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Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan
Autoren: Jutta Profijt
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Vorstellung. »Was soll das heißen?«, fragte Martin. »Wo ist diese Schwester Marlene?« Mir schwante Schreckliches.
     »Kannst du sie nicht hören?«, fragte ich. Martin schüttelte den Kopf. »Und du, Marlene? Hörst du Martins Gedanken?« »Gedanken?
     Nein, ich höre ihn nur, wenn er spricht.« »Sie ist hier bei mir«, sagte ich. Martin wurde blass. Er verkrampfte seine zittrigen
     Hände ineinander.
    »Sie wurde ermordet. Eine Mitschwester liegt mit schwersten Verbrennungen auf der Intensivstation. Martin, wir müssen ihr
     helfen.« »Sie ist   …«, begann er, aber seine Stimme versagte ihm den Dienst.
    »Ein Geist wie ich, ja.« Martins Gesicht hatte die Färbung eines Albinolurchs angenommen. »Pascha, ich will nichts von anderen
     Geistern wissen. Ich will eigentlich noch nicht einmal von dir etwas wissen. Warum hat deine Seele nicht endlich Ruhe gefunden,
     nachdem wir den Mord an dir aufgeklärt haben?«
    »Das könnten wir ja unsere liebe Fachfrau mal fragen«, gab ich genervt zurück und übersetzte die Frage flugs an Marlene. Über
     dieses Thema hatten Martin und ich uns bereits mehr als einmal gestritten. Aber ich wusste ja selbst keine Antwort. Natürlich
     hatte auch ich damals |25| gedacht, dass ich den Weg durch den Tunnel und ins Licht finden würde, sobald mein Mörder gefasst sei. Die liebe Seele findet
     Ruh, ich mach die Biege ins Paradies und alle sind glücklich und zufrieden. Martin ließ sich nur durch diese Hoffnung dazu
     überreden, mir überhaupt bei meinen Ermittlungen zu helfen. Wir waren total depriletto, als wir feststellten, dass Martin
     zwar den Mord an mir und die damit zusammenhängenden weiteren Todesfälle aufgeklärt hatte, dass das aber leider an meinem
     Zustand zwischen den Welten nichts änderte. Ich hing immer noch hier herum.
    »Dazu kann ich nichts sagen«, sagte Marlene. »Dazu kann sie nichts sagen«, sagte ich zu Martin. Das konnte ja heiter werden,
     wenn ich jeden Textbeitrag zwischen den beiden dolmetschen musste. »Die Polizei hat die Ermittlungen sicherlich schon aufgenommen«,
     wehrte Martin weiter ab.
    »Das sollten wir überprüfen«, schlug ich vor. Mein Glaube an die Bullen war nicht so stahlhart wie Martins, auch wenn ich
     zugeben musste, dass Martins Kripo-Kumpel Gregor kein übler Kerl war.
    Zunächst gab ich mein bisheriges Wissen an Martin weiter. Er wirkte total verstrahlt, hörte gar nicht richtig zu, blickte
     ständig den Flur entlang in der Hoffnung, dass Birgit endlich wiederkäme. Was sie dann auch bald tat.
    »Apfelkuchen oder Schokoladentorte?«, fragte sie mit einem süßen Lächeln. Martin nahm natürlich das Obst. »Sag mal, hast du
     von einem Brand im Kloster der Liebevollen Schwestern der Heiligen Maria von Magdala gehört?«, fragte Martin betont lässig.
     Lässigkeit ist etwas, das in dem krassest denkbaren Gegensatz zu seiner weich gespülten Natur steht, daher erinnerte seine
     gewollt lockere Körpersprache auch eher an ein Kaninchen, |26| das an den Ohren hochgehoben wird und sich aus dem Griff zu winden versucht.
    »Ja, ist das nicht schrecklich?«, entgegnete Birgit. »Eine Nonne ist tot, die andere schwer verletzt. Wer tut bloß so etwas?«
    »Wer tut was?«, fragte Martin. »Einen Brand in einem Kloster legen.« Marlene reagierte mit wortloser Bestürzung. Martin sah
     eher erleichtert aus. »Man weiß also, dass es Brandstiftung war? Dann hat die Polizei die Ermittlungen aufgenommen?« Und gedanklich
     an mich gewandt fügte er hinzu: »Na bitte, was soll ich mich da einmischen!« »Nun ja, ganz sicher ist das mit der Brandstiftung
     nicht. Es könnte auch ein Unfall gewesen sein. An diesem Kloster wird die Heizungsanlage erneuert.«
    »Und was ist mit den Opfern? Weiß man schon, warum die eine Nonne ums Leben kam?« »Sie hat nach dem Brandherd gesucht. Dabei
     muss sie wohl die Orientierung verloren haben. Jedenfalls ist sie vom Rauch ohnmächtig geworden und dann verbrannt.« »Sie
     ist ohne Feuerlöscher oder Wasser oder so etwas zu dem Feuer gelaufen?« fragte Martin.
    »Normalerweise hängt ein Feuerlöscher im Anbau, weil der Raum als Schlafsaal genutzt wird. Aber wegen der Renovierung war
     er wohl nicht dort«, zitierte Birgit weiter. »Jetzt erinnere ich mich«, schrie Marlene plötzlich. »Als ich in den Anbau kam,
     verschwand jemand aus der hinteren Tür.«
    Ich gab die Information an Martin weiter, aber er blieb stumm.
    »Ich lief zum Hinterausgang, aber er war zugesperrt. Dann habe ich mich an der
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