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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Menschenkenntnis hatte Pielkötter seinem Untergebenen eigentlich nicht zugetraut.
    »Auf der rechten Seite der Brust weist die Leiche eine kreisrunde Narbe auf. Interessant sind die tätowierten Buchstaben in der Mitte. Ein C, ein S und ein H. Alle großgeschrieben. Und ganz sicher nicht von einem Profi gemacht. Der erste Buchstabe könnte natürlich für Cornelius stehen, der letzte für Hamacher. Leider besitzt das Opfer keinen zweiten Vornamen.«
    »Eine Narbe, also keine frische Wunde, demnach nicht von dem Schwert«, bemerkte Barnowski. »Folglich hatte der Täter damit nichts zu tun.«
    »Vorsicht«, mahnte Pielkötter. »Wir wissen ja nicht, ob sich Täter und Opfer nicht schon vorher kannten.«
    »Da haben Sie ausnahmsweise Recht.«
    Pielkötter missfiel das Wort »ausnahmsweise« ebenso wie der ironische Unterton. »Haben Sie schon etwas über Cornelius Hamachers Firma in Erfahrung gebracht?«
    »Wenn ich mich jetzt erst einmal setzen darf, erzähle ich es Ihnen«, erklärte Barnowski.
    Mit undurchdringlicher Miene deutete Pielkötter auf einen der beiden Stühle vor seinem monströsen Schreibtisch.
    »Also der hat ganz schön Umsatz mit seiner Werbefirma gemacht. Bis zu dreihundert Mille pro Jahr. Okay, da geht noch einiges ab bis zum Gewinn. Trotzdem konnte er davon mehr als gut leben.«
    »Mitarbeiter?«
    »Nur eine Sekretärin. Juliane Berger. Mit der habe ich gleich für morgen einen Termin ausgemacht. Genauer gesagt, habe ich sie für zehn Uhr hier ins Präsidium bestellt.«
    »Nein, das machen wir anders«, erklärte Pielkötter. »Ich werde mich mit ihr in Hamachers Firma treffen. Jetzt gleich. Kündigen Sie mal schnell meinen Besuch an. Zwar war die Spurensicherung schon vor Ort, aber ich möchte mir ein persönliches Bild machen. Auch von Juliane Berger in der passenden Umgebung.«
    Barnowski rollte verdächtig mit den Augen.
    »Sobald wir alle wichtigen Personen vernommen haben, kümmern wir uns um das Schwert.« Mit einem Wink gab Pielkötter seinem Untergebenen zu verstehen, dass er das Büro nun verlassen konnte.
    »Hamacher muss total bescheuert gewesen sein«, erklärte Barnowski, während er sich erhob. »Besitzt die nötige Knete, es so richtig krachen zu lassen, und was macht der Mann? Zieht sich einsam in sein Haus zurück, wenn er nicht gerade arbeitet. Also, Chef, mir würde das nicht passieren.«
    »Muss ja nicht jeder Ihre Lebenseinstellung teilen«, ließ Pielkötter eine letzte Anspielung fallen, bevor Barnowski aus seinem Büro verschwand.

Freitag, 13. Mai  12:00 Uhr

    Da Cornelius Hamachers Firma nicht allzu weit vom Präsidium entfernt war, beschloss Pielkötter ausnahmsweise zu Fuß zu gehen. Doch keine gute Idee, fand er, nachdem er literweise Autoabgase eingeatmet hatte. Bevor er die Düsseldorfer Straße überquerte, warf er einen Blick auf das moderne Gebäude des LehmbruckMuseums. Leider erinnerten ihn die Skulpturen vor dem Gebäude daran, dass er seiner Frau Marianne mehr Kultur versprochen hatte. Unwillig schob er diesen Gedanken beiseite. Sein Verhältnis zu Marianne war in der letzten Zeit schon problematisch genug. Dazu brauchte er nicht gerade auch noch Kultur. Ein gutes Essen und ein gepflegtes Gläschen Pils waren damit ja wahrscheinlich nicht gemeint. Eilig hastete er über die Straße, ehe der anrollende Verkehr das wieder für eine Weile zu einem unmöglichen Unterfangen machen würde.

    Cornelius Hamacher hatte die vierte Etage eines Gebäudes mit etlichen Firmenbüros angemietet. Das ganze Gebäude erschien Pielkötter sehr gepflegt, der Aufzug funktionierte, schwebte fast geräuschlos nach oben.
    Juliane Berger empfing ihn an der Tür. Sie wirkte genauso makellos wie der Eingangsbereich. Dezentes Make-up, blassrosa Lippenstift, eine Frisur wie aus der Werbung und modisch gezupfte Augenbrauen.
    »Schrecklich, nicht wahr?«, erklärte sie statt einer Begrüßung. »Dabei versuche ich immer noch, hier zu arbeiten, als sei nichts geschehen. Obwohl die Polizei einiges an Unterlagen beschlagnahmt hat.«
    Nachdem Juliane Berger ihn durch einen schmalen Flur und ein ansprechendes helles Vorzimmer geführt hatte, landeten sie in einem riesigen Büro. Zu Pielkötters Erstaunen bot sie ihm einen Platz an einem Konferenztisch mit zwölf gut gepolsterten Stühlen an. Die Anzahl der Sitzgelegenheiten fand Pielkötter etwas übertrieben.
    »Hatten Sie denn Kundenbesuche in dieser Größenordnung?«, fragte er mit Blick auf den ovalen Mahagonitisch.
    »Weniger«,
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