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Im Koma

Titel: Im Koma
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wie im Schnelldurchlauf vor ihrem inneren Auge abspulen. Sie hatten ihre diversen Salate und jeweils ein Glas Wein genossen, ein wenig Klatsch und sämtliche Neuigkeiten ausgetauscht, die sich seit ihrem letzten Treffen vor zwei Wochen ereignet hatten. Alles schien bestens. Es sei denn, Janine haderte immer noch mit ihrer neuen Frisur ...
    »Es ist nur dieser kleine Blödmann Richard Mooney - erinnerst du dich an ihn?«, fragte Janine Casey.
    »Der Typ, den wir bei Haskins & Farber untergebracht haben?«
    »Genau der. Die Knalltüte hat im unteren Drittel seines Examensjahrgangs abgeschlossen«, erklärte Janine Gail. »Hat ein Sozialverhalten wie eine Mülltonne. Kann ums Verrecken keinen Job finden. Niemand, aber auch niemand will ihn einstellen. Er kommt zu uns. Ich sage zu Casey, der Typ ist ein Loser, wir sollten ihn gar nicht erst annehmen, aber ihr tut er leid, und sie meint, wir sollten ihm eine Chance geben. Warum nicht? Zumal sie ohnehin vorhat, uns bald zu verlassen, wie sich herausstellt.«
    »Moment mal«, rief Casey und hob protestierend die Hände.
    Janine tat Caseys Einwand mit ihrem Megawattlächeln und einem Wink ihrer langen French-Manicure-Fingernägel ab. »Ich wollte dich bloß ärgern. Außerdem haben wir ihn angenommen, und ein paar Monate später warst du weg. Oder stimmt das nicht?«
    »Nun ja, schon, aber...« »Mehr sage ich ja gar nicht.«
    Casey hatte Probleme zu verstehen, was genau ihre Freundin eigentlich meinte. Sie dachte, dass Janine eine großartige Anwältin geworden wäre, und fragte sich, warum sie überhaupt über Richard Mooney redeten.
    »Also zurück zu Richard Mooney«, sagte Janine, als hätte Casey ihre Verwirrung laut geäußert. Sie wandte sich wieder an Gail. »Wir konnten tatsächlich etwas für den kleinen Blödmann tun. Wie sich herausstellte, hat einer der Partner bei Haskins eine Schwäche für Casey. Sie klimpert ein paarmal mehr als üblich mit den Wimpern, und er willigt ein, es mit Mooney zu versuchen.«
    »Das war wohl kaum der Grund«, unterbrach Casey.
    »Jedenfalls fängt Mooney bei Haskins an und kann sich dort kaum ein Jahr halten, ehe er wieder rausfliegt. In der Zwischenzeit hat Casey natürlich ihr neues Leben als Dekorateurin der Stars angefangen. Und wer bleibt zurück, um sich mit den Folgen herumzuschlagen?«
    »Welche Folgen?«, fragte Gail.
    »Welche Stars?«, fragte Casey.
    »Nun, ich kann mir nicht vorstellen, dass Haskins & Farber besonders glücklich sind«, sagte Janine. »Die werden in absehbarer Zeit wohl nicht mehr an meine Tür klopfen. Aber ratet mal, wer heute Morgen als Erstes vor meiner Tür stand? Der kleine Blödmann persönlich! Er will einen neuen Job, behauptet, wir haben mit seiner Vermittlung an Haskins Mist gebaut, weil wir haben wissen müssen, dass die Kanzlei für ihn nicht die richtige sei, weshalb es nun auch an mir liege, ihm eine besser geeignete Position zu verschaffen. Als ich ihm vorschlug, sich an jemand anderen zu wenden, wurde er ziemlich pampig und verlangte, die Chefin zu sprechen. Ich nehme an, er meinte dich«, fuhr Janine mit einem Nicken in Caseys Richtung fort, wodurch eine dicke Strähne blauschwarzer Haare über ihr linkes Auge fiel. »Er hat einen ziemlichen Aufstand gemacht. Ich hätte beinahe den Sicherheitsdienst rufen müssen.«
    »Das ist ja furchtbar«, sagte Gail.
    »Das tut mir sehr leid«, entschuldigte Casey sich. Janine hatte recht - es war ihre Idee gewesen, Richard Mooney anzunehmen; und er hatte ihr leidgetan; und vielleicht hatte sie bei Sid Haskins auch ein paarmal mehr als üblich mit den Wimpern geklimpert. »Tut mir leid«, sagte sie noch einmal, obwohl sie wusste, dass es nicht der einzige Fall war, bei dem ein Anwalt, den sie einer Kanzlei empfohlen hatten, sich nicht bewährt hatte. Janine war selbst für mindestens zwei Paarungen verantwortlich, die sich als alles andere als ideal erwiesen hatten, obwohl dies wahrscheinlich nicht der geeignete Zeitpunkt war, das anzumerken.
    »Ich weiß, dass es nicht deine Schuld ist«, gab Janine zu. »Ich weiß nicht, warum mir das Ganze so zugesetzt hat. Wahrscheinlich PMS.«
    »Apropos... nun ja, nicht direkt«, sagte Casey, hielt inne, uneins mit sich, ob sie weitersprechen sollte, und sprudelte dann doch weiter. »Warren und ich haben darüber gesprochen, ein Kind zu bekommen.«
    »Das ist nicht dein Ernst«, sagte Janine, und ihr schmallippiger Mund rutschte gemeinsam mit ihrem spitzen Kinn Richtung Tischdecke.
    »Ich kann nicht glauben,
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