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Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge
Autoren: Rebecca Abe
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keuchte. »Also, gibst du zu, dass ihr meine Schwester entführt habt. Wer sind deine Hintermänner?«
    Hörmann stöhnte. »Keine Entführung … Ulrich Fugger …«
    »Höher.« Der Folterknecht drehte die Winde. Es knirschte und Hörmann schrie.
    »Noch höher.« befahl Philipp.
    »Bedenkt, Graf«, mischte sich der Bürgermeister ein. »Noch höher würde ihn töten, ich habe schon weniger Dicke bersten sehen.«
    »Na gut, nehmt ihn herunter.«
    Als Hörmanns Zehenspitzen den Boden berührten, weinte er. »Danke, Graf, danke.«
    »Seht Ihr, Pater. So sind die Lutheraner, kaum gibst du ihnen eine Kirche, schon meinen sie die Welt zu regieren. Bindet ihn auf die Streckbank, los.«
     
    »Diese Schmach, diese Schmach.« Graf Philipp wetterte noch. Zurück in der Amtsstube servierte Severin das Essen. Canisius hatte eigentlich keinen Hunger, ihm lag das knirschende Geräusch von Hörmanns Knochen in den Ohren. Doch etwas Brühe würde ihn beruhigen, er schlürfte die Suppe, konnte Philipps Zornworte aber nicht übertönen.
    »Wenn mir einer gesagt hätte, ganz Spanien wäre versunken, hätte ich es eher geglaubt, als dass meine Schwester aus dem Kloster flieht. Diese Malefizperson!« Er klatschte den Löffel in die Suppe. »Severin, los. Ich muss Briefe verfassen. An den bayrischen Herzog Wilhelm …«
    Severin brachte Bütten und Tintenfass. »Kaiser Rudolf sollte von dem Geschehen erfahren, bevor es das Turamichele vom Perlach schreit, auch der Erzherzog Ferdinand von Tirol …«
    »Das könnte ich veranlassen«, bot Canisius sich an.
    Philipp musterte ihn. »Ach, die Welserbeerdigung, nun gut, legt ein freundliches Wort für mich ein. Weiter, der Kurfürst von der Pfalz. Durch sein Land muss sie doch gereist sein, wieso hat er sie nicht aufgehalten? Oheim Ulrich, Oheim Ulrich. Ihn allein trifft die Schuld, er hat Anna diese Hirngespinste in den Kopf gesetzt.«
    »Schreiben, schreiben, schreiben. Ist das alles was Euch einfällt!« Canisius schlug auf den Tisch, dass die Suppe überschwappte. »Schickt Euren Diener nach Heidelberg, er soll sie erwürgen, vergiften, vom Turm stoßen, meinetwegen erstechen. Hier.« Er zog den Silberdolch aus einer Canisiane und legte ihn auf den Tisch. »Macht ein Ende.«
    Und zu seinem Erstaunen widersprach der Fugger zum ersten Mal nicht, sondern griff nach dem Dolch.
     
     
     
     
     
    7. Das Quäken
    Barbara holte die Wehfrau, nachdem bei Anna das Geburtswasser geflossen war. Stunde um Stunde verging, aber das Kind wollte nicht kommen.
    »Nun setz dich wenigstens hin«, bat Barbara ihre Freundin, der sie offiziell am Heidelberger Hof als Kammerfrau unterstellt war. Doch Anna lief herum, begann die Wäsche für das Kind zu sortieren. Noch immer kam ihr alles wie ein Traum vor. Ganz Heidelberg war entlang des Neckars geschmückt gewesen, als sie vor sieben Monaten eintrafen. Die bunten Wimpel hingen an der Stadtmauer entlang bis zum Schloss, wo Oheim Ulrich und ihr Liebster sie empfingen. Sie heirateten und Anna bekannte sich zu Luther. Eine Wehe nahte, Anna griff sich ein Kissen, verbarg ihr Gesicht darin und kauerte sich auf einen Stuhl.
    »Anna.« Barbara wollte ihr ins Bett helfen.
    Die Wehfrau störte sich nicht daran. »Macht nur, Gräfin. Ich hab Frauen jeglichen Standes bei der Entbindung begleitet. Ob hockend, liegend oder stehend, Euer Leib allein sagt Euch, wie das Kind hinauskriechen will.« Sie drückte Barbara in einen Sessel in die Ecke und träufelte Lavendelessenz auf Annas Kissen. Anna keuchte und sog den Duft tief ein, bis der Schmerz verebbte. Erst gestern war Hörmann an den Hof gekommen. Sie wollten ihm einen ähnlichen Empfang bereiten, wie es ihr geschehen war. Wegen ihr war er peinlich befragt, wegen ihr war er auf Lebenszeit der Stadt Augsburg verwiesen worden. Oheim Ulrich hatte sich seiner angenommen, überdies für eine Begleitung gesorgt, die während der langen Reise nach Heidelberg für den Schwerkranken sorgte. Obwohl Barbara und Heinrich ihr einschärften, sich in ihrem Zustand zu schonen, harkte Anna selbst das Hasengärtlein, wie der Schlossgarten genannt wurde. Dort würde sie mit Hörmann zusammen werken, Kräuter und Blumen für die Farbenherstellung anbauen. Auszubessern gab es genug im Schloss: Gemälde und Schmuckstücke. Außerdem hatte Oheim Ulrich die größte Bibliothek weit und breit. Das war Feinarbeit für einen Goldschmied. Doch als Hörmann eintraf, erkannte sie ihn erst nicht, glaubte er sei der magere Begleiter, den Oheim
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