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Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Titel: Im Leben wird dir nichts geschenkt.
Autoren: Brigitte Nielsen
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Mailand nach Kopenhagen fliegen, einer Maschine, die auf der Piste mit einem kleinen Privatflugzeug zusammenstieß, alle Passagiere starben. In der Zeit, in der ich vom Alkoholismus geheilt wurde, waren all dies Gründe, dankbar zu sein. Fordere dein Glück nicht zu sehr heraus , dachte ich auf dem Flug mit Mattia.
    Das Bord-Magazin brachte auf der Titelseite ein Foto von Michael Jackson. Es war eine Nahaufnahme seines Gesichts, das von diesen eindringlichen, dunklen, tief verletzten Augen beherrscht wurde. Ich hatte das Gefühl, als blickte er mir in die Seele. Ich kannte Michael recht gut aus der Zeit meiner Ehe mit Sylvester, und auch später hatten wir uns noch ein paar Mal getroffen, miteinander geplaudert und einmal sogar getanzt. Das letzte Mal sah ich ihn unter traurigeren Umständen. Wir waren in Modena in Italien zu einem Benefiz-Konzert gekommen, das unser gemeinsamer Freund Luciano Pavarotti gab. Ich war schockiert, als ich Michael sah. Er war schon immer schüchtern, aber glücklich gewesen, und ich entsinne mich, wie er im Garten mit Sylvesters Hunden spielte oder nach seinen Konzerten zu irgendeiner Party erschien, um sich ein bisschen zu amüsieren. Seitdem hatten ihm die Pädophilie-Anklagen zugesetzt, und man sah, wie sehr die plastische Chirurgie inzwischen sein Gesicht entstellte. Sein krudes Make-up war dick aufgetragen, um die Narben zu verdecken, und man konnte den Klebstoff sehen, mit dem seine Perücke befestigt war. Er trug einen zerbeulten Hut, und sein Markenzeichen, die weißen Handschuhe, waren schmutzig. Als ich von seinem Tod hörte, erinnerte ich mich an diesen Anblick und dachte, dass er jetzt wenigstens seinen Frieden hatte, auch wenn seine Kinder einen wunderbaren Vater verloren hatten.
    Heute kann ich einfach nicht mehr begreifen, wie ich so egoistisch und so realitätsfern sein konnte zu glauben, dass es meinen Kindern besser gehen würde, wenn sie ihre Mutter nicht in der Nähe hatten. Ich danke Gott dafür, dass ich seitdem klüger geworden bin. Michaels tragischer früher Tod war für mich eine weitere Warnung, das Leben nicht als selbstverständlich zu nehmen.

    Ich glaube längst nicht mehr, dass das Gras auf der anderen Seite immer grüner ist, doch dieses alte Sprichwort fasst ziemlich gut zusammen, wie wir unser Leben verbringen. Oft lassen wir uns von Nichtigkeiten irritieren, und es fällt uns schwer, uns mit dem zufrieden zu geben, was wir haben. Es gibt immer eine neue Katze, den größeren Flachbildschirm und die exotischere Ferienreise – hätten wir doch nur das Geld dafür. Die Frage war nur, ob uns irgendetwas davon tatsächlich so viel glücklicher machen würde. Und doch bezahlen wir selbst dann für diese Dinge, wenn wir sie nicht einmal kaufen, alleine schon deshalb, weil wir sie unbedingt haben möchten. Schon das ist ein zu hoher Preis. Kommt Ihnen das bekannt vor? Ich denke, den meisten von uns ist so etwas vertraut, während wir eigentlich die Reise durchs Leben genießen sollten.
    Während ich diese Worte niederschreibe, denke ich an all die Jahre, die ich verzweifelt versucht habe, mein Umfeld zu ändern, besonders während meiner Ehe mit Raoul. Ich kämpfte darum, eine gute Ehefrau und Mutter zu sein, doch die Familie konnte nie so sein, wie ich sie mir wünschte. Heute kann ich daran nichts mehr ändern, und so ist es das Beste, wenn ich diese Dinge einfach hinter mir lasse. Ich versuche, das, was geschehen ist, nicht mehr zu ändern, noch es zu bedauern. Was würde ich damit erreichen?
    Lassen Sie mich mit einem letzten irritierenden Beispiel darüber schließen, wie die Menschen sich über Dinge sorgen, auf die sie nicht den geringsten Einfluss haben. Wenn es in Dänemark regnet – und dort regnet es viel – beklagen sich die Leute genauso wie in England darüber, dabei wissen wir, dass dies nun mal zum Klima des Landes gehört. Es ist also zwecklos, damit zu hadern. Das einzig Sinnvolle wäre es, den Schirm herauszukramen und aufzuspannen. Akzeptieren wir die Realität so, wie sie ist. Und versuchen wir nicht ständig, sie nach unseren Wünschen umzumodeln. Es regnet? Nun denn, lass es regnen! Die entscheidende Frage lautet doch so: Möchten wir unser eigenes Leben führen oder wollen wir unser Dasein in einer Welt fristen, in der wir unsere Entscheidungen bedauern und in der wir unsere Zeit damit vergeuden, uns Veränderungen herbeizusehnen? Selbstverständlich sollten wir ändern, was in unserer Macht steht, ich will damit nur sagen, dass wir
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