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Im Mittelpunkt Yvonne

Im Mittelpunkt Yvonne

Titel: Im Mittelpunkt Yvonne
Autoren: A. A. Fair
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Tischtelefon schlug schon an, als ich den Satz kaum ausgesprochen hatte. Ich nahm den Hörer. »Donald«, sagte Bertha, »könntest du mal in mein Büro kommen? Mr. Corning ist gerade bei mir.«
    »Komme sofort«, versprach ich ihr. »Hast du meinen Bericht gelesen?«
    »Der lag auf meinem Tisch, aber gelesen habe ich ihn nicht, sondern ihn Mr. Corning zum Lesen gegeben.«
    »Und der liest ihn im Augenblick noch?«
    »Ja.«
    »Bis er damit durch ist, bin ich drüben«, sagte ich.
    Elsie beobachtete mich nachdenklich, als ich an ihrem Schreibtisch vorbeiging, und sagte: »Sie scheinen unserem neuen Klienten leider nicht sehr gewogen zu sein.«
    »Ich lasse mich nicht gern von oben herab behandeln.«
    »Habe ich schon gemerkt.«
    Ich hatte die Hand bereits auf der Türklinke.
    »Inwiefern hat er das denn bei Ihnen probiert, Donald?« hielt mich Elsie noch auf.
    »Ach, ich hatte ihn aufgefordert, uns einen Scheck über tausend Dollar auszuschreiben, dann könnten wir seine Sache richtig anpacken. Er nickte auch, schrieb einen Scheck und gab ihn mir, doch der lautete nur auf hundertfünfzig.«
    »Hochtrabender Herr, wie?« fragte sie.
    »Sehr richtig.«
    »Aus Berthas Reden habe ich entnommen, daß er die Kriminalpolizei nicht einschalten will.«
    »So ist es.«
    »Er möchte das sogar unbedingt vermeiden, glaube ich.«
    »Kam mir auch so vor.«
    »Dann wird er ja an die Decke springen, wenn er Ihren Bericht liest.«
    »Die Decke ist versichert.«
    Elsie lachte. Ich öffnete die Tür, schritt durch das mittlere Büro, durch Berthas Wartezimmer und betrat ihren Privatraum.
    Lawton Corning war gerade mit dem Lesen des Berichtes fertig und sprang auf, als ich hereinkam. Er maß mich mit einem vernichtenden Blick und warf den Bericht so heftig, wie sich das mit dem dünnen Durchschlagpapier machen ließ, auf den Fußboden.
    »Zum Donnerwetter«, schrie er, »ich hatte Ihnen doch gesagt, daß ich die Polizei nicht benachrichtigen will!«
    »Na, und?« sagte ich.
    »Sie scheinen sich verflixt wenig um die von mir gegebenen Richtlinien zu kümmern! Überhaupt haben Sie noch nichts weiter getan als ein paar Kleinigkeiten festgestellt, die jeder selbst ermitteln kann, und dann raten Sie aus reiner Bequemlichkeit zum Eingreifen der Polizei.«
    »Ich hatte Ihnen erklärt, daß ein Honorar von eintausend Dollar erforderlich sei, um die Dame zu finden, und in diesem Punkt waren Sie anderer Meinung.«
    »Ich bin in vielen Punkten anderer Meinung über Ihre Arbeit.«
    »Das ist Ihr gutes Recht«, sagte ich. »Sie wünschten, Mrs. Wells zu finden. Dafür aber wird eine Menge Zeit und ein Haufen Geld nötig sein, und selbst dann wird es vielleicht nicht glücken, Mrs. Wells aufzufinden, wenn Sie die Arbeit Privatdetektiven überlassen. Ihre Chancen steigen, wenn Sie die Polizei hinzuziehen.«
    »Glauben Sie etwa, daß sie tot ist?« fragte Corning.
    »Keine Ahnung.«
    »Wie lange würden Sie brauchen, um das festzustellen? Zwei Tage haben Sie ja für den Job schon gebraucht.«
    »Ich kann keinen Menschen zwingen, meine Fragen zu beantworten. Das kann aber die Polizei, und zwar mit Erfolg.«
    Corning griff nach seinem Hut. »Und was bringen Sie mir als Ergebnis für meine hundertfünfzig?«
    »Die sind verbraucht«, sagte ich. »Genau besehen, weist das Konto sogar nach Berechnung unseres Honorars und der Unkosten schon ein Defizit von dreizehn Cent auf. Ich gebe Ihnen den Rat, die Polizei hinzuzuziehen, ehe Sie in eine schiefe Lage kommen.«
    »Ich habe weder die Absicht, in schiefe Lagen zu kommen, noch die Polizei zu rufen.«
    »Es gibt Situationen, da die reine Bürgerpflicht von uns verlangt, gewisse Dinge zu melden.«
    »Ich habe der Polizei von Kalifornien gegenüber keine Bürgerpflichten.« Corning schob die Hand in die Hosentasche, brachte Kleingeld zum Vorschein, zählte dreizehn Cent ab und warf sie mit verächtlicher Geste auf Berthas Schreibtisch. »Stellen Sie mir gelegentlich eine Quittung aus«, sagte er, »damit ich den Betrag von meiner Einkommensteuer absetzen kann.«
    Corning wandte sich dann zu mir: »Ich werde mich selbst um meine Angelegenheiten kümmern, Mr. Lam. Ihr Engagement ist hiermit beendet.«
    »Genau das hatte ich Ihnen vorschlagen wollen. Wir sind also abgemeiert?«
    »Wie scharf Sie kombinieren können!«
    »Wir sollen demnach für Sie überhaupt nicht mehr arbeiten?«
    »Keinesfalls.«
    Ich ergriff den Telefonhörer und wählte eine Nummer.
    Corning hatte schon die Hand an der Klinke, als ich sagte:
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