Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Intrigen, Bestechungen und Nötigungen.
    Damals gab es im Senat zwei sich bekämpfende Fraktionen:
    die Anhänger und die Gegner Caesars, und fast alle Mitglieder des Senats hatten sich einer der beiden Fraktionen angeschlossen. Während Caesar unter den Plebejern Roms ungeheuer beliebt war, verabscheute ihn ein Großteil der Patrizier. Wie immer führte eine solche Polarisierung zu den seltsamsten politischen Wendungen. Männer, die Pompeius noch vor ein paar Jahren zutiefst verachtet hatten, hielten ihn plötzlich für den einzigen ernst zu nehmenden Gegner Caesars.
    Natürlich verfolgten sie eine kurzsichtige Politik, aber verzweifelte Männer greifen nun mal nach jedem Strohhalm, wenn ihnen nur versprochen wird, das, was sie am meisten fürchten, zu verhindern. Ich versuchte, zu all diesen Gruppierungen einen gewissen Abstand zu halten, doch meine familiären Verbindungen machten mir das nicht gerade leicht. Marcus Claudius Marcellus, einer der Konsuln dieses Jahres, gehörte zu den erbittertsten Gegnern Caesars und war meiner kleinen Enthüllungszeremonie demonstrativ ferngeblieben. Der andere Konsul hingegen, Sulpicius Rufus, war gekommen und hatte mir überschwänglich gratuliert. So waren die Zeiten.
    Wir absolvierten die übliche Begrüßungsrunde und arbeiteten uns gemächlich zu dem am Fuße des Capitols gelegenen alten Versammlungsort der Komitien vor, wo sich vor Wahlen alle Kandidaten zu versammeln pflegten, um wie aufgeplusterte Pfauen herum zu stehen und ihren Willen zu verkünden, dem Senat und dem Volk ergeben dienen zu wollen. Hier würden unsere Freunde und Gratulanten vorbei schauen, uns kräftig die Hände schütteln und jedem Zuhörer entgegen posaunen, was für großartige Kerle wir alle seien. Dieser Brauch zählte nicht gerade zu unseren würdevollsten, und auf Fremde wirkte er immer wieder recht eigentümlich, aber wir hatten es schon immer so gehalten, und das war Grund genug, damit fortzufahren.
    Da ich für ein mit Imperium ausgestattetes Amt kandidierte, hatte ich nach alter Sitte als Erstes die von mir unterstützten Kandidaten für die rangniedrigeren Ämter zu begrüßen; ich schüttelte jedem die Hand und verkündete lauthals, um was für einen hervorragenden Mann es sich handele. Der Erste, dem ich die Hand reichte, war Lucius Antonius, der in diesem Jahr für das Quaestorenamt kandidierte. Bei ihm stand sein Bruder Gaius, der selbst Quaestor war, sein Amt aber nach der Wahl abgeben musste. Die beiden waren Brüder des berühmten Marcus Antonius, der unter Caesar in Gallien diente.
    Sie waren zwar dubiose Gestalten, aber ihre Gesellschaft war meistens recht angenehm, weshalb ich immer gut mit ihnen zurecht gekommen war. »Viel Glück, Lucius!«, rief ich und klopfte ihm auf die Schulter, womit ich eine Wolke aus weißem Kalkstaub aufwirbelte. Die Kandidaten waren immer versucht, es mit dem Kalk zu übertreiben.
    »Dir ebenfalls, Decius«, entgegnete der jüngere Bruder mit leicht glasigem Blick und schwerer Zunge. Er hat schon dem Wein zugesprochen, dachte ich. Aber das lag bei ihnen eben in der Familie.
    »Ich nehme an, du hast die Anfertigung deiner purpurfarben gesäumten Toga schon in Auftrag gegeben«, sagte Gaius in Anspielung auf die von mir bereits erwähnte Gewissheit, dass ich als ein Metelli ohnehin gewählt werden würde.
    »Wie der Zufall es wollte, befand sich unter den zahlreichen Dingen, die ich in Zypern erbeutet habe, ein lyrischer Farbstoff«, entgegnete ich. Es konnte ja nicht schaden, jeden, der die Einweihungszeremonie meines Monuments versäumt hatte, noch einmal an meine jüngsten Verdienste zu erinnern.
    »Julia hat mir eine neue Toga gewebt und den Saum selbst gefärbt. Ein sehr schönes Kleidungsstück übrigens, wenn ich das noch hinzufügen darf.« Nun, in Wahrheit hatte meine Frau natürlich lediglich ihre Bediensteten beaufsichtigt, während diese das eigentliche Weben erledigt hatten, und natürlich hatte sie für den purpurfarbenen Saum einen ausgebildeten Färber kommen lassen. Dieser purpurne Farbstoff ist die teuerste Substanz der Welt, noch wertvoller als Safran oder Seide.
    »Manche Leute haben eben wirklich Glück«, stellte Lucius fest. »Mein Bruder Marcus zum Beispiel. Wenn er seinen Dienst in Gallien beendet, wird es dort nichts mehr geben, das man mitnehmen kann - kein Gold, keinen Wein und erst recht keine schönen Frauen.«
    »Und bei den Piraten ist frühestens in zehn Jahren wieder was zu holen «, fügte Gaius weinselig hinzu. »Wenn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher