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Im Koma

Titel: Im Koma
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dass du bis nach dem Essen gewartet hast, um uns so wichtige Neuigkeiten zu erzählen«, sagte Gail und unterstrich ihren Satz mit einem kurzen Lachen.
    »Nun, bis jetzt waren es nur Gedankenspiele.«
    »Und jetzt nicht mehr?«, fragte Janine.
    »Ende des Monats setze ich die Pille ab.«
    »Das ist ja toll!«, flötete Gail.
    »Und du bist sicher, dass es der richtige Zeitpunkt ist?«, fragte Janine. »Ich meine, so lange seid ihr doch noch gar nicht verheiratet, und du hast gerade eine neue Firma gegründet.«
    »Die Firma läuft super, meine Ehe könnte nicht besser sein, und wie du eben festgestellt hast, sind wir nicht mehr auf der Uni. Ich werde dreiunddreißig. Wenn alles nach Plan läuft, kommt das Baby vielleicht sogar schon um meinen Geburtstag herum zur Welt.«
    »Und wann wäre bei dir irgendwas je nicht nach Plan gelaufen?«, fragte Janine mit einem Lächeln.
    »Schön für dich.« Gail tätschelte Caseys Hand. »Ich finde es großartig. Du wirst bestimmt eine tolle Mutter.«
    »Glaubst du wirklich? Ich hatte ja nicht gerade ein tolles Vorbild.«
    »Du hast deine Schwester praktisch alleine großgezogen«, bemerkte Gail.
    »Ja, und schau dir an, was aus ihr geworden ist.« Casey blickte wieder zu dem Stillleben an der Wand und atmete tief ein, als wollte sie den Duft der rosafarben leuchtenden Pfingstrosen in sich aufnehmen.
    »Wie geht es Drew überhaupt?«, fragte Janine, obwohl ihr Ton erkennen ließ, dass sie die Antwort bereits kannte.
    »Ich habe seit Wochen nichts von ihr gehört. Sie ruft nicht an und reagiert auch nicht auf meine Nachrichten.«
    »Typisch.«
    »Sie meldet sich bestimmt«, sagte Gail, diesmal ohne ein leises Lachen zur Untermalung.
    Janine machte dem Kellner ein Zeichen, die Rechnung zu bringen, indem sie die Finger in der Luft schwenkte, als würde sie den Beleg schon unterschreiben. »Bist du ganz sicher, dass du diesen perfekten Körper aufgeben willst?«, fragte sie Casey, als der junge Mann die Rechnung brachte. »Du weißt ja, er wird nie mehr derselbe sein.«
    »Das ist schon okay. Es ist Zeit...«
    »... für etwas Neues?«, frotzelte Janine.
    »Deine Brüste werden größer werden«, sagte Gail.
    »Das ist doch nett«, sagte Casey, während Janine den Betrag dividierte.
    »Fünfzig für jede inklusive Trinkgeld«, verkündete sie kurz darauf. »Warum gebt ihr mir nicht das Geld, und ich lasse alles auf meine Kreditkarte setzen, damit es schneller geht?«
    Casey wusste, dass Janines Vorschlag nichts mit der Beschleunigung des Verfahrens, dafür jedoch alles mit der steuerlichen Absetzbarkeit ihres Lunchs als Geschäftsessen zu tun hatte. »Und was machst du am Wochenende?«, fragte sie und gab Janine das abgezählte Geld.
    »Ich habe ein Date mit dem Banker, mit dem ich letzte Woche schon mal weggegangen bin.« Janines blaue Augen sprühten keineswegs vor Begeisterung.
    »Das ist doch nett«, sagte Gail. »Oder nicht?«
    »Eigentlich nicht. Aber er hat Karten für Jersey Boys, und ihr wisst ja, wie schwer man an Tickets kommt, wie hätte ich da ablehnen können?«
    »Oh, es wird dir gefallen«, sagte Casey. »Es ist fantastisch. Ich habe das Original vor ein paar Jahren am Broadway gesehen.«
    »Selbstredend.« Janine lächelte und stand auf. »Und diese Woche wirst du mit deinem fabelhaften Ehemann fabelhafte Babys machen. Sorry«, fügte sie im selben Atemzug hinzu. »Ich bin echt fies. Das muss PMS sein.«
    »Wohin gehst du jetzt?«, fragte Gail Casey, während sie auf ihre Mäntel warteten.
    »Ich glaube, ich bleibe noch ein bisschen hier. Eigentlich wollte ich noch joggen, aber die Zeit bis zu meinem nächsten Termin reicht wohl nicht mehr.« Casey sah auf ihre Uhr, eine goldene Cartier, die ihr Mann ihr zu ihrem zweiten Hochzeitstag im vergangenen Monat geschenkt hatte.
    »Spar deine Kräfte für heute Nacht«, riet Janine ihr leise und beugte sich herab, um Casey auf die Wange zu küssen. »Komm, Gail, ich setz dich noch bei deiner Arbeit ab.«
    Casey sah ihren beiden Freundinnen nach, die Arm in Arm die South Street hinuntergingen, und fand, dass sie einen markanten Gegensatz bildeten: Janine, hoch aufgeschossen und gefasst,
    Gail kleiner und in alle Richtungen quellend; Janine ein teures Glas Champagner, Gail ein Krug frisch gezapftes Bier.
    Und was wäre sie dann, fragte Casey sich. Vielleicht sollte sie einen angesagteren Haarschnitt probieren, obwohl lange blonde Haare eigentlich nie aus der Mode gekommen waren. Und sie passten gut zu ihrem ovalen Gesicht,
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