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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten
Autoren: belago
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schnarchte leise vor sich hin.
    Draußen zwischen den Hütten hatten sich einige Leute versammelt. »Das Boot kommt wieder!«
    Kiri lief aufgeregt zur Anlegestelle der kleinen Korjale. Es dauerte ewig, bis die kleinen Boote endlich am Ufer ankamen.
    »Misi Juliette!« Kiri half ihrer sichtlich erschöpften Misi aus dem Boot.
    »Kiri, es ist alles gut. Wir haben die Kinder!« Die Erleichterung war der Stimme der Misi deutlich anzuhören.
    Als Nächstes kam das Korjal, in dem Masra Jean mit dem kleinen Masra Henry auf dem Arm sowie ein weiterer Mann mit Masra Martin auf dem Schoß saßen. Und dann eines, in dem Masra Pieter saß, bewacht von einem starken Buschneger. Als die Männer ihn an Land hievten, überkamen Kiri Rachegefühle. Sie spuckte Masra Pieter verachtend vor die Füße und blickte ihm dann fest in die Augen. Er wollte sie anfahren, aber zwei Männer hielten ihn fest.
    »He, weißer Mann, Vorsicht! Das hier ist nicht dein Land!«
    »Er wird seine gerechte Strafe bekommen, Kiri.« Masra Jean schob Misie Juliette und Kiri von der Landungsstelle fort in Richtung Dorf. Er humpelte stark, lief aber allein.
    Aiku nahm seine Männer und die weiße Misi gebührlich in Empfang. »Aiku«, Misi Julie senkte den Blick, sie sprach ihn bei seinem alten Vornamen an. »Ich bin dir sehr dankbar, dass du uns geholfen hast! Ohne deine Männer hätten wir es nie geschafft, die Kinder zu befreien. Ich stehe tief in deiner Schuld!«, sagte sie demütig.
    Aiku winkte ab und klatschte in die Hände.
    »Das muss gefeiert werden!«, rief Dany, und sofort kam Bewegung in die Menschen. Dany brachte Masra Jean zur Hütte des Medizinmannes, der sich gleich um die Verletzung kümmerte und Jean dann zum Fest entließ. Masra Pieter und seinen Kumpanen banden die Männer fest an zwei Bäume. Einer der Männer kippte eine grünliche Flüssigkeit aus einem Krug über Masra Pieters Verletzung. Der Masra schrie auf, verstummte aber sofort, als er den bösen Blick seines Bewachers sah. Die Kinder des Dorfes machten sich über die Gefangenen lustig und foppten sie mit langen Stöcken.
    Kiri führte Misi Juliette und die Kinder zur Dorfmitte, wo bald ein großes Feuer brannte. Die Misi sah erschöpft aus. Sie setzte sich und warf einen verstohlenen Blick hinüber zu dem kapten des Dorfes, der sich von Masra Jean erzählen ließ, was passiert war.
    »Kiri, weißt du inzwischen, wieso Aiku hier ist?«, flüsterte sie.
    Kiri nickte, während sie abwechselnd Masra Henry und Masra Martin über die Haare strich.
    »Ja, Misi, es ist eine lange Geschichte.«
    Weiter kam sie nicht, denn Dany gesellte sich zu ihnen. Er druckste herum. »Misi Juliette, wenn Sie ... Sie haben doch gesagt, dass Sie meinem Vater etwas schuldig sind.«
    »Ja, und dazu stehe ich. An was dachtest du denn?« Die Misi bedachte ihn mit einem Lächeln.
    »Nun, ich würde gerne ... Kiri und ich, dürften wir ...«
    »Aber natürlich, natürlich!« Die Misi strahlte übers ganze Gesicht. »Und wenn nächstes Jahr die Sklaverei abgeschafft wird, wird alles besser, da bin ich mir ganz sicher!«
    Dany nahm Kiri in den Arm. »Ja, dann kannst du auch bei mir leben!« Dankbar ließ sich Kiri in seine Arme sinken. Karini auf ihrem Rücken gluckste zufrieden.

Kapitel 9
    Julie stand nervös am Kai.
    Sie war mit Jean, Kiri, Erika, Valerie, Suzanna und Amru zum Hafen gekommen, um zu sehen, wie Pieter auf das Schiff gebracht wurde und mit diesem das Land verließ.
    »Willst du dir das wirklich ansehen?«, hatte Jean gefragt.
    »Ich muss sehen, wie er außer Landes gebracht wird, sonst habe ich keine ruhige Minute.«
    Die letzten Wochen waren sehr nervenaufreibend gewesen. Sofort nach ihrer Rückkehr in die Stadt hatten sie Pieter der Polizei übergeben. Er hatte sich in den Verhören um Kopf und Kragen geredet. Zunächst beschuldigte er Julie, sie hätte ihm das Kind wegnehmen wollen, dann behauptete er, sie und Jean seien ein betrügerisches Paar, das es nur auf die Plantage abgesehen habe. Als die Beamten auch dieser Theorie keinen Glauben schenkten, geriet er in Panik und beschuldigte in dem Versuch, von sich abzulenken, abwechselnd Julie, Kiri, Jenk und sogar Jean des Mordes an Karl.
    Julie war fast das Herz stehen geblieben, als der Polizist sie gebeten hatte, dazu Stellung zu nehmen.
    »Wer hat ihn denn nun umgebracht?«, hatte er Julie irritiert gefragt. »Sie, Ihre Sklavin, Ihr Liebhaber oder wer?«
    »Keiner!«, hatte Julie mit fester Stimme geantwortet. »Es war ein Unfall!«
    Alles in
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