Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
doch kennengelernt. Was meinst du?«
    »Ich fand sie sehr direkt, höflich und raffiniert. Außerdem hat sie einen fantastischen Arsch.«
    »Sie geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich fürchte, ich muss sie wiedersehen, und jetzt rate mal, warum. Du kannst mich in die Stadt mitnehmen, ich muss sowieso mein Auto abholen.«
     
    Nachdem sie zwei Stunden trainiert hatte, setzte sich Phoebe an ihren Schreibtisch. Sie hatte das Haar zurückgebunden und im Nacken zu einem Knoten geschlungen, hauptsächlich, damit es ihr nicht ins Gesicht fiel. Außerdem fand – beziehungsweise hoffte – sie, dass ihr diese Frisur eine gewisse Autorität verlieh. Viele der Polizisten, die sie ausbildete, nahmen eine Frau zunächst nicht besonders ernst. Dabei mochte sie in Dave zwar einen Fürsprecher gehabt haben, der ihr geholfen hatte, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Aber die Tür weit aufgestoßen hatte sie selbst. Sie hatte sich ihren Dienstgrad und ihre Position hart erarbeitet. Und eben deshalb musste sie sich jetzt mit jeder Menge Papierkram herumschlagen und den Nachmittag auf dem Gericht verbringen, um in einem Fall von häuslicher Gewalt, der als Geiselnahme geendet hatte, als Zeugin auszusagen. Danach musste sie wieder zurück, um so viel zu erledigen wie möglich, und anschließend dringend auf den Markt. Sobald sie den Haushalt erledigt hatte, warteten die Fachbücher auf sie. Sie hatte noch eine Vorlesung über Verhandlungen in Krisensituationen vorzubereiten. Und irgendwann musste sie auch noch die Zeit finden, ihre längst fällige Buchhaltung zu machen und nachzurechnen, ob sie sich irgendwie ein neues Auto leisten konnte, ohne dafür gleich eine Bank überfallen zu müssen.
    Sie öffnete die erste Datei und begann sich um ihren kleinen Bereich im Police-Department von Savannah-Chatham zu kümmern.
    »Lieutenant?«
    »Hmmmmm?« Ohne aufzusehen, erkannte sie Sykes, einen der Verhandler aus ihrer Gruppe.
    »Da draußen ist ein Typ, der dich sehen will. Duncan Swift.«
    »Hmmm?« Diesmal hob sie stirnrunzelnd den Blick und konnte aus ihrem Bürofenster sehen, wie Duncan das Department beäugte, als sei es ein fremder Planet. Sie dachte an die viele Arbeit, die sie in so kurzer Zeit bewältigen musste, und wollte ihn eigentlich schon wegschicken. Doch dann trafen sich ihre Blicke, und er lächelte.
    »Na gut.« Sie erhob sich von ihrem Schreibtisch und trat in die Tür. »Mr. Swift?«
    Er hatte ein verdammt gewinnendes Lächeln. Aber sie sah auch, dass ihm das Lächeln leichtfiel und oft eingesetzt wurde. Seine knallblauen Augen sahen sie durchdringend an. Ihrer Erfahrung nach gab es nicht viele, die so einen intensiven Blickkontakt angenehm fanden.
    »Sie sind beschäftigt«, sagte er, als er schließlich vor ihr stand. »Soll ich ein andermal wiederkommen?«
    »Wenn Ihr Anliegen zehn Jahre warten kann, gerne.«
    »Ich fürchte, nein.«
    »Dann kommen Sie herein.«
    »Wow. Hier sieht es aus wie im Fernsehen, aber dann doch wieder nicht. Stört es Sie nicht, hier zu sitzen, wo jeder sehen kann, was Sie so den ganzen Tag machen?«
    »Wenn es mich stört, kann ich immer noch die Jalousien runterlassen.«
    »Ich wette, das kommt so gut wie nie vor.«
    »Ich hab mit dem Anwalt gesprochen, den Sie mit der Vertretung von Joe beauftragt haben. Er macht einen sehr kompetenten Eindruck.«
    »Und ob. Ich bin hier, weil … ich Sie fragen wollte, ob ich Selbstmörder-Joe besuchen soll …«
    »Wie bitte? Selbstmörder-Joe?«
    »Entschuldigen Sie, wir haben ihn gestern Abend so genannt, und der Spitzname ist einfach hängen geblieben. Soll ich ihn besuchen, oder ist es besser für ihn, wenn ich mich fernhalte?«
    »Was möchten Sie denn?«
    »Keine Ahnung. Wir waren schließlich nicht befreundet oder so. Aber das mit gestern geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.«
    »Was zählt, ist eher, wie es in seinem Kopf aussieht.«
    »Ja. Ja. Ich hatte diesen Traum.«
    »Ach ja?«
    »Ich saß da draußen in der Unterhose auf dem Dachvorsprung.«
    »In Boxershorts oder Slip?«
    Er musste lachten. »In Boxershorts. Wie dem auch sei, ich saß auf dem Dachvorsprung, und Sie saßen neben mir.«
    »Hegen Sie Selbstmordgedanken?«
    »Kein bisschen.«
    »So was nennt man Übertragung. Sie versetzen sich in ihn hinein. Das war eine traumatische Erfahrung, für Sie und für Joe, auch wenn sie gut ausgegangen ist.«
    »Hatten Sie auch schon Fälle, bei denen das nicht so war?«
    »Ja.«
    Er nickte und hakte nicht weiter nach. »Und wie nennt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher