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Im Königreich der Frommen (German Edition)

Im Königreich der Frommen (German Edition)

Titel: Im Königreich der Frommen (German Edition)
Autoren: Peter Boehm
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nicht viel dabei, warum sie mir das jetzt gesagt
hatte, redete ein bisschen mit Joe und Maria und wollte mich
schließlich wieder auf den Weg machen, als mich die beiden
baten, noch zu warten und erst zu gehen, wenn Mary Joe wiederkomme.
Auch jetzt war mir das volle Ausmaß der
Management-Unverfrorenheit noch nicht bekannt.
    Schließlich
kam Mary Joe zurück. Wenn ich wollte, könne ich jetzt
gehen, sagte Maria. Erst jetzt erfuhr ich das volle Ausmaß der
Management-Unverfrorenheit. Aber jetzt war es zu spät.
    Das werde ich den
dreien nie verzeihen, dass sie mich zum Agenten des Königreiches
gemacht haben. Hätte ich schon vorher das volle Ausmaß
der Management-Unverfrorenheit gekannt, hätte ich sofort
gesagt, als ich die Aufsicht übernahm: So und jetzt ab ins
Schlafzimmer. Dort tut ihr, was ihr zu tun habt, und zwar so lang
und so gut, dass ich sagen könnte, so geht das. Ich stehe an
der Eingangstür Schmiere. Hier kommt keiner rein – und
wenn ich mich zerreißen lassen muss. Macht mich stolz. Das
hätte ich gesagt. Darauf können Sie Ihren Kindle
verwetten. Aber dafür war es dann zu spät.
    Nicht nur solche
Erlebnisse waren es, die mich jedem sagen ließen, der mir
vertrauenswürdig erschien: Nachdem mein Vertrag im Königreich
abgelaufen ist, bin ich raus. Nach vier Monaten hatte ich die
Schnauze voll, nach fünf Monaten die Faxen dick, nach sechs
Monaten war es schlimmer, aber vor den großen Sommerferien
unterschrieb ich auf einmal einen neuen Einjahresvertrag.
    Höh? Natürlich
hatte das Management mit Geld gewunken. Das war die einzige Sprache,
die wir Söldner verstanden. Das wusste auch das Management.
Wenn ich nach den sechs Wochen Ferien in Deutschland wiederkam,
bekam ich einen Vertragsverlängerungsbonus und eine
Gehaltserhöhung. Außerdem trauerte ich immer noch meinem
zweiten Job nach. Wenn ich wiederkam, wollte ich versuchen, selbst
einen zu finden. Inzwischen hatte ich ganz gute Kontakte. Mein
Kontostand gab mir sowieso Recht. Ich war am Haken. Im September
kehrte ich ins Königreich zurück.
    Aber das Witzige
war: Als ich zurückkam, fühlte ich mich gut. In meinem
Urlaub hatte ich etwas verstanden. In Ordnung, die Untertanen hatten
ein Rad ab, das war völlig klar. Nur war das nicht mein
Problem. Es war ihr Land und nicht meines. Wenn sie es so haben
wollten, sollten sie. Mich musste das nicht kümmern. Vor allem
musste ich es nicht ändern. Ich hatte losgelassen. Was die
Untertanen machten, war mir egal.
    Schließlich
fand ich aber doch noch den Ausgang. Natürlich hatte das wieder
mit der lieben Penunze zu tun. Mit was denn sonst. Das ist das
einzige, das die Söldner im Kopf haben. Mit was denn sonst! Mit
der lieben Penunze.
    Ich wurde nämlich
versetzt, an das Institut für öffentliche Administration
(IPA). Der Job dort war schwieriger, das IPA war besser organisiert,
na gut, weniger chaotisch organisiert, als die anderen Hochschulen,
die Ansprüche der Schulleitung waren höher, nur die guten
Lehrer konnten dorthin. Na, toll!
    Inzwischen hatte
unsere Agentur aber die anderen Agenturen an der König Saud
Universität (KSU) ausgestochen. Wie an der Al Imam Universität
hatte sie jetzt dort das Monopol. Die Lehrer der anderen Agenturen
waren weg. Jetzt fehlten eine Menge Lehrer an der KSU. Mein Kollegen
unterrichteten dort anderthalb Schichten und verdienten natürlich
entsprechend. An der Al Imam fehlten noch mehr Lehrer. Dort
unterrichteten meine Kollegen in zwei Schichten. Grrr! Und ich
selbst fand keinen zweiten Job.
    Nichts nervt einen
Söldner mehr, als weniger Geld zu machen als die anderen
Söldner. Das können Sie mir glauben. Was ich auch tat, wie
ich auch versuchte, meine Vorzüge herauszustreichen, meine
Kontakte spielen zu lassen, wie ich auch intrigierte, ich wurde
nicht an die Al Imam versetzt und auch nicht an die KSU. Ich war
nicht fröhlich.
    Dazu kam, dass wir
zum IPA jeden Morgen länger als eine Stunde nach Malaz fahren
mussten und am Nachmittag wieder zurück. Malaz liegt viel
weiter im Süden Riads als Kurtopa. Deshalb mieteten wir
schließlich eine Wohnung bzw. zwei Wohnungen in einem dieser
saudischen möblierten Apartmenthäuser (oder waren es
Langzeithotels?), für Expatriates, die ins Königreich
kommen, aber keinen eigenen Hausstand mitbringen.
    Das Hotel war
direkt neben dem IPA. Die Wohnungen waren groß und zu teuer,
um sie alleine zu bezahlen, für Söldner allemal, die jeden
überzähligen Dollar nach Hause schickten.
    Ich zog mit einem
Amerikaner
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