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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars
Autoren: John Maddox Roberts
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Pompeius dann auch noch Parthien erobert, bleibt für uns nichts mehr.«
    »Indien wird uns wohl immer bleiben«, sagte ich, ohne es wirklich ernst zu meinen. Da ich keinerlei Ambitionen hatte, ein Eroberer zu werden, nahm ich die Sache nicht so wichtig wie diese beiden raffgierigen Gestalten. »Zu weit«, wandte Gaius ein. »Bloß um hin zu kommen, muss man schon ein ganzes Jahr stramm marschieren. Ägypten hingegen …« »Vergiss es!«, unterbrach ich ihn. »Nicht einmal einem Marcus Antonius würde der Senat es gestatten, Ägypten ein zu nehmen.« Dies war eine Aussage von großer Tragweite, doch leider wusste ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
    »Da hast du wohl Recht«, stimmte Gaius mir zu. »Fürs Erste haben wir mit der Wahl von Lucius zum Quaestor auch wirklich genug am Hals. Und du, Decius, mach dir keine Sorgen wegen Fulvius. Du weißt schon, wie man mit Leuten wie ihm umgeht.«
    »Genau«, stimmte Lucius zu. »Der Mann ist ein Niemand.
    Lass dich durch ihn nicht vom Wahlkampf ablenken.«
    »Was?«, fragte ich irritiert. »Fulvius?« Aber sie hatten sich bereits umgedreht und erwiderten die Grüße einer gerade eingetroffenen Gratulantenschar. Ich ging weiter und fragte mich, was dieser rätselhafte Rat wohl bedeuten mochte. Welchen Fulvius meinten sie? Ich kannte zehn oder zwölf Senatoren mit diesem Namen, außerdem gab es etliche Equites, die so hießen. Welcher von ihnen hatte es darauf abgesehen, mir zu schaden?
    Ich stellte mich zu den anderen Kandidaten für das Praetorenamt und beteiligte mich an den üblichen Wahlkampfritualen. Nach einer Stunde lauten Zurufens und Grüßens kam einer der von mir weniger geliebten Römer auf mich zu: Sallustius Crispus. Im Vorjahr war er Volkstribun gewesen und hatte sich in diesem einflussreichen Amt einen Namen als unermüdlicher Fürsprecher Caesars gemacht. Nach dem Tod Clodius' hatte er versucht, in dessen Fußstapfen zu treten, und da er in mir ebenfalls einen Anhänger Caesars sah, tat er so, als wären wir Freunde.
    Sallustius hielt sich für einen Historiker und bedrängte mich seit nunmehr zwölf Jahren, ihm alles an zu vertrauen, was ich über die Verschwörung Catilinas wusste. Er war ein schmieriger, armer Wichtigtuer mit übergroßen Ambitionen.
    Das heißt, er war vermutlich nur ein typischer römischer Politiker dieser Zeit und bestimmt nicht schlechter als viele andere, die ich kannte, aber ich konnte mich meiner Abneigung, die ich ihm gegenüber empfand, beim besten Willen nicht erwehren.
    Eins stand allerdings fest: Sallustius war ein Klatschmaul, und wenn irgend jemand wusste, wer dieser Fulvius war und was er gegen mich im Schilde führte, dann er.
    »Ein herrlicher Tag für den Wahlkampf, nicht wahr, Decius Caecilius? «, begrüßte er mich. »Ich musste meinen Bruder verabschieden, sonst wäre ich natürlich auch zur Einweihung deines Monuments gekommen.« Sein jüngerer Bruder, der aus irgendeinem Grund, den ich nie erfahren habe, den Nachnamen Canini trug, war in diesem Jahr ebenfalls Quaestor gewesen.
    »Wohin geht er?«, fragte ich und winkte überschwänglich meinen Nachbarn aus der Subura zu, die gekommen waren, um mich und die anderen Kandidaten aus unserem Bezirk für die Ämter des kommenden Jahres zu unterstützen.
    »Nach Syrien. Er soll unter Bibulus Quaestor werden.«
    »Dann kann ihm nicht viel passieren. Bibulus ist ein vorsichtiger Mann. Er kämpft so wenig wie möglich und überlässt das, was zu tun ist, seinen Legaten.« Bibulus hatte die Ankunft in der ihm zugewiesenen Provinz möglichst lange hinaus gezögert. Als er schließlich eintraf, hatte der junge Cassius Longinus, der lediglich das Amt eines Quaestors bekleidete und die schmähliche Niederlage von Carrhae überlebt hatte, die Parther erfolgreich zurück gedrängt. Dafür hätte der Junge eigentlich einen Triumph bekommen müssen, aber die dürftigen Truppen, die man ihm zur Verfügung gestellt hatte, hatten es ihm nicht erlaubt, einen wirklich eindrucksvollen Sieg über die Parther zu erringen, und zudem hatte man ihn als zu jung und rangniedrig erachtet, als dass ihm eine solche Ehre hätte zuteil werden können. In der verwehrten Anerkennung seiner heraus ragenden Leistung mag der Grund für seine spätere Feindschaft gegenüber Caesar gelegen haben aber ich greife schon wieder voraus.
    »Wie dem auch sei«, entgegnete Sallustius. »Die Talente meiner Familie liegen ohnehin eher im literarischen als im militärischen Bereich.« Weder im einen noch im
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