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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten
Autoren: belago
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provisorischen Verband fest.
    Dany trat neben Julie. »Das wird schon wieder, bei uns im Dorf wird sich der Medizinmann darum kümmern. Und jetzt lasst uns von hier fortkommen.«
    Mit einem Wink deutete er Parono, den Anker zu lichten.

Kapitel 8
    Direkt nach der Abfahrt des Bootes war Kiri nervös im Dorf umhergelaufen, bis Aiku sie schließlich in seine Hütte führte. Dort, auf einem Lager aus Decken und Kissen, erspähte Kiri zu ihrer Überraschung eine weitere, ihr bekannte Person.
    »Orla!«, rief sie erstaunt.
    »Kiri, bist du das?« Kiri suchte Orlas Blick, bemerkte aber, dass deren Augen vollständig getrübt waren. Die alte Frau war erblindet.
    »Wie schön, dass du da bist! Draußen war so viel los, setz dich zu mir und erzähl, was passiert ist.«
    Kiri setzte sich zu der alten Frau und berichtete von den Geschehnissen der letzten Monate.
    Orla richtete sich leicht auf, tastete nach Kiris Hand und drückte sie fest. »Deiner Misi wird nichts geschehen, und auch der kleine Masra wird gesund zurückkommen.«
    In diesem Moment begann Karini leise auf Kiris Rücken zu weinen. Kiri nahm sie aus dem Tuch, um ihr die Brust zu geben.
    »Ist das dein Baby?«, flüsterte Orla ehrfurchtsvoll.
    »Ja, das ist mein Kind. Sie ist Danys Tochter«, antwortete Kiri leise.
    »Also meine ... Urenkelin?« Orla tastete vorsichtig nach dem Babykopf und strich mit ihren alten, krummen Fingern zärtlich über das Babyhaar.
    Kiri betrachtete die alte Frau nachdenklich. »Würdest du mir erzählen, wie ... ich meine, Dany ... Aiku ... ich verstehe das nicht.«
    Orla ließ sich wieder auf ihr Lager zurücksinken. »Ach, Kind, das ist eine lange Geschichte ...«
    »Ich habe Zeit.«
    Orla erzählte Kiri, wie ihre Familie noch zu Zeiten von Masra Karls Eltern auf der Plantage Rozenburg gelebt hatte. Sie verlor nicht viele Worte über das Leben auf der Plantage, aber die wenigen Beschreibungen zeigten deutlich, dass es ein entbehrungsreiches und hartes Leben gewesen war. Masra Karls Vater war seinem Sohn ein gutes Vorbild in Sachen Härte und Gewalt gewesen. Irgendwann hatten sie versucht zu fliehen und sich Verwandten anzuschließen, die schon als freie Buschneger im Wald lebten. Die Aufseher hatten den Fluchtversuch jedoch bemerkt und die Hunde auf sie gehetzt. Orla selbst war noch klein gewesen und konnte nicht so schnell laufen. Die Hunde rissen sie nieder.
    »Den Göttern sei Dank, dass sie mich nicht totbissen. Aber die Basyas nahmen mich wieder mit auf die Plantage. Meine Familie war fort und ich noch zu klein, um es richtig zu verstehen. Als ich älter wurde, nahm ich mir einen Mann und bekam einen Sohn mit ihm, Aiku.« Orla hatte nie den Drang verspürt, einen neuen Fluchtversuch zu unternehmen. »Mein Platz war auf der Plantage«, sagte sie nachdenklich, während sie sich mit den Fingern über die Narben an ihren Beinen fuhr. Dann fuhr sie leise fort: »Als Aiku dann damals mit Misi Felice Umgang pflegte, war das ein Drama. Ich habe dem Jungen mehr als einmal gesagt, dass das nicht gut geht! Als dann Dany geboren wurde, haben Amru und ich noch versucht, Masra Karl davon zu überzeugen, das Baby wäre bei der Geburt gestorben. Aber er stürzte kurz darauf in das Zimmer, sah das farbige Kind und entriss es uns. In seinem Hass trug er Aiku auf, es zu ertränken. Aiku ging auch mit dem Kind ins Wasser, ließ sich aber mit forttreiben. Der Masra konnte vom Ufer aus nichts machen, und als er Boote losschickte, war Aiku schon fort. Er hat das Kind zu meiner Schwester in das Buschnegerdorf gebracht, er wusste, dass es dort in Sicherheit war. Er selbst wollte aber unbedingt zurück zur Plantage wegen Misi Felice. Doch als er dort ankam, war es zu spät! Die Misi war in den Fluss gegangen, und der Masra ... na ja, du weißt ja, was er mit ihm gemacht hat.«
    Kiri schwieg einen Moment betroffen. »Dann ist Dany mit Misi Martina verwandt?«, fragte sie verwundert. Still spann sie den Gedanken weiter. Wenn Karini doch nicht Danys Tochter war, sondern die von Masra Pieter, dann wäre ihre Tochter wiederum mit dem kleinen Masra Martin verwandt. Sie schüttelte den Kopf, um die Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen. Karini war Danys Kind! Sie musste Danys Kind sein. Nichts anderes wollte Kiri glauben.
    Irgendwann schlief Kiri vor Erschöpfung neben Orlas Lager im Sitzen ein.
    Am nächsten Morgen wurde sie durch laute Rufe geweckt. Sie stand auf, wickelte sich das immer noch schlafende Baby wieder auf den Rücken und ging aus der Hütte. Orla
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