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Im Niemandsland

Im Niemandsland

Titel: Im Niemandsland
Autoren: Hans Kneifel
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und wir mit ihnen.«
    Gapolo hob die Schultern und ritt an. Mythor folgte ihm, und sie waren fast die letzten von rund vier Dutzend Reitern mit einigen zusätzlichen Packpferden.
    Erst jetzt, nachdem sie den ausgestorbenen Bauernhof hinter sich gelassen hatten, sahen die Kundschafter genau, wie das Land aussah, durch das sie in der Nacht gekommen waren. An vielen Stellen, wo keine Sonnenstrahlen hinfanden, lagen Verwehungen schmutzigen, körnigen Schnees. Die Pferde hatten es nicht leicht, voranzukommen, denn der Boden unter ihren Hufen war schwer und tief.
    Die Sonne stieg höher, aber immer wieder trieb der Südwind graues Gewölk nach Norden vor der leuchtenden Scheibe vorbei. Kein Vogel sang, kein Tier sprang aus den krummen Ackerfurchen auf. Schweigend schlossen Gapolo und Mythor auf und ritten neben Lamir und Buruna fast an der Spitze der zweiten Gruppe.
    »Wie weit ist es noch?« fragte Gapolo nach einer Weile.
    Der falsche Caer drehte sich halb um und antwortete knapp: »Morgen, gegen Mittag!«
    So erstaunlich es auch war, aber die Widerstandskämpfer sahen nicht einen einzigen Caer. Ohne Pause ritten sie weiter, bis die Sonne tief in den Nachmittag sank. Als Mythor den Kopf hob, erblickte er den ersten Wagen einer langen Kolonne.
    »Gapolo! Caer!« stieß er hervor.
    Die falschen Caer handelten völlig überlegt. Sie verhielten sich so, wie sich eine Patrouille echter Caer benehmen würde. Einige Arme hoben sich und deuteten einen Gruß an. Einige Bogenschüsse weit kreuzte eine breitere Straße den Weg der Männer aus Elvinon, auf der sich die vierrädrigen Wagen knarrend nach Südost bewegten. Sie wurden von stämmigen Pferden gezogen, und auf beiden Seiten der Kolonne ritten Caer in geringem Abstand. Etwa dreißig Gespanne wurden von schätzungsweise der doppelten Menge Caer bewacht. Auch die Vorhut der Kolonne grüßte uninteressiert zurück.
    »Ich sehe, was du meinst«, brummte Gapolo. Er wurde eine Spur unsicher, denn er musste erkennen, dass hier Nachschub oder Ausrüstung transportiert wurde. »Vielleicht gibt es doch Heere der Caer in diesem Gebiet?«
    »Unsinn!« gab der Reiter neben ihm zurück. Die Gruppe schwenkte nach rechts, um den Zug zu umgehen und die Ordnung nicht zu stören. Während sie einen Bogen ritten, zog die Wagenkarawane in guter Geschwindigkeit an ihnen vorbei. Die Felgen der Räder, sah der Kundschafter, sanken nicht tief ein, und auch die Zugtiere machten keinen erschöpften Eindruck. Also waren die Lasten nicht sonderlich schwer.
    »Was wird dort transportiert?« fragte sich Mythor laut und dachte nichts Gutes.
    »Keine Ahnung!« knurrte sein Nebenmann. »Wird wohl nichts Wichtiges sein. Sonst hätten unsere Truppen es besser bewacht!«
    »Ich bin neugierig«, antwortete Mythor. An keinem Wagen flatterten die Planen, sie waren allesamt festgezurrt.
    Das Ende der Kolonne und die Spitze der Reiterei näherten sich einander bis auf kurze Entfernung. Als Mythor den Arm ausstreckte und Gapolo an der Schulter packte, gab es vor ihnen ein helles, knackendes Geräusch, dann ein Krachen. Zugtiere wieherten erschrocken, einige Männer stießen Flüche aus.
    »Es hätte nicht besser kommen können«, sagte Mythor voller Spannung. »Ein Rad ist gebrochen. Los, kommt! Wir wollen unseren Kriegskameraden helfen!«
    Er riss sein Pferd herum und sprengte quer über eine verwilderte Weide auf den Wagen zu. Die Tiere standen, der Wagenlenker war vom Bock gesprungen und stand da. Er stemmte die Fäuste in die Hüften und überlegte, was er zuerst tun musste. Der letzte Wächter der Kolonne, einige Steinwürfe weit entfernt, wendete sein Pferd und ritt langsam zurück.
    Hinter Mythor galoppierten Gapolo und fünf andere Reiter. Sie erreichten den Wagen, und Gapolo schrie freundlich: »Lasst euch helfen, Freunde! Wir haben es nicht eilig.«
    »Starke Männer werden immer gebraucht!« unterstützte ihn Mythor und näherte sich dem Wagen von hinten. Aber der Lenker griff zum Schwert, zog es und stellte sich zwischen das zertrümmerte Rad und die Reiter. Es gelang Mythor, während ihn Gapolo abschirmte, seinen Dolch zu ziehen und blitzschnell ein Seil zu durchtrennen. Seine Hand riss die Plane an einer Stelle zur Seite.
    »Bei Erain!« entfuhr es ihm.
    Ein einziger langer Blick genügte, um ihn erkennen zu lassen, womit der Wagen beladen war. In seine überraschten Gedanken mischten sich Flüche, Schreie, das Klirren von Schwertern und das Hufgetrappel mehrerer näher kommender Caer. Ein bärtiges
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