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Im Netz des Drachen

Im Netz des Drachen

Titel: Im Netz des Drachen
Autoren: Marco Sonnleitner
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werde das nicht … überleben!«
    Ein hässliches Lachen. »Das ist doch genau der Zweck der Übung.«
    »Nein, das können Sie nicht allen Ernstes –«
    »Klappe! Ich zähle jetzt bis drei. Wenn du bis dahin nicht gesprungen bist, werde ich mit ein bisschen Blei nachhelfen. Dann fällst du umso schneller.« Wieder dieses dreckige Lachen.
    »Nein!«
    »Eins …«
    »Bitte!«, flehte Peter.
    »Zwei …«
    »Bitte! Nicht!«
    »Drei!«
    Ein langer, verzweifelter Schrei brach aus dem Hörer.

Die Höhle des Drachen
    Peters Körper war zu einem Klumpen Panik geworden. Er sah das Wasser auf sich zurasen, spürte den Wind, der an seinen Haaren und seiner Kleidung riss, und die mörderische Beschleunigung, die ihn in die Tiefe zog.
    Dennoch schaffte es ein Gedanke in sein Bewusstsein: Er musste mit den Füßen zuerst eintauchen. Ansonsten würde er bei einem Sturz aus dieser Höhe auf der dann betonharten Wasseroberfläche zerschmettert werden.
    Immer noch schrie Peter. Jede Sekunde seines Falls zog sich zu einer endlosen Ewigkeit. Der Wind, die Schwerkraft, die Angst rüttelten und zerrten an seinem Körper.
    Aber irgendwie gelang es ihm, seinen Sturz zu stabilisieren. Er ruderte wild mit den Armen und versuchte die Beine auszustrecken. Einmal drohte er vornüberzukippen. Doch ein heftiger Ruck aus dem Becken brachte ihn wieder in die Gerade.
    Seine Armbewegungen wurden schwächer, koordinierter. Wie ein Stein rauschte er auf das Meer zu. Im letzten Moment legte er die Arme flach an den Körper und hielt die Luft an.
    Der Aufschlag war dennoch mörderisch. Peter hatte das Gefühl, als würden ihm die Beine in den Bauch gedrückt. Das Gurgeln und Sprudeln des Wassers war ohrenbetäubend und gleichzeitig stachen tausend eisige Nadeln in sein Gesicht.
    Schlagartig war es dunkel geworden und im nächsten Moment spürte Peter den Druck in seinen Ohren.
    Er machte die Augen auf. Um ihn nichts als dunkle Bläue und einige wenige Luftbläschen. Kein Grund war zu sehen. Als er nach oben blickte, erkannte Peter, dass er etliche Meter unter Wasser war. Fünf, vielleicht sechs. Er hob die Arme über den Kopf und schwamm zur Wasseroberfläche.
    Als er auftauchte, spülte eine Welle über ihn hinweg und er bekam etwas Wasser in den Mund. Er spuckte es aus und wollte gerade Atem holen, als ein Knall die Luft zerriss. Eine Kugel zischte knapp neben ihm ins Wasser!
    Der Zweite Detektiv riss den Kopf nach oben. Der Drache stand an der Abbruchkante und zielte mit der Pistole auf ihn.
    »Du wärst besser ertrunken!«, schrie ihm der Verbrecher zu. Dann schoss er ein zweites Mal.
    Die Kugel schlug eine Handbreit neben Peters Schulter ins Wasser. Er hatte keine Wahl. Er musste tauchen. Der Zweite Detektiv holte tief Luft, sah sich kurz um und ging unter Wasser.
    Die Felswand am Fuß der Klippe. Das war seine einzige Chance. Da sie leicht überhängend war, würde ihn der Mann dort nicht mehr treffen können. Ob er sich allerdings an der Wand halten konnte und was er dann tun sollte, wusste Peter nicht. Die Plattform, wo die Springer aus dem Wasser gestiegen waren, würde er auf keinen Fall erreichen können.
    Mit kräftigen Schwimmzügen steuerte Peter auf die Klippe zu. Aber immer noch schoss der Gangster auf ihn. Eine dritte Kugel flitzte vor Peters Kopf durchs Wasser. Er musste noch tiefer gehen.
    Dann tauchte die Felswand vor ihm auf, schwarz und drohend. Verschwommen sah Peter die messerscharfen Felsgrate. Wenn ihn die Brandung dagegenschleuderte, war alles vorbei. Aber er musste dorthin.
    Peter schwamm nach oben. Mittlerweile, so glaubte er, musste er außer Reichweite des Drachen sein. Jetzt galt es, die richtige Welle abzuwarten, um sich von ihr an den Felsen tragen zu lassen.
    Doch gerade als er auftauchen wollte, erfasste ihn eine Unterwasserströmung. Mit erbarmungsloser Gewalt zog ihn das Wasser wieder in die Tiefe – auf die Felswand zu.
    Peter wurde einmal herumgewirbelt. Aus den Augenwinkeln sah er eine spitze Felsnadel. Ein stummer Schrei entfuhr ihm, aber kurz bevor er dagegengedrückt wurde, riss ihn der Sog noch weiter in die Tiefe.
    Der Druck in seinen Ohren wurde jetzt unerträglich. Aber viel schlimmer war, dass ihm allmählich die Luft ausging.
    Und dann wurde es schwarz um ihn.
     
    Bob musste sich ein Lächeln verkneifen. Es sah einfach zu komisch aus, wie Matthew da in seinem Gargoyle-Kostüm neben ihm saß. Den Rücken an die Höhlenwand gelehnt, die schuppigen Beine von sich gestreckt, den Kopf des Fantasiewesens
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