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Im Netz des Drachen

Im Netz des Drachen

Titel: Im Netz des Drachen
Autoren: Marco Sonnleitner
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auf dem Schoß. Dazu dieser traurige Blick, die abstehenden Ohren, die Sommersprossen – der dritte Detektiv konnte nichts anders, er fand den Jungen einfach auf Anhieb sympathisch.
    Dabei hatte er im ersten Moment einen höllischen Schrecken bekommen, als das Monster auf einmal um die Ecke gestampft war. Aber als er zu seiner Verteidigung einen großen Stein vom Boden aufgehoben hatte, hatte sich der Spuk schnell aufgelöst. Matthew hatte abwehrend die Hände gehoben und gefleht, Bob solle ihm nichts tun. Einem Gargoyle! Der dritte Detektiv war ziemlich verdattert gewesen.
    »Ich weiß ja auch nicht, was da in mich gefahren ist.« Matthew war das Bedauern in Person. »Ich dachte, ich hole das alte Halloween-Kostüm aus der Kommode und erschrecke einfach meine Konkurrenten. Damit mir keiner bei Barons Rätsel in die Quere kommt. Aber irgendwie lief dann alles aus dem Ruder. Ich hatte schon einen Mordsbammel, dass du dir was getan haben könntest, als du da plötzlich in der Grube lagst und ich einfach abgehauen bin.« Er sah Bob zerknirscht an. »War wohl alles ziemlich dämlich von mir, oder?«
    Bob klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter. »Für die Grube konntest du ja nichts, da bin ich von selbst reingefallen.«
    »Ja, aber ich hätte dir helfen müssen.«
    Bob grinste. »Dann wärst du aber nicht mehr so furchteinflößend gewesen.«
    Matthew gelang ein schiefes Lächeln. »Und du sagst, dein Freund ist auch hier?«
    Bob nickte und sah auf die Uhr. »Ja. Er hätte allerdings schon vor fünf Minuten hier am Treffpunkt sein müssen. Weißt du, wohin der andere Stollen führt?«
    »Raus zu den Klippen. Ich war schon dort, aber da ist nichts.«
    »Hm.« Bob stand auf. »Umso merkwürdiger ist es, dass Peter noch nicht zurück ist. Ich werde mich mal auf die Suche machen. Kommst du mit?«
    Matthew nickte. »Ja, warte.«
    Bob half dem Jungen beim Aufstehen und dann liefen die beiden in den Gang, in dem Peter vorher verschwunden war. Auf dem Weg nach draußen erfuhr der dritte Detektiv noch mehr Einzelheiten von Matthew. Wie er auf den Brief des Schwarzen Ritters gestoßen war, wie er die Rätsel gelöst hatte, was ihm im Land der Drachen widerfahren war.
    »Und du glaubst wirklich, dass dieses Rätsel nur den Zweck hat, einen Nachfolger für den Schwarzen Ritter zu finden?«, fragte Bob.
    »Ja, ganz sicher«, erwiderte Matthew mit glänzenden Augen. »Der Schwarze Ritter wurde wahrscheinlich bei einem Turnier verwundet und liegt im Sterben. Und jetzt sucht er einen würdigen Erben, der die Regentschaft über das Land der Drachen antreten kann, wenn er einmal nicht mehr ist. Ganz bestimmt erwartet den Sieger am Ende der Quest ein Preis, der ihn in die Lage versetzt, dieses schwierige, aber höchst ehrenvolle Amt anzutreten.«
    »Ein Preis? Was für ein Preis soll das sein?«
    »Also ich glaube, dass dem Sieger alle Geheimnisse im Land der Drachen offenbart werden. Er wird alle machtvollen Kräfte erlangen, jedes Wissen wird ihm zuteil, er wird jede Kunst beherrschen.« Matthews Wangen glühten vor Begeisterung.
    Bob betrachtete den Jungen unauffällig von der Seite. Matthew war ein leidenschaftlicher Online-Gamer und ging völlig in seinen Fantasien für das Land der Drachen auf, so viel stand fest. Aber er war auch ein Träumer. Der Brief und die Geschehnisse der letzten Tage zwangen die drei ??? zu anderen Schlussfolgerungen als denen, die Matthew gezogen hatte. Hier ging es eindeutig nicht um die Suche nach dem König der Spieler.
    »Bist du eigentlich schon anderen Konkurrenten als uns begegnet?«, wollte Bob wissen.
    »Online oder IRL?«
    »IRL?«
    »Im richtigen Leben.«
    »Ach so, klar«, sagte Bob. »Ich meine jetzt, vor allem hier oben auf Dragoncourt.«
    Matthew machte große Augen. »Oh ja, dem Drachen. Aber dem geht man besser aus dem Weg. Ein übler Zeitgenosse.«
    »Wieso? Hattest du Ärger mit ihm?« Der dritte Detektiv konnte sich noch allzu gut an seine Begegnung mit dem schuppigen Wesen erinnern.
    Matthew zögerte. »Einmal hat er mir aufgelauert. Er hat mich gepackt und mir meine Maske heruntergerissen.« Matthew hielt seinen Gargoyle-Kopf in die Höhe. »Dann hat er gesagt, dass ich mich weiter hier herumtreiben darf, aber dass er mich im Auge behalten wird und dass ich ihm sagen soll, wenn ich auf irgendetwas Merkwürdiges stoße.«
    »Das hat er gesagt?«, wunderte sich Bob.
    Matthew setzte eine verschwörerische Miene auf. »Ja, aber das werde ich natürlich nicht tun. Den Preis des Schwarzen
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