das das Ende? Das Letzte, woran sie sich dann erinnerte, waren ein ohrenbetäubender Knall und das Aufkreischen von zusammengeschobenem Blech.
    Als Sherri wieder zu sich kam, wusste sie zunächst nicht, wo sie sich befand. Es war ein Gefühl, als ob sie auf einer Wolke dahindriftete. Wie aus weiter Entfernung hörte sie undeutlich und verworren Stimmen, die aufgeregt durcheinanderriefen: „Hier ist jemand eingeklemmt.“ – „Lebt sie noch?“ – „Wir müssen sie da rausholen. Sofort!“ – „Ich komme nicht heran!“
    Sherri wunderte sich, was das Chaos zu bedeuten hatte und von wem diese Menschen redeten. Konnten sie sie nicht in Frieden lassen? Konnten sie nicht sehen, dass sie jetzt ihre Ruhe haben wollte? Sie spürte eine Hand an ihrem Hals.
    „Ich kann einen Puls fühlen“, sagte eine fremde Stimme. „Also, jetzt schleunigst heraus mit ihr.“
    Sie merkte, dass sie fast komplett unter das Steuerrad und das Armaturenbrett gerutscht sein musste. Wie war sie da hingekommen? Sie wurde von mehreren Händen gepackt und verlor dann endgültig das Bewusstsein.

2. KAPITEL
    Greg Hogan befand sich schon auf dem Rückweg zur Polizeistation, als ihm sein Funkgerät meldete, dass er auf schnellstem Weg zum Standort zurückzukehren hatte. Er musste ohnehin an seinen Schreibtisch, um in der Computer-Kartei ein paar Verdächtige zu überprüfen.
    Trotzdem liebte Greg solche Rückrufe nicht. Sie bedeuteten selten etwas Gutes. In seiner Dienststelle hielt er sich so wenig wie möglich auf. Seine Arbeit als Ermittler der Mordkommission brachte es mit sich, dass er viel unterwegs war. Und das war auch gut so. Denn wenn er für seinen vorgesetzten Captain erreichbar war, gab es ständig Diskussionen. Greg löste seine Fälle lieber im Alleingang, was immer wieder zu Auseinandersetzungen über Begriffe wie Kooperation und Teamgeist führte. Letztendlich vermochte der Captain nichts gegen Gregs Arbeitsmethoden einzuwenden, ganz einfach, weil der Erfolg Greg recht gab. So ertrug Greg die sich
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