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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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immer z ufrieden mit mir, und ich kann auch nichts Schlechtes über die Stelle sagen. Für Männer zu putzen ist sowieso einfacher, meis­tens jedenfalls. Zumindest habe ich noch nie erlebt, dass ein Mann mit dem Finger über die Fußleiste streicht, wenn ich mit dem Zimmer fertig bin. Nein, Herr Hamacher war sehr zufrieden mit meiner Arbeit.« Plötzlich rannen wieder Tränen über ihr recht bleiches Gesicht.
    »Herr Hamacher war also nicht verheiratet?«
    »Nicht, seit ich für ihn arbeite. Mir gegenüber hat er nie eine Frau oder Kinder erwähnt. Ich glaube, der hat nicht einmal eine Freundin gehabt.«
    Ursprünglich hatte Pielkötter die Befragung zunächst in eine ganz andere Richtung lenken wollen, aber natürlich musste auch das Privatleben des Opfers ausgeleuchtet werden. »Ein Mann in den besten Jahren«, setzte Pielkötter einen Impuls, der Frau Koschinski hoffentlich anregen würde, sich dazu zu äußern.
    »Gewundert hat mich das schon«, erklärte sie tatsächlich. »Dabei sah er gut aus. Immer noch dichtes schwarzes Haar. Nicht so abgearbeitet wie ich. Bin ja kaum älter als er. Aber da lagen Welten zwischen, wenn Sie verstehen, was ich meine?«
    Pielkötter zog es vor, diese Frage unbeantwortet im Raum stehen zu lassen.
    »Wirklich seltsam«, fuhr sie fort. »Eigentlich hätten die Frauen auf Herrn Hamacher fliegen müssen. Natürlich war er auch immer schick angezogen. Gute Kleidung war für meinen Chef sehr wichtig. Wenn ich mal eine Hose in den Schrank gehängt habe, musste ich stets auf die Falten achten. Und reden konnte der. Nicht so wie unsereiner. Bei dem hätten doch die Frauen Schlange stehen müssen. Wo er doch auch noch Geld hatte. So sagt man doch.« Unvermittelt füllten sich ihre Augen erneut mit Tränen. »Und jetzt ist er tot«, nuschelte sie in ihr Taschentuch.
    »Glauben Sie, dass Herr Hamacher mehr auf Männer stand?«, fragte Pielkötter, wobei er unwillkürlich an seinen eigenen Sohn Jan Hendrik denken musste.
    »Bestimmt nicht«, antwortete Frau Koschinski mit fester Stimme, nachdem sie sich wieder gefangen hatte. »Das hätte ich ihm sicher angemerkt. Und ich sage Ihnen eins, als Putzfrau bekommen Sie eine ganze Menge mit. Wenn man die Augen offen hält, weiß man doch, wo der Hase langläuft. Das können Sie mir wirklich glauben. Nein, nein, er stand nicht auf Männer. Der ruhte mehr so in sich selbst. War so ’ne Persönlichkeit, verstehen Sie?«
    Pielkötter nickte, obwohl er mit dieser Aussage nicht gerade viel anfangen konnte. »Wann haben Sie Herrn Hamacher denn gefunden?«, lenkte er die Befragung nun auf die Fakten.
    »Kurz vor zwei, also ich meine vierzehn Uhr.«
    »Danach haben Sie uns sofort angerufen«, stellte Pielkötter schnell fest, ehe Frau Koschinski ihren Tränen wieder freien Lauf lassen konnte.
    »Ja, es war so furchtbar, wie er dagelegen hat. Und das viele Blut. Obwohl ich es mit eigenen Augen gesehen hab, kann ich es noch nicht glauben. Wer ihm das nur angetan hat?«
    »Genau das werden wir mit Ihrer Hilfe herausfinden«, entgegnete Pielkötter und sah ihr direkt ins Gesicht. Sie durfte sich jetzt auf keinen Fall ihren Gefühlen hingeben, zumindest nicht, bevor sie ihm weitere Fragen beantwortet hatte. »Begann Ihr Dienst bei Herrn Hamacher immer um diese Zeit?«
    »Nur donnerstags, da putze ich vorher woanders. Montags arbeite ich hier immer den ganzen Tag, also von neun bis um vier. Bei diesem riesigen Haus ist das schon nötig.«
    »Haben Sie Herrn Hamacher dann immer angetroffen?«
    »Kaum. Morgens ist er meist schon aus dem Haus. Donnerstags bin ich zwar bis achtzehn Uhr hier, aber dann ist er fast immer noch in seinem Büro.«
    Pielkötter fiel auf, dass sie nicht die Vergangenheitsform benutzte. »Wo arbeitete Herr Hamacher denn?«
    »Er ist selbständig, hat eine kleine Werbeagentur. Mitten in der Stadt, in der Nähe des LehmbruckMuseums. Ich selbst bin noch nicht dort gewesen, also, in seinem Büro, meine ich.«
    »Was genau haben Sie getan, nachdem Sie heute dieses Haus betreten haben?«
    »Verdächtigen Sie mich jetzt etwa?«, fragte Frau Koschinski völlig entsetzt.
    »Nein«, antwortete Pielkötter beruhigend, »ich muss mir nur ein exaktes Bild von den Abläufen machen. Vielleicht haben Sie etwas bemerkt, das mir Hinweise auf den Täter liefert.«
    »Nachdem ich die Tür geöffnet habe …« Sie stockte. »Herr Hamacher hat mir ja seinen Hausschlüssel anvertraut. Er weiß doch, von mir hat er nichts zu befürchten.«
    »Sie haben also die
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