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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Haustür aufgeschlossen«, führte Pielkötter sie zurück zum Thema.
    »Da habe ich Herrn Hamacher da liegen sehen. Direkt in der Diele. Zuerst hab ich geschrien, aber natürlich hat mich keiner gehört. Das Grundstück ist einfach zu groß. Ist hier ja nicht wie in der Stadt.« Mit einer hektischen Handbewegung strich sich Frau Koschinski eine graue Haarsträhne aus der Stirn.
    »Ich hab sofort gesehen, dass er tot ist. Vielleicht habe ich ihn ein paar Sekunden angestarrt. Dann konnte ich den Anblick nicht mehr ertragen. Erst wollte ich einen Arzt anrufen, aber für Herrn Hamacher …« Wieder strömten unzählige Tränen über ihre Wangen.
    Pielkötter gönnte ihr eine Pause. Sein Blick fiel auf ein riesiges, gut bestücktes Bücherregal an der gegenüberliegenden Wand. Sofern die Bücher nicht ausschließlich als Zierde dienten, war das Opfer wohl sehr belesen. Nun ja, mit irgendetwas musste Cornelius Hamacher ja seine Zeit verbringen, dachte Pielkötter. Keine Frau, keine Freundin, keine Kinder. Womöglich hatte er Freude und Konflikte lieber aus zweiter Hand erlebt. Allerdings passte der Mord nicht ganz zu dieser Theorie, eher zu einer heimlichen Leidenschaft, von der Frau Koschinski nichts wusste. Aber keine voreiligen Schlüsse, mahnte er sich selbst.
    »Ich habe dann ziemlich schnell die Polizei angerufen«, meldete sich die Reinigungsfrau plötzlich wieder zu Wort. »Mit meinem Handy, weil ich hier nichts anfassen wollte. Ich habe mich auch nicht vom Fleck gerührt, bis Ihre Kollegen aufgetaucht sind. Erst als die es erlaubt haben, bin ich ins Wohnzimmer gegangen und habe mich hierhin gesetzt.«
    »Vorbildliches Verhalten«, bemerkte Pielkötter und lächelte gütig.
    »Darf ich jetzt bitte gehen?«
    »Eine Frage, dann sind Sie entlassen«, erwiderte Pielkötter. Frau Koschinski sah wirklich sehr mitgenommen aus. »Zumindest vorerst. Für das Protokoll müssen wir Sie leider erneut behelligen. Für heute möchte ich nur noch wissen, ob Herr Hamacher wirklich zu niemandem Kontakt gehabt hat, gleich welcher Art.«
    Frau Koschinski schien ernsthaft zu überlegen.
    »Vielleicht haben Sie einmal zwei Gläser weggeräumt, die auf einem Tisch stehen geblieben waren, oder den Müll nach einer Feier eingesammelt?«
    »Von Kontakten weiß ich nichts. Allerdings war ich ja nur zweimal pro Woche im Haus.«
    Nachdem Pielkötter sich für die Auskünfte bedankt hatte, stand Frau Koschinski schwerfällig auf. An der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Hoffentlich schnappen Sie dieses Monster, das Herrn Hamacher das angetan hat. Einen besseren Arbeitgeber werde ich kaum finden. Sehr gut gezahlt hat er. Und ich konnte hier ungestört schalten und walten. Das ist längst nicht in allen Haushalten so.«
    »Wir geben unser Bestes«, erwiderte Pielkötter, aber da war Frau Koschinski bereits außer Hörweite. Hoffentlich hatten die Kollegen ihre Personalien aufgenommen.

    Pielkötter stand auf und lief zum Bücherregal. Nachdenklich zog er einen Band heraus und blätterte darin, dann wahllos noch ein paar andere. Für seinen Geschmack waren sie zu theologisch. Sogar ein Buch über Liturgie war dabei. Himmel, welcher Laie las denn so etwas? Zumal jemand aus der Werbebranche? Ehe er sich darüber weiter den Kopf zerbrach, beschloss er, sich lieber an Fakten zu halten. Höchste Zeit, Jochen Drenck von der Spurensicherung zu löchern. Eilig lief Pielkötter aus dem Wohnzimmer in die Diele. Anscheinend war die Spurensicherung dort bereits abgeschlossen. Sie hatten sich inzwischen zur ersten Etage hinaufgearbeitet, erfuhr er von dem jungen Polizisten in Uniform. Neugierig stieg Pielkötter die breiten Marmorstufen hoch, die von der Diele nach oben führten.
    In einem der zwei Schlafzimmer stand Barnowski mit Jochen Drenck zusammen. Drenck hielt eine kleine Dose fluoreszieren den Magnetpulvers Marke »Blitz Red« in der Rechten und fuch telte mit der linken Hand in der Luft herum.
    »Habt ihr schon eine Spur gefunden, der man nachgehen sollte?«
    »Wie ein Raubmord sieht das jedenfalls nicht aus«, erwiderte Drenck wie aus der Pistole geschossen. »Trotz Blitz Red gibt es keine Anzeichen dafür, dass der Täter weiter als bis zur Diele gekommen ist.«
    »Vielleicht wusste er einfach genau, wonach er sucht.«
    »Dann hätte er zumindest den Safeschlüssel finden müssen. Der lag ganz unspektakulär in Hamachers Nachttischschublade unter einem Stapel Unterhosen.«
    »Um potentielle Diebe abzuschrecken, hätte er die schon einige Tage
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