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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs
Autoren: Nicholas Evans
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greifen. Sie trat einen Schritt zurück und drückte sich mit dem Rücken gegen die Tür. Plötzlich fiel ihr ein, dass er sie schon einmal gegen ihren Pick-up gedrängt hatte. Auch er schien sich im selben Moment daran zu erinnern und wich vor ihr zurück, bis er außer Reichweite ihres Knies war.
    »Clyde! Mach das Seil fest.« Er ging weg.
    »An ihr oder am Pick-up?«, rief Ethan Harding.
    Die Männer grölten. Jemand reichte Hicks ein Seil, und er ging zum Pick-up. Helen wirbelte herum, riss die Tür auf, griff hinter den Sitz, zog Lukes Gewehr heraus, richtete es auf Hicks und spannte den Hahn. Clyde erstarrte, und plötzlich wurde es still. Buck Calder stand mit dem Rücken zu ihr. Nun drehte er sich langsam um. Sein Blick fiel auf das Gewehr. Helen schluckte.
    »Fahrt nach Hause. Sofort!«
    Die Männer rührten sich nicht von der Stelle und starrten sie bloß an. Zum ersten Mal schien es Eleanor mit der Angst zu tun zu bekommen. Calder betrachtete stirnrunzelnddas Gewehr. Als er auf Helen zutrat, schwenkte sie den Lauf herum, so dass die Waffe auf ihn zielte. Er zögerte, doch dann ging er weiter.
    »Wo haben Sie das her?«
    Helen gab keine Antwort. Sie atmete heftig und wusste, dass ihre Stimme ihre Angst verraten würde. Er kam immer näher, bis der Lauf nur noch wenige Zentimeter von seinem Körper entfernt war.
    »Wie können Sie es wagen«, flüsterte er. »Wie können Sie es
wagen,
mit dem Gewehr meines toten Sohnes auf mich zu zielen?«
    Und er legte die Hand über die Mündung und nahm ihr die Waffe ab.
     
    Die Wölfin stand direkt am Eingang zur Höhle, als er mit der ersten Tasche voller Welpen nach draußen kroch. Einen Moment lang fürchtete er, sie wolle ihn angreifen. Doch dann wich sie, bellend, knurrend und zähnefletschend, vor ihm zurück. Erst als Luke sie anschrie und mit dem Stock herumfuchtelte, nahm sie Reißaus.
    Zwanzig Meter entfernt blieb sie stehen und kläffte ihn erneut an. Luke fürchtete, dass sie sich, wenn er die erste Tasche vor der Höhle stehenließ, die Welpen schnappen und damit verschwinden würde, während er sich die anderen griff. Vielleicht sollte er sie sicherheitshalber erst in den Jeep bringen, doch fehlte ihm dafür die nötige Zeit; außerdem würde sie währenddessen vermutlich in die Höhle kriechen und sich die beiden anderen Welpen holen.
    Er klemmte die Tasche mit den wimmernden Welpen in einen Felsspalt und suchte ein paar Steine, um sie davor aufzustapeln. Das würde die Wölfin zwar nicht auf Dauer abhalten, verschaffte ihm aber vielleicht die nötige Zeit. Unterdessen versuchte er, nicht auf den winselnden Welpenin der Schlinge zu achten, die, wie er erst jetzt bemerkte, rund um die Höhle ausgelegt war.
    Was für ein krankes Hirn, fragte er sich, konnte sich so etwas Grausames ausdenken?
    Schließlich ertrug er das Gewimmer nicht länger. Obwohl er wusste, dass er keine Minute verlieren durfte, musste er noch einmal versuchen, dem Welpen die Haken aus dem Maul zu ziehen, während seine Mutter ihn aufgeregt umkreiste. Doch wieder schaffte er es nicht.
    Dann hörte die Wölfin auf zu bellen. Plötzlich vernahm Luke fernes Motorengeräusch und Hundegebell. Als er über die Rodung schaute, sah er, wie Scheinwerferlicht den Himmel abtastete.
    Er legte den Welpen wieder auf den Boden, nahm die Lampe und die leere Tasche und stürzte zurück zur Höhle.
    Die Autos und Trucks hielten in einer langen Reihe oberhalb der Rodung, und die Männer stiegen aus. Die meisten hatten Gewehre, andere hielten Taschenlampen oder Fackeln. Abe hatte seine Hunde angeleint. Sie gebärdeten sich wie verrückt.
    Buck stand neben Clydes Truck, Henrys Gewehr in der Hand. Sein Blut geriet immer noch in Wallung bei dem Gedanken daran, wie diese kleine Dreckshure auf ihn gezielt hatte. Am liebsten hätte er ihre süße kleine Fresse eingeschlagen. Nur gut, dass Craig Rawlinson dagewesen war, um sie ihm vom Leib zu halten, als ihr Truck aus dem Weg geschoben wurde. Auf Eleanor war er genauso wütend, hatte die sich doch mit diesem Miststück gegen ihren eigenen Mann verbündet. Einfach unglaublich.
    Rawlinson hatte taktvoll angedeutet, dass er sich mit den beiden Frauen im Hintergrund halten würde. Buck wusste, dass er dann später beteuern konnte, nichts von dem gewusst zu haben, was sie nun vorhatten.
    »Also! Wo ist die Höhle?«, fragte er.
    Clyde zeigte auf die Höhle.
    »Direkt in der Mitte. Ein paar hundert Meter von hier. Siehst du die Felsen?«
    »Ja.«
    »Die Höhle liegt
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