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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr
Autoren: Wadim Koshewnikow
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Herr Kreisleiter."
    „Hat Heinrich danach schlechte Laune gehabt?"
    „Nein, das habe ich nicht bemerkt. Aber er war aufgeregt.”
    „Worüber?"
    „Gestatten Sie, daß ich eine Vermutung ausspreche?"
    Funk nickte.
    „Heinrich bemüht sich wohl um einige der besonders wichtigen Arbeiten seines Vaters, die er zusammen mit dem Professor gemacht hat. Sie sollen dem Reich nicht verlorengehen."
    „Heinrich wird Augen machen", sagte Funk. „Die Tochter Goldblatts hat die Papiere Letten übergeben, und die rücken sie nicht raus. Sie haben sie in Beschlag genommen und versiegelt. Wir haben uns mit einer Protesterklärung an unseren Konsul gewandt."
    „Der Konsul wird verlangen, daß die Papiere dem Erben zurückgegeben werden."
    „Genau das. Aber wir spekulierten darauf, Heinrich auch das zurückzugeben, was nicht völlig seinem Vater gehörte."
    „Und da ist nichts zu machen?"
    „Es scheint, daß diese Möglichkeit nicht mehr besteht." Funk blickte auf seinen Chauffeur. „Du wirst mir doch so wie jetzt immer alles über Heinrich erzählen?"
    „Sicher, Herr Kreisleiter."
    „Du fährst mit Heinrich nach Deutschland. Das ist so beschlossen. Zufrieden?"
    „Danke. Ich rechne auf Heinrich, sein Onkel kann mir helfen, im Hinterland unterzukommen. Ich sehne mich nicht allzusehr nach der Front."
    „Du redest offen mit mir. Das ist gut so! Dennoch, ich verstehe nicht, warum du dich so mit Heinrich befreundet hast. Das ist verdächtig."
    Im Hafen grüßte Funk die Hafenbeamten, hob die Faust und rief dabei „Rot Front!"
    Aber niemand erwiderte diesen Gruß.
    Im Sommer 1940 war die Rücksiedlung der in Lettland lebenden Deutschen so gut wie beendet — es blieben nur noch einige wenige zurück, Menschen, die aus politischen Gründen nicht nach Deutschland wollten oder solche, die in einer Mischehe lebten. Auch einige Letten bemühten sich, nach Deutschland zu kommen. Ihnen gelang es nur unter Zahlung hoher Summen, Mitglied des Deutsch-Baltischen Volksbundes zu werden.
    Als die Mitarbeiter der sowjetischen Untersuchungsorgane von der Tätigkeit dieses Bundes erfuhren, stellten sie fest, daß einige Funktionäre, die insgeheim Mitglieder der Nazipartei waren, nicht mit den ersten Gruppen repatriiert waren. Damit ihr eigener Aufenthalt in Lettland nicht allzusehr in die Augen fiel, verhinderten sie geschickt die Ausreise vieler loyal gesinnter Deutscher.
    Erst als einige Funktionäre der Spionage überführt waren, kam aus Berlin eine Verfügung, die Repatriierung schnell zu beenden, um nicht das ohnehin schon genügend begründete Mißtrauen der Regierung des sozialistischen Lettlands zu erregen.
    Zu dieser Zeit entschloß sich eine kleinere Gruppe Deutscher, zu der auch Rudolph Schwarzkopf gehörte, in Lettland zu bleiben.
    Der Terrorakt gegen Rudolph Schwarzkopf war eine Vergeltung für die nicht Fügsamen und eine Warnung für die Unschlüssigen.
    Das wußten die Mitarbeiter der Untersuchungsorgane. Doch die vermutlich Schuldigen dieses Verbrechens festzunehmen erwies sich als unmöglich. Die deutsche Bevölkerung sollte Lettland aufgrund eines zwischenstaatlichen Abkommens ungehindert verlassen. Eine Verletzung des Abkommens drohte diplomatische Komplikationen hervorzurufen. Und einen direkten Beweis gegen Funk und seine Helfershelfer gab es vorerst nicht.

3
    Als Weiß in die Werkstatt kam, wo er eine kleine Kammer bewohnte, traf er den Zellenleiter Papke, der mit einigen Packern gekommen war, um die Sachen zu holen. Weiß grüßte und dankte Papke für dessen Freundlichkeit.
    Auf dem Fußboden lag ein Stoß Bücher, unter ihnen Hitlers „Mein Kampf", aus dem einige Lesezeichen ragten.
    „Das ist der beste Beweis dafür, daß du ein kluger Kopf bist", sagte Papke.
    Dann, ganz so, als interessierte es ihn nicht besonders, fragte er: „Übrigens, wie stehen die Dinge bei Heinrich Schwarzkopf? Ist es ihm gelungen, alle Papiere seines Vaters zurückzubekommen?"
    „Interessieren Sie die Papiere, die Schwarzkopf persönlich gehören, oder alle?"
    „Nehmen wir an, alle", sagte Papke.
    „Leider haben sich hier juristische Schwierigkeiten ergeben."
    „Schade, sehr schade. Dann müssen wir auf seinen Onkel zählen." Weiß bemerkte etwas unsicher:
    „Mir scheint, daß der Sturmbannführer anfangs wünschte, Heinrich solle hierbleiben."
    „Für eine solche Rolle ist Heinrich völlig ungeeignet. Dazu wählt man geeignetere Leute aus. Ob der Sturmbannführer mit unserer Wahl nicht zufrieden ist?"
    „Das weiß ich nicht.
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