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Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
Autoren: Alyson Noël
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Abstand wie möglich zum Rabbit Hole gewinnen, ehe die Behörden uns aufspüren, uns mit Fragen überziehen und einen Weg finden, uns die Schuld in die Schuhe zu schieben. »Ich dachte mir eben, dass sich Suriel auf einen großen Auftritt vorbereitet, und da wollte ich dabei sein. Ich habe es nur aus dem Grund nicht erwähnt, weil ich nicht wollte, dass du dir Sorgen machst. Aber, Daire, du musst wissen, dass mein Leben nie in Gefahr war – es bestand nie auch nur das geringste Risiko, dass ich hätte umkommen können.«
    Sie duckt sich von mir weg. Stellt sich stur hin und reckt mit vorwurfsvoller Miene und trotzig verschränkten Armen das Kinn. »Bist du so ein Gerechter?« Und obwohl sie sich nach Kräften bemüht, ihren Ärger im Zaum zu halten, weiß ich, dass sie von der Angst, mich zu verlieren, angetrieben wird.
    Da sie nichts weniger als die absolute Wahrheit verdient hat, sehe ich ihr in die Augen und sage: »Früher mal. Früher war ich aus der reinsten weißen Energie. Aber ich glaube, wir wissen beide, dass das kaum mehr der Fall ist.«
    Sie schluckt schwer und schaut auf ihre Füße. Als sie mir antwortet, scheint sie die Worte an ihre verschrammten Stiefelspitzen zu richten. »Warum haben sie dich dann nicht gebissen? Die Giftdrüsen waren ja wohl offensichtlich nicht entfernt.« Sie blickt zu der Stelle, wo Suriels lebloser Körper liegt, der wegen der panisch herausströmenden Menschenmenge nur noch eine zertrampelte blutige Masse ist.
    Ich lege ihr eine Hand auf den Arm, führe sie fort von Suriels gruseligen Überresten und spreche erst wieder, als ich mir ihrer Aufmerksamkeit sicher bin. »Suriel glaubt an eine Welt des wir gegen sie – eine Welt, in der alles getrennt voneinander existiert. Während ich an eine Welt der absoluten und totalen Verbundenheit glaube – eine Welt, in der wir alle Teil derselben vereinenden Kraft sind. Was bedeutet, dass ich mit diesen Schlangen ebenso verbunden bin wie mit dir. Der Punkt ist allerdings, dass es nur funktioniert, wenn man wirklich aus tiefster Seele daran glaubt.«
    »Warum hat Suriel dann so lange überlebt, ohne gebissen zu werden?« Ihre herausfordernde Miene sagt mir, dass sie noch längst nicht überzeugt ist.
    »Weil Suriel derjenige war, der sie gefüttert hat. Das Problem ist nur, dass er zwischen den einzelnen Mahlzeiten zu viel Zeit verstreichen lassen hat. Die Schlangen waren total ausgehungert, und das haben sie ihm heimgezahlt.«
    »Apropos verbunden. Cade konnte sich nicht verwandeln«, berichtet sie, und ihr Redefluss beschleunigt sich zusammen mit ihrem Schritt, als sie unsere Freunde neben meinem Auto warten sieht. »Er ist nicht über die rot glühenden Augen hinausgekommen, und er schien auch selbst nicht zu wissen, warum. Er hat sogar versucht, mir die Schuld daran zu geben. Aber ich frage mich, ob du vielleicht etwas damit zu tun hast.«
    »Nein. Oder falls doch, dann zumindest nicht bewusst. Das Seltsame ist allerdings, dass er sich zwar nicht verwandeln konnte, aber ich schon damit begonnen hatte.« Der Blick, den sie mir schenkt, ist nicht im Geringsten erstaunt, und so ergreife ich die Gelegenheit und halte ihr meine Hand hin. Ich zeige ihr die Stelle, wo das Rudiment einer Kralle zurückgeblieben ist, und sehe, wie ihre Augen weit werden, als mir ein Büschel weicher weißer Federn aus dem Ärmel stiebt.
    »Was ist das?«, fragt sie, und in ihrer Stimme schwingen Ehrfurcht und Unsicherheit mit.
    »Ich weiß nicht. Auf jeden Fall etwas sehr Mächtiges.«
    »Ist das schon mal passiert?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Macht dir das Sorgen?«
    Ich reibe mir das Kinn und weiß die Antwort selbst nicht. »Kann ich nicht genau sagen«, räume ich ein. »Es war jedenfalls kein schlechtes Gefühl. Sogar ganz das Gegenteil – verblüffend und angenehm. Ich musste all meine Kräfte zusammennehmen, um es aufzuhalten. Und das habe ich nur aus dem Grund getan, weil ich keine Ahnung hatte, wie es enden würde. Ich bin mir zwar sicher, dass es mich davor bewahrt hat, das gleiche Schicksal wie Cade zu erleiden, aber ich konnte nicht riskieren, den ganzen Tag auf dieser Welle zu schwimmen. Daire …« Ich umfasse ihr besorgtes Gesicht mit beiden Händen. »Ich kann lediglich mit Sicherheit sagen, dass es sich angefühlt hat, als hätte ich einen Blitz verschluckt. Es war der heftigste Machtrausch, den ich je erlebt habe. Es ist schwer zu beschreiben …« Ich verstumme, als ich sehe, wie sie sich intensiv auf meine Augen konzentriert.
    Aus
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