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Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Mama und Ava standen am Herd und machten das Abendessen. Phoebe kannte das Sprichwort, dass zwei Köche den Brei verderben, aber auf die beiden Frauen traf das nicht zu.
    In der Küche duftete es nach Kräutern, Gemüse und Frauen.
    »Ich hab euch doch gesagt, dass ihr mit dem Abendessen nicht auf mich warten sollt.«
    Als Phoebe hereinkam, fuhren alle Köpfe zu ihr herum. »Mama, ich bin fast fertig mit Schönschreiben!«
    »Gut gemacht, Kleines.« Phoebe stellte ihre Tüte auf der Küchentheke ab und ging zu Carly, um ihr einen dicken Kuss zu geben. »Ich wette, du hast Hunger.«
    »Wir wollten auf dich warten.«
    »Natürlich haben wir gewartet.« Essie kam auf sie zu und strich ihr über den Arm. »Alles in Ordnung, Liebes? Du musst unglaublich müde sein! So was Dummes mit dem Wagen.«
    »Es geht schon.«
    »Wie bist du nach Hause gekommen?«
    »Ich hab den Bus genommen, was ich auch in Zukunft tun werde, bis der Wagen repariert ist.«
    »Du kannst meinen haben«, sagte Ava.
    Aber Phoebe schüttelte nur den Kopf. »Es ist mir lieber, wenn ich weiß, dass ihr hier ein Auto zur Verfügung habt. Macht euch keine Sorgen. Was gibt’s zum Abendessen? Ich bin am Verhungern.«
    »Geh nur und wasch dir die Hände. Und dann setzt du dich an den Tisch. Alles ist fertig – also ab mit dir!«
    »Aber gern.« Sie zwinkerte Carly zu, bevor sie vom Flur aus ins Bad ging.
    Auch dafür konnte sie dankbar sein, ermahnte sie sich. Es gab jede Menge Aufgaben und Pflichten, die sie sich nicht aufhalsen musste, weil ihre Mutter und Ava da waren. Tausend kleine Sorgen, die sie einfach beiseitewischen konnte. Da sollte man sich über ein altes Auto nicht den Kopf zerbrechen.
    Sie musterte sich im Spiegel, während sie die Hände abtrocknete. Sie sah zugegebenermaßen müde und verspannt aus. Wenn sie sich jetzt nicht ein wenig ausruhte, würde sie morgen Falten haben, die heute noch nicht da gewesen waren.
    Aber mit dreiunddreißig kommen unweigerlich die ersten Falten. Das ist nun mal der Lauf der Natur, und deshalb wollte sie sich trotzdem ein großes Glas Wein zum Abendessen gönnen, das würde sie entspannen. Sie hörte Carly zu, die von der Schule erzählte, und ihrer Mutter, die über das Buch sprach, das sie gerade las.
    »Du bist so still, Phoebe. Bist du einfach nur erschöpft?«
    »Ein bisschen«, sagte sie zu Ava. »Aber eigentlich höre ich euch bloß zu.«
    »Wir können nicht mal für fünf Minuten die Klappe halten. Erzähl uns, was dir heute Schönes passiert ist.«
    Das war ein altes Spiel, das ihre Mutter mit ihnen spielte, seit Phoebe denken konnte. Sobald etwas Schlimmes, Trauriges oder Ärgerliches passierte, bat Essie, ihr etwas Schönes zu erzählen.
    »Hm, mal sehen. Der Unterricht ist gut gelaufen.«
    »Das zählt nicht.«
    »Dann zählt es bestimmt auch nicht, wenn ich sage, dass der Staatsanwalt mit meiner Zeugenaussage vor Gericht höchst zufrieden war.«
    »Etwas Schönes«, sagte Essie, »das ist die Regel.«
    »Na gut. Mann, ist die streng!«, sagte Phoebe zu Carly, um sie zum Lachen zu bringen. »Ob das was Schönes ist, weiß ich nicht, aber zumindest mal was Neues. Heute kam ein sehr gut aussehender Mann zu mir ins Büro.«
    »Das zählt nur, wenn er dich zum Abendessen eingeladen hat«, hob Ava an, doch als sie Phoebe ansah, blieb ihr der Mund offen stehen. »Du hast eine Verabredung ?«
    »Na ja, aber deswegen brauchst du noch lange nicht so zu tun, als handele es sich um eine wissenschaftliche Sensation.«
    »Die kommt in etwa genauso selten vor. Wer …«
    »Außerdem ist es keine Verabredung. Nicht wirklich. Es geht um den Selbstmörder, den ich gestern überredet habe, aufzugeben – das heißt, nicht um ihn, sondern um seinen Arbeitgeber. Er will nur etwas mit mir trinken gehen.« Sie gab Carlys Nase einen Stups. »Wenn du längst im Bett liegst.«
    »Ist er süß?«, fragte Ava.
    Der Wein und die angenehme Gesellschaft verfehlten ihre Wirkung nicht. Phoebe musste breit grinsen. »Wahnsinnig süß. Aber ich treffe ihn nur auf einen Drink, und damit basta.«
    »Sich mit Männern zu verabreden, ist keine lebensbedrohliche Krankheit.«
    »Und das musst ausgerechnet du sagen.« Phoebe spießte ein Stück Huhn auf ihre Gabel und sah ihre Mutter an. »Und was meinst du, Mama?«
    »Ich hab gerade überlegt, wie schön es wäre, wenn du jemanden hättest, mit dem du essen, ins Kino und spazieren gehen könntest.« Sie legte eine Hand auf die von Phoebe. »Wenn in diesem Haus mal eine Männerstimme zu
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