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Im Palazzo sueßer Geheimnisse

Im Palazzo sueßer Geheimnisse

Titel: Im Palazzo sueßer Geheimnisse
Autoren: Lee Wilkinson
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sollten Sie allmählich gelernt haben, dass es auch ein Nein als Antwort gibt.“
    Paul wurde rot wie eine Tomate. „Was zum Geier hat das mit Ihnen zu tun?“
    „Einiges. Ich bin Lucys amante , ihr Liebhaber. Was Sie niemals waren.“
    „Warum, Sie …“ Paul machte drohend einen Schritt auf ihn zu und blieb stehen, die Hände zu Fäusten geballt.
    Michele rührte sich nicht. „Ich denke, Sie sollten jetzt gehen. Wenn Sie es nicht …“
    „Lassen Sie mich von Ihrem Personal hinauswerfen?“, unterbrach ihn Paul bissig.
    Michele fixierte ihn ruhig. „Das würde ich nötigenfalls selbst vornehmen. Doch Lucy zuliebe hoffe ich, dass das nicht nötig sein wird.“
    Beide Männer fuhren herum und schauten zu ihr. Aufgeschreckt und durcheinander, fühlte Lucy sich wie ein Knochen, um den sich zwei Hunde stritten.
    Plötzlich spiegelten Pauls blaue Augen seinen Schmerz. „ Ist er dein Liebhaber?“
    Entschlossen hob sie das Kinn. „Ja.“
    „Ich wette, dieser kalte, herzlose Mistkerl hat dich ausgenutzt, verführt, ohne dir …“
    „Nein! Es war meine bewusste Entscheidung.“
    „Du musst verrückt geworden sein! Bestimmt versprach er, dich zu heiraten?“
    Lucy schüttelte den Kopf.
    „Ein Glück …“ Plötzlich wurde aus seinem Zorn ein Flehen. „Das hat doch keine Zukunft, Lucy. Ändere deine Meinung wieder, und komm jetzt mit mir heim.“
    „Tut mir leid, Paul, ich kann nicht.“ Betrübt fügte sie hinzu: „Ich hätte deinen Ring nicht annehmen sollen. Bitte glaub mir, dass ich dir nie wehtun wollte.“
    „Ich weiß, dass du es nicht wolltest … Ach, was rede ich hier noch. Es hat doch keinen Sinn mehr.“ Mit hängenden Schultern ging er zur Tür.
    „Eine Minute“, hielt Michele ihn auf. „Den sollten Sie mitnehmen.“ Er warf ihm etwas Glitzerndes zu.
    Paul fuhr herum, fing den Ring, warf noch einen kurzen Blick darauf und packte ihn in seine Tasche. Dabei holte er auch ein zusammengeschnürtes Bündel heraus. „Ach, hier, das soll ich dir noch von Maureen geben.“ Er reichte Lucy das Päckchen, und schon war er aus der Tür.
    Sich schmerzlich bewusst, wie verzweifelt Paul war, sank Lucy auf das Sofa und starrte auf die geschlossene Tür.
    Michele ließ sich neben sie fallen. „Aus und vorbei. Ich denke, er hat es kapiert.“
    „Musstest du so gemein sein?“, sagte Lucy flammend.
    „Wolltest du ihm weiter Hoffnungen machen?“
    „Nein, natürlich nicht … Aber ich denke, es war falsch, ihn … so herabzuwürdigen.“
    „Ich habe ihm nur die Wahrheit gesagt.“
    „Aber auf die unfreundliche Art.“
    „Kannst ich einem Mann freundlich mitteilen, dass seine Frau jetzt meine ist?
    Als Lucy nicht antwortete, meinte Michele: „Schwamm drüber, lass uns essen.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich würde lieber auf mein Zimmer gehen.“
    Er wirkte verärgert, und Lucy seufzte. Im Grunde war er nicht im Unrecht. Als er merkte, dass sie nicht weiterkam mit Paul, hatte er sich eingeschaltet und ihr so Probleme erspart. Dafür sollte sie ihm danken, aber irgendwie nahm sie es ihm übel.
    „Na schön“, sagte er kühl. „Ich trage dich nach oben.“
    „Das brauchst du nicht. Ich kann jetzt fast wieder normal gehen.“ Und das war die Wahrheit. Ihr Knöchel schmerzte noch leicht, doch sie konnte ihn belasten.
    Ohne ein weiteres Wort machte sie sich auf den Weg und nahm die Krücke nur für alle Fälle mit.
    In ihrem Zimmer angekommen, setzte Lucy sich ans Fenster, verdrängte ihren Kummer über Paul und schnürte das Bündel auf, das er ihr gegeben hatte.

10. KAPITEL
    Es enthielt vier Tagebücher. Drei waren einfache Schreibhefte, das vierte hatte einen blauen Ledereinband.
    Lucy sortierte die Bücher nach der zeitlichen Reihenfolge. Das erste hatte ihre Mutter mit sechzehn begonnen und auf Italienisch geschrieben. Sie fing damit an, wie verzweifelt sie nach dem Tod ihrer Mutter war. Weiter schrieb sie, dass sie sich aber nicht unterkriegen lassen und auch nicht selbst bemitleiden wollte. Und am Ende, wie froh sie war, als Kindermädchen für die Wingfields arbeiten zu können.
    Gerade als Lucy an dieser Stelle angekommen war, klopfte es an der Tür, und Rosa brachte ihr das Abendessen auf einem Tablett.
    „Jetzt haben Sie sich so viel Mühe gemacht, Rosa“, sagte Lucy gerührt. „Dabei wollte ich gar nichts essen.“
    „Signor Diomede gab mir Anweisung, es Ihnen zu bringen, Signorina .“ Für Rosa war die Sache damit erledigt. „Er sagte, ich solle Sie daran erinnern, dass Sie
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