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Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
Autoren: Alyson Noël
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los?«
    Vorwurfsvoll funkle ich sie an, doch in Wahrheit sehe ich sie gar nicht. Kann kaum etwas erkennen.
    Nur vage nehme ich wahr, wie Dace hilflos neben mir steht, Jennika mir beruhigend übers Haar streicht und unzusammenhängende Erklärungen und Entschuldigungen flüstert.
    »Es tut mir so leid«, murmelt sie. Ihre Stimme ist wie ein leises, entferntes Summen, das keine echte Bedeutung birgt. »Ich wollte dich sehen, aber die Flüge waren alle ausgebucht, also sind Harlan und ich stattdessen mit dem Auto gefahren. Als wir ankamen, haben wir Paloma so vorgefunden.«
    »Schlafend, meinst du?« Ich mustere Jennikas kummervolle Miene, während Harlan mit gesenktem Kopf hinter ihr steht. Sie kaut auf ihrer Unterlippe und fährt sich mit einem Finger über die frischen violetten Ringe unter den Augen.
    Doch sie nimmt nicht für eine Sekunde den Blick von mir, als sie mich korrigiert. »Daire, Paloma … schläft nicht.«
    Ich sehe sie lange an, ehe ich mich wieder auf Paloma konzentriere. Die drohende Erkenntnis, die Enthüllung einer unleugbaren Tatsache, stürzt mich in einen finsteren Abgrund des Schmerzes. Der ganz anders aussieht, als ich erwartet hatte.
    Nach einiger Zeit löse ich mich von Palomas leblosem Körper und lege ihre Hand wieder an die Stelle, wo sie vorher war. Mit fremder, nahezu roboterhafter Stimme frage ich meine Mutter: »Wie genau hast du sie vorgefunden?« Ich mustere sie eindringlich und habe nur einen Seitenblick für Dace übrig, der neben ihr steht.
    »Als ich kam, lag sie bewusstlos auf dem Boden. Ich habe noch versucht, sie wiederzubeleben, doch es war schon zu spät, also habe ich Chay angerufen.«
    »Hast du sie bewegt?«
    Sie spielt mit dem kleinen Diamantstecker in ihrem Nasenflügel. »Ich fand es unerträglich, sie so zu sehen«, sagt sie, um einen ernsten Tonfall bemüht. »Und da es sich nicht um ein Verbrechen zu handeln schien, haben wir sie aufs Bett gehoben.«
    »Dann war sie also hier drinnen?«
    Jennika nickt und zeigt auf Palomas Sachen. »Es sah aus, als hätte sie sich gerade angezogen, um auszugehen oder so. Ich habe sie vor dem Schrank liegend gefunden.«
    Ungläubig drehe ich mich zu Chay um. »Wolltet ihr beiden ausgehen? Ich dachte, du hättest gesagt, sie sei krank?«
    »Wir wollten eigentlich zu Hause bleiben und warten, bis wir etwas von dir hören. Ich war schon auf dem Weg hierher und hatte gerade vor dem Haus geparkt, als mich Jennika angerufen hat.«
    Ich sehe mich im Zimmer um, vermeide jedoch die Stelle, wo meine Großmutter liegt. Es fällt mir schwer, das Unvermeidliche zu begreifen. Es ergibt einfach alles keinen Sinn.
    »Wir haben versucht, dich zu erreichen«, sagt Jennika. »Und dann, als wir die Neuigkeiten übers Rabbit Hole gehört haben, wollte ich unbedingt sofort hinfahren, aber Chay hat darauf bestanden, dass ich warte.«
    Erneut sehe ich mich im Zimmer um. Palomas Espadrilles liegen achtlos vor dem Schrank, wo auch ihre Winterstiefel bereitstehen. Die rote Strickjacke, die ihr Jennika zu Weihnachten geschenkt hat, hängt an einer Stuhllehne, während ihr dicker Wintermantel am Fußende des Betts liegt.
    Sie war krank. Hat auf Chay gewartet. Wollte aber trotzdem das Haus verlassen.
    Etwas ist geschehen.
    Etwas, von dem sie mir unbedingt erzählen wollte.
    Wortlos laufe ich los, durchquere das Wohnzimmer und stürme die Rampe zu Palomas Arbeitszimmer hinauf.
    Auf den ersten Blick ist es so sauber und ordentlich wie immer. Alles ist an seinem Platz, und für alles gibt es einen Platz. Abgesehen von dem Buch, das sie offen auf dem Tisch liegen lassen hat. Der blaue Turmalin, den ich ihr zur Begutachtung überlassen habe, liegt oben auf der Seite wie ein Lesezeichen.
    Ich schiebe den Stein beiseite.
    Überfliege die Passage darunter.
    Dann werden mir die Knie weich.
    Ich klappe regelrecht zusammen und muss mich an der Tischkante festhalten, um nicht umzufallen.
    Mein Verstand droht als Nächster zu versagen, doch ich kämpfe wie der Teufel, um mich noch an einem dünnen Fädchen festzuklammern.
    Im nächsten Moment taucht Dace neben mir auf. Er drückt mich an sich, liest über meine Schulter den Text mit und flucht leise, lange bevor er am Ende angelangt ist.
    Offenbar hatte Xotichl recht.
    Der Turmalin verströmt tatsächlich eine gefährliche Energie.
    Dem Buch zufolge bergen manche Edelsteine einen Fluch.
    Sind mit einer Art übersinnlichem Fanghaken ausgestattet, der es dem Schenkenden ermöglicht, völlige Kontrolle über den Empfänger
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