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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman
Autoren: Carla Federico
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zwei gackernde Hühner.
    Elisa seufzte, Poldi hingegen schrie auf vor Erleichterung.
    »Was schreist du so?«, fragte Resa leise. Ihr Blick war starr und ausdruckslos auf das Feuer gerichtet.
    »Mein Gott, Resa, ich dachte, du wärst da drinnen!«
    Ein kühles Lächeln verzerrte Resas Mund. »Wenn ich tot wäre, könntest du doch endlich meine Mutter heiraten!«
    »Sag so etwas nicht!«, rief Poldi entsetzt.
    »Aber das ist es doch, was du willst.«
    »Resa …«
    Elisa hatte Poldi losgelassen. Was immer die beiden zu bereden hatten – sie war hier fehl am Platz. Sie wankte zum See, ließ sich dort niederfallen, und hier lag sie so lange, bis Schwindel und Übelkeit nachließen und die Söhne zu ihr eilten, um nach ihr zu sehen.

    Über Tage blieb an ihnen allen der unerträgliche Gestank nach Rauch haften. An Elisas Hals hatten sich dort, wo Greta sie gewürgt hatte, rote Male gebildet. Sie färbten sich erst blau, dann gelb, dann verblassten sie.
    Wenig wurde in dieser Zeit gesprochen. Kein Triumph, dass sie das Schlimmste vermieden hatten, breitete sich in den Gesichtern aus, nur Erschöpfung und Entsetzen darüber, wie knapp sie einer Katastrophe entgangen waren.
    Still verlief auch Gretas Begräbnis. Aus den Ruinen ihres Hauses war etwas geborgen worden, was man für den Leichnam hielt. Ob er es tatsächlich war, bezweifelte Elisa, aber wie alle anderen sprach sie es nicht aus.
    Nachdem Poldi sich von dem Schrecken erholt hatte, dass Resa verbrannt sein könnte, erwachte alte Wut auf Greta, und er wollte ihr das Begräbnis verweigern. »Sie trägt doch die Schuld an allem, sie allein! Diese böse Hexe!«
    Elisa packte ihn am Arm. »Sei still jetzt!«
    »Du könntest tot sein – ihretwegen!«
    »Vielleicht hat Greta nicht verdient, dass man ihr die letzte Ehre erweist, aber in jedem Fall hat es Emilia verdient, dass sie sich in Würde von ihrer Mutter verabschieden kann.«
    Da erst verstummte Poldi.
    Emilia gab sich tapfer. Mit starrer Miene stand sie vor dem Grab. Sie wehrte Manuel ab, als er sie stützen wollte, und blieb auch dann noch am Grab stehen, nachdem es längst zugeschüttet war. Elisa schickte Manuel fort und beobachtete das Mädchen selbst aus gebührendem Abstand. Erst als es finster wurde, trat sie zu ihr, raunte ihr ins Ohr, dass sie nun endlich gehen sollten, und zog sie sanft mit sich.
    Emilia wehrte sich nicht, aber endlich brach sie in Tränen aus.
    »Ich habe sie nie verstanden … Ich habe nie verstanden, was sie wollte! Manchmal dachte ich, sie liebt meinen Vater, aber dann hat sie ihn wieder abscheulich beschimpft. Manchmal dachte ich, sie liebt mich, doch dann hat sie mich an den Haaren gerissen oder mich gekniffen. Ich wusste nie, was ich falsch gemacht habe.«
    »Wahrscheinlich wusste sie es selbst nicht. Wahrscheinlich wollte sie dir eine gute Mutter sein, so wie Cornelius eine gute Frau. Aber sie konnte es eben nicht … nicht immer.«
    »Sie war krank, oder?« Emilia starrte sie an. Ihre Tränen waren versiegt. »Und wenn ich auch krank bin? Wenn ich es im Blut habe?«
    »Ach, Emilia«, Elisa strich ihr über das Gesicht und wischte die Tränen fort. »Du bist eine starke, tapfere, junge Frau. Das hast du in Valparaíso bewiesen, als du dich von diesen schrecklichen Männern befreit hast. Ja, vielleicht war Greta krank, aber sie war nicht durch und durch böse.«
    »Sie wollte dich töten!«
    Elisa seufzte. Eigentlich hatte sie sich gewünscht, dass Emilia nichts von dem Vorfall erfuhr, aber offenbar hatte Poldi seinen Mund nicht gehalten. »Greta hatte eine schlimme Kindheit. Ihr Vater hat ihren Bruder misshandelt, und ihre Mutter hat die beiden nie vor ihm geschützt. Sie war immer auf sich allein gestellt. Und in einem hatte sie wohl recht: Wir alle haben uns zu wenig um sie und Viktor gekümmert. All das hat sie zu dem gemacht, was sie war. Unter anderen Umständen wäre sie vielleicht eine fröhliche, tüchtige, feinfühlige Frau geworden. Du solltest keine Angst haben, etwas mit ihr gemein zu haben. Du solltest vielmehr das, was in ihr verkümmert ist, leben, Emilia!«
    Das Mädchen senkte seinen Blick. »Und nun?«, fragte sie. »Was passiert nun?«
    »Wir müssen alle nach vorne schauen. Du wirst Manuel heiraten und …«
    Genau in dem Augenblick, da sein Name fiel, kam er auf sie zugerannt. Seine Hast war befremdlich, da in diesen Tagen alles unter der erstickenden Rauchwolke begraben lag.
    Zunächst dachte Elisa, dass seine Sorgen Emilia galten. Doch als er näher
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