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Im Netz der Meister (German Edition)

Im Netz der Meister (German Edition)

Titel: Im Netz der Meister (German Edition)
Autoren: Carla Berling
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klingelte.
    »Ja?«, meldete sie sich und bemühte sich, ihre Stimme unaufgeregt und lässig klingen zu lassen.
    »Nun, Angel, wie geht es dir?«
    Er klang wirklich sehr nett. Irgendwie hatte sie sich seine Stimme tiefer vorgestellt.
    »Ja, ähem, gut.«
    »Hast du meinen Befehl ausgeführt und deine Brust mit Lippenstift markiert?«
    Simone räusperte sich wieder. Natürlich hatte sie das nicht getan.
    »Ja, habe ich.«
    »Wie heißt das?«
    Seine Stimme klang jetzt streng und herrisch. Simone bekam Gänsehaut.
    »Wieso, wie heißt das denn?«, fragte sie forsch.
    »Es heißt: Ja, mein HERR!«
    »Ach so.«
    »Angel, Schlampe! Rede angemessen mit mir!«
    »Ja. Mein ... Also nein. Ich kann das nicht sagen!«
    »Angel! Du sagst es!«
    »Ich kann das nicht, bitte ...«
    »Angel, diese Hürde musst du einfach nehmen. Es geht nicht anders. Sag es.«
    Musste sie? War es nötig, so ein Wort auszusprechen, ihm einen solchen Titel zu geben, um den Weg zur Erfüllung einer großen Sehnsucht zu beschreiten? Einer diffusen Sehnsucht, die sie nicht mal exakt definieren konnte?
    »Sag es, Angel.«
    Sie sagte es ganz leise, kaum hörbar. »Herr.«
    »Brav, Schlampe«, lobte er und Simone atmete erleichtert auf.
    So schwer war das gar nicht gewesen, und es war ja sowieso nur ein Spiel.
    Der Hund rannte weg. Sie brüllte hinter ihm her: »Carlos, hierher! Bei Fuß!«
    »Wie bitte?«, sagte Herr Lars am Telefon mit gefährlicher Stimme.
    »Entschuldige. Nicht du bist gemeint, der blöde Hund ist weggelaufen.«
    »Nun, eines Tages werde ich dich bei Fuß befehlen, Angel. Und du wirst mir gehorchen.«
    Simone lief ein Schauer über den Rücken.
    »Ja.«
    »Wie bitte?«
    »Wie bitte – was?«
    »Angel!«
    »Ja, Herr.«
    »Gut, Angel, meine kleine geile Schlampe. Du lernst schnell«, lobte Lars.
    Später bat Simone ihren Spiel-Herrn per Mail, sich zu beschreiben. Ein Foto wollte er ihr nicht schicken. Noch nicht, wegen seiner Frau. Simone verstand das nur zu gut. Sie schickte ihm auch keins, wegen der Kunden und wegen Gerald und überhaupt. 
    »Ich bin einsneunzig groß, wiege vierundachtzig Kilo, habe dunkle kurze Haare und grüne Augen. Du wirst nicht enttäuscht sein, Schlampe, wenn wir uns eines Tages treffen.«
    Wer sich selbst so selbstbewusst beschrieb, musste einfach gut aussehen. Sie stellte sich ihren Lars wie eine Kreuzung aus Tom Cruise und Michael Douglas vor. Was hatte er geschrieben? »... wenn wir uns eines Tages treffen ...«
    Bei dem Gedanken an Realität bekam Simone eiskalte Hände. Niemals. Nicht real. Das war nur ein Spiel, ein virtuelles Spiel, nur im Kopf. Lars sprach von einer Session, sie wusste inzwischen, dass man so die Begegnung, dieses Rollenspiel nannte, das sie sich so wunderbar vorstellte.
    Eine Woche später telefonierten Lars und Simone wieder.
    »Wo bist du jetzt, Angel?«, fragte Lars. Simone zitterte, als sie den Unterton in seiner Stimme bemerkte.
    »In meinem Auto, auf dem Parkplatz am Supermarkt.«
    »Gut. Was hast du an?«
    »Jeans, schwarze Bluse und schwarze Stiefel mit hohen Absätzen.«
    »Dann öffnest du jetzt deine Hose und fasst zwischen deine Beine!«
    »Nein! Hier sind tausend Leute, die ihre Autos mit Einkäufen beladen, jeder kann mich sehen. Das geht nicht.«
    »Wie bitte? Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Angel!«
    Simone sah sich hektisch um. Was er verlangte, war absolut unmöglich.
    »Ich höre, Angel?«
    »Mein Herr ...«, stammelte sie.
    »Angel, hast du keine Jacke an?«
    »Nein, sie liegt auf dem Beifahrersitz.« Lars lachte leise.
    »Gut. Dann leg sie über deine Beine und tu, was dein Herr dir sagt. Und zwar sofort!«
    Widerstrebend, aber mit klopfendem Herzen, legte Simone ihre Lederjacke über ihre Beine. Irgendwie war die Situation total verrückt und aufregend. Mit einer Hand hielt sie das Handy ans Ohr, mit der anderen Hand öffnete sie unter der Jacke die Knöpfe ihrer Jeans.
    »Angel, ich weiß, dass du nass bist.«
    »Ja.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, Herr.«
    »Du wirst es dir jetzt machen, Angel. Fang an.«
    Seine Stimme klang sehr erregt, und Simone genoss die Situation. Während auf dem Parkplatz Männer in Jogginganzügen und genervte Mütter mit Kindern an der Hand Tüten und Taschen in die Kofferräume ihrer Autos luden, saß sie mit unbeteiligt wirkendem Gesicht in ihrem Wagen und befriedigte sich nach den Anweisungen eines Mannes, den sie noch nie gesehen hatte.
    Lars stöhnte leise am Telefon.
    »Angel, ich mache es mir auch. Beschreib mir genau,
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