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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen
Autoren: Christine Béchar
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am Platz sind. Und keine Sorge, nach dem Mittagessen schmeiße ich dich sowieso raus. Ich möchte mit Lilly allein sein. Wir müssen nicht alles heute einräumen. Hauptsache, du hilfst mir, die restlichen Kisten hochzubringen.“
    „ Kein Problem! Wenn ich recht verstehe, bin ich zum Essen eingeladen.“
    Yannick sah mich mit einem fragenden Blick an, denn wir hatten uns nicht über das Mittagessen unterhalten. Selbstverständlich hatte ich für drei eingekauft.
    „ Wenn du nichts gegen Spaghetti Bolognese hast, kannst du gerne mit uns essen.“
    „ Du hast nicht gesagt, dass sie kochen kann.“
    „ Ich habe keine Ahnung, ob sie das kann“, sagte Yannick mit einem Achselzucken und lächelte mich an. „Kannst du’s wirklich?“
    „ Was denkst du denn? … Deine gutbetuchte Freundin kocht seit vier Jahren regelmäßig für ihre Familie … und räumt auf und macht sauber, schließlich kommt die Putzfrau nur zweimal in der Woche. Wer meinst du, schmeißt zwischendurch den Laden?“
    „ Oh, oh, ich glaube du hast das große Los gezogen: eine Perle von einer Hausfrau“, meinte Gregory spöttisch.
    „ Nicht so schnell.“ Ich wandte mich dem stillen schmunzelnden Yannick zu und ignorierte völlig seinen Freund: „Wenn du nicht kochen kannst, übernehme ich das gerne. Du bist aber für Bad und WC zuständig, über das andere werden wir noch sprechen.“
    „ Mein lieber Scholli! Ich fürchte, du bist nicht mehr Herr in deinem Reich“, machte sich Gregory weiter über Yannick lustig.
    „ Mag sein, dafür habe ich eine Prinzessin und eine Perle ist sie ohnehin.“
    Seine Augen brachten mich zum Schmelzen. Ich hätte am liebsten seinen Freund auf der Stelle rausgeschmissen.
    Gregory, dem unsere lüsternen Blicke nicht entgangen waren, unterbrach uns: „Lass uns weitermachen. Je schneller wir das fertighaben, umso schneller bin ich weg und ihr könnt euch vernaschen.“
    „ Gute Idee!“, antwortete Yannick, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    Ein Kuss musste dennoch sein.
    Sie hantierten bis dreizehn Uhr mit CDs, bis ich sie mit dem Wort „Essen!“ erlöste. Alle Regale waren nicht gefüllt, aber Yannick musste wenigstens keine Kisten mehr aus dem Keller holen. Am Tisch bedankte sich Gregory für die Einladung und beglückwünschte mich für die Soße. Zum ersten Mal war in seinem Ton keine Anspielung zu hören.
    Er war noch nicht aus der Tür, schon verschlang mich Yannick regelrecht mit den Augen.
    „ Noch nicht satt?“, fragte ich.
    „ Niemals. Von dir kann ich gar nicht genug kriegen … Ich muss aber zugeben, dass ich zu viel gegessen habe. Sie war wirklich lecker, deine Soße. Du kannst ja tatsächlich kochen.“
    „ Warte mal ab, bis du meine Ratatouille gegessen hast“, sagte ich und streichelte dabei seine Arme.
    „ Eine deiner Spezialitäten?“
    „ Meine Spezialität.“
    „ Da kenne ich noch eine andere“, flüsterte er, während seine Haut unter meinen Fingernägeln erzitterte.

Epilog
     
     
     
     
    „ Wir sollten langsam überlegen, was wir in den nächsten Tagen machen. Heute Abend führe ich dich aus. Wir gehen essen, um die gute Nachricht aus London zu feiern, und wenn du möchtest, könnten wir danach in eine Bar gehen. Vielleicht kann ich dich mit ein paar Freunden bekannt machen.“
    „ Klingt gut.“
    Für den nächsten Tag war Shoppen angesagt. Den Abend ließen wir erstmal aus, den würden wir dann nach Lust und Laune gestalten, je nach Müdigkeitsgrad. Spätestens am Samstag wollte mich Yannick zum Tanzen ausführen. Er meinte, er wäre es mir noch schuldig, für Genf. Davon abgesehen wollte er wieder Kontakt mit dem Inhaber einer Diskothek aufnehmen. Vor New York hatte er als DJ gearbeitet. In Anbetracht seines bevorstehenden London-Aufenthalts könnte er zusätzliches Geld gut gebrauchen.
    „ Du hast als DJ gearbeitet?“
    „ Ja, und davor in einem Supermarkt, und davor auf einem Schlachthof.“
    „ Auf einem Schlachthof?!“ Das überraschte mich allerdings mehr als die Diskothek. „Ich sehe dich nicht als Metzger.“
    „ Stell dir vor, ich mich auch nicht. Tja, was tut man nicht alles, wenn man Geld braucht. Das ist richtig Knochenarbeit. Hinterher brauchst du nicht mehr ins Fitnessstudio zu gehen.“
    „ Kein Wunder, dass du mich für eine verwöhnte Göre hältst.“
    „ So habe ich das nicht gesagt, sondern dass das Leben dich verwöhnt hat, zumindest finanziell. Dafür muss man sich aber nicht schämen. In deinem Alter habe ich auch noch nicht für meinen
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