Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer
Autoren: Frances Fyfield
Vom Netzwerk:
kam. Der Gedanke tröstete sie beinahe über sein Fortgehen hinweg. Sie würden gemütlich plaudern, sie und Sophie, und Jeanetta dürfte munter im Hintergrund zwitschern. Sophie konnte endlos reden, über alles und nichts, trug den Klatsch ihrer Freundinnen und Nachbarn ins Haus. Die sogenannten wichtigen Fragen, die weltbewegenden, waren ihr vollkommen 12
    schnuppe, und in ihrem lustvollen Staunen über das Tun und Lassen anderer waren sie und Katherine sich gleich. »Und weißt du, was ihre Tochter gemacht hat? Die, von der ich dir erzählt habe? Wieder abgehauen…«
    »Nein! Tatsächlich?« hauchte dann Katherine entsetzt, während sie mit aufgestütztem Kinn vor ihrer siebten Tasse Tee saß, gebannt den Berichten der Krisen anderer lauschend. »Was du nicht sagst!« Dann lehnte sich Sophie triumphierend zurück und zupfte an ihren Kleidern. »Ja, allerdings. Aber nun erzähl du, was hast du denn Neues gekauft, seit wir uns zuletzt gesehen haben? Ach, wie hübsch, meine Liebe. Habe ich dir eigentlich schon von Mrs. Major erzählt?« Ja, ja, erzähl. Erzähl, würde Katherine drängen, gierig nach der Art Klatsch, mit dem nur Sophie sie versorgen konnte. Den alten Freun-deskreis aus der Zeit vor der Ehe hatte sie aufgegeben und es bereut, als es zu spät war, die neuen Freunde waren zu anspruchsvoll, um sich solch schlichten Freuden hinzugeben, so daß der Klatsch, ohne daß sie sich das eingestanden hätte, in dieser Nachbarschaft etwas zu kurz kam. Wie sollte man sich auch über den Gartenzaun hinweg unterhalten, wenn Gartenzäune drei Meter hohe Mauern waren, welche die stattlichen Häuser der Nachbarn abschirmten. Aber nein, auch wenn sie sich hier manchmal etwas verloren vorkam, fand sie die Straße, in der sie wohnten, ganz wunderbar. Der Gedanke an Sophie spendete vorübergehend Trost, aber nur vorübergehend. Es bedurfte schon mehr, um die Glut des schwelenden Ärgers zwischen ihr und ihm, in der Etage unter ihr, zu ersticken, ehe ein gefährlicher Brandherd entstand. Und er könnte meinen, sie schmollte und wartete nur darauf, daß er fortging. Was zwar irgendwie stimmte, aber nicht im Sinne von sehnsüchtig darauf warten. Sie wünschte, irgend etwas könnte den David wieder hervorzaubern, den sie kannte und ohne den und alles, was er darstellte, das Leben unerträglich wäre.
    Draußen war es freundlicher geworden: Frühsommer, die Sonne lachte zum Fenster herein. Katherine schüttelte die Vorhänge aus und zog sie auf. Eine der Fensterscheiben war verschmiert. Sie wienerte sie mit der Rückseite des Vorhangs blank – wieder eine Hausfrauen-pflicht, die um einen Tag hinausgeschoben werden konnte. Der moosgrüne, von der Sonne gewärmte Teppichboden war angenehm 13
    unter ihren nackten Füßen. Heute morgen würde sie barfuß die Hausarbeit erledigen statt in den geliebten Hausschuhen, den flau-schigbraunen, die seit kurzem nicht mehr aufzufinden waren. David haßte Hausschuhe, Jeanetta dagegen war versessen auf jede Art Schuhwerk, in das ihre kleinen Füße schlüpfen und in dem sie um-herschlurfen konnte »wie die Oma«. Weil sonst nichts Dringendes anlag, durchsuchte Katherine gedankenverloren den Flurschrank.
    Nicht zum erstenmal, sie hatte dort bereits nach den geschmacklosen Pantoffeln gesucht, einem der zahlreichen Mitbringsel Sophies, die diese auf einem ihrer heißgeliebten, von Katherine insgeheim nicht minder geschätzten Märkte mit den Wühltischen voll bunter, billiger Ware und dem Gedränge zwischen den Ständen entdeckt hatte.
    Futsch. O je, ständig verlor sie Dinge. Als nächstes den Kopf, meine Liebe. Im Schrank lag ein Wust anderer Sachen, Dinge, die Jeanetta versteckte. Neu dazu gekommen war Spielzeug, das Katherine nicht kannte. O Gott, nicht schon wieder. Das würde Ärger geben.
    »Jeanetta?« rief sie. »Was machst du?«
    Keine Antwort. Sie hörte nur ein gedämpftes Husten. Wahrscheinlich versteckte das Kind wieder irgend etwas. Katherine beließ es dabei, deckte rasch die fremden Spielsachen mit Jeremys Wäsche ab und huschte ins Schlafzimmer zurück, begann erneut tief durchzuat-men und versuchte verzweifelt, nur an Erfreuliches zu denken.
    Sie hatte sich zu diesem Zweck auf die Bettkante gesetzt, aus der schlanken Taille vorgebeugt, bereit, beim Aufstehen ganz automatisch den schweren Stoff des Überwurfs zu glätten, und redete sich selbst gut zu: Nun, komm… Was immer sie verlegen oder ihre Tochter mit unbeirrbarer Bedenkenlosigkeit hamstern mochte, es gab in diesem Raum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher