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Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)

Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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gehört. Und von mir geführt wird. Obgleich ich die letzte Entscheidung treffe, erwarte ich Vorschläge von meinen Abteilungsleitern. Sie alle erhalten von mir ein Memo in den nächsten Tagen, und ich erwarte Ihre Antwort darauf innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden nach Erhalt. Vielen Dank.«
    Er beobachtete sie beim Hinausgehen und hörte das Gemurmel einsetzen, noch bevor sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte.
    Eine Frau blieb auf ihrem Stuhl sitzen. Auch eine Brünette, die einen schlichten dunkelblauen Hosenanzug und praktische Slipper trug. Sie war an die sechzig und arbeitete im Hotel seit mehr als vierzig Jahren. Sie nahm ihre Brille ab, schloss ihr Notizbuch und legte ihre Hände übereinander.
    »Ist das alles, Mr Logan?«
    Sam hob eine Augenbraue. »Sie haben mich gewöhnlich Sam genannt.«
    »Gewöhnlich waren Sie nicht mein Chef.«
    »Mrs Farley …« Sein Gesicht erhellte sich. »War das Ihre Tochter? Stella? Verdammt.«
    »Fluchen Sie nicht im Büro«, sagte sie steif.
    »Entschuldigung. Es hat nicht gleich geklickt. Herzlichen Glückwunsch«, fügte er hinzu. »Sie war die Einzige, die den Mut hatte, etwas Vernünftiges zu sagen.«
    »Ich habe sie so erzogen. Sie fürchten sich alle vor Ihnen«, teilte sie ihm mit. Chef oder nicht, beschloss sie, sie hatte ihn schon als Baby gekannt. Wenn ihre Tochter fähig war, ihre Meinung zu äußern, dann könnte  – und würde  – sie das auch tun.
    »Die meisten Leute, die hier in diesem Raum waren, haben noch nie einen Logan gesehen. Egal ob das besser oder schlechter war, dieses Hotel wird seit über einer Dekade von
einem Handlungsbevollmächtigten geführt.« Ihre Stimme enthielt gerade genug Schärfe, um ihm zu signalisieren, dass sie das für die schlechtere Lösung hielt. »Jetzt kommen Sie hierher aus dem Nirgendwo und wirbeln alles durcheinander. Das konnten Sie schon immer gut.«
    »Es ist mein Hotel, und es muss dringend durcheinandergewirbelt werden.«
    »Das leugne ich nicht. Die Logans haben sich nicht genug darum gekümmert.«
    »Mein Vater …«
    »Sie sind nicht Ihr Vater«, erinnerte sie ihn. »Schieben Sie ihn nicht als Entschuldigung vor, wenn Sie gerade erst klargemacht haben, dass Sie sie auch nicht gelten lassen.«
    Diesen kleinen Klaps auf die Finger hatte er verdient. Er nickte. »In Ordnung. Dann wollen wir sagen, dass ich jetzt hier bin, dass ich beabsichtige, diesem Ort meine ganze Aufmerksamkeit zu schenken, und bitte keine Entschuldigung.«
    »Gut.« Sie öffnete ihr Notizbuch wieder. »Willkommen zurück.«
    »Danke. Also«, er stand auf, wanderte zum Fenster. »Lassen Sie uns anfangen. Die Blumenarrangements«, begann er.
     
    Es wurde ein Vierzehnstundentag. Er nahm sein Mittagessen oder was man dafür halten könnte an seinem Schreibtisch ein. Weil er seine Geschäfte vor Ort erledigen wollte, traf er sich mit einem Bauunternehmer der Insel persönlich und besprach mit ihm seine Renovierungswünsche. Er beauftragte seine Assistentin, die technische Ausrüstung seines Büros auf den neuesten Stand zu bringen, dann verabredete er sich mit dem Chef der Insel-Rundfahrten.
    Er überprüfte Statistiken, Vorschläge, verfeinerte und
verbesserte Rohideen. Er wusste, dass es sehr viel Geld kosten würde, seine Pläne umzusetzen. Aber er dachte langfristig. Nicht jeder würde so denken, gab er zu, wenn er wieder auftauchte und seinen steifen Nacken massierte. Mia zum Beispiel nicht.
    Er war dankbar, dass er so viel zu tun hatte. Das half ihm, nicht ständig an sie zu denken.
    Aber jetzt dachte er an sie und erinnerte sich daran, wie der Schimmer ihrer Macht am Rande seines Bewusstseins aufgetaucht war am Tag zuvor. Er hatte dagegengehalten, versucht, sie zu durchbrechen. Und er hatte sie gesehen, ganz klar, wie sie im Turmraum kniete, ihr Körper umhüllt von blassem goldenem Licht, ihr Haar eine leuchtende Masse, die bis auf ihre Schultern floss.
    Ihr Muttermal, das kleine Pentagramm oben auf ihrem Oberschenkel, schimmerte.
    Er zweifelte nicht daran, dass sein plötzlich aufflammendes Begehren es ihr ermöglicht hatte, die Verbindung zwischen ihnen so schnell, so leicht zu unterbrechen.
    Kein Zweifel, es war falsch von ihm gewesen, sie so zu überfallen. Ungehörig und falsch, und er bedauerte es im selben Moment, in dem er es getan hatte.
    Er müsste sich dafür entschuldigen, natürlich. Es gab Verhaltensregeln, die zu durchbrechen weder durch Intimität noch durch Feindschaft zu entschuldigen waren.
    Besser
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