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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer
Autoren: Frances Fyfield
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Land gekrochen.«
    »Wie meinst du das, ›Arche‹? Spült er etwa nicht ab?«
    »Du meinst, das Geschirr in die Maschine stellen? Nein. Manchmal. Er gibt vor, nicht zu wissen, wie sie funktioniert.«
    Und verlangt er, wollte Katherine fragen, daß alles blitzt und glänzt? Wirft er Spielsachen weg, noch ehe sie in Kindergunst gesunken sind? Und hat er sexuelle Begierden, die täglich gestillt werden müssen? Wie gerne hätte sie dergleichen gewußt, wünschte, Monica würde es ihr sagen, wünschte, eine der beiden, egal welche, würde jammern und von Alltagssorgen berichten, damit sie trösten, mit ihren eigenen aufwarten und feststellen könnte, daß sie sich nicht von denen der anderen unterschieden. Taten sie wahrscheinlich nicht, aber sie war sich eben nicht sicher. Doch stand keiner der beiden je der Sinn danach, Monica schon gar nicht. »Ehemänner fertigma-chen«, meinte sie abfällig.
    »Also, hört zu. Wir sind hier nicht versammelt, um unsere besseren Hälften durchzuhecheln. Soll mir die meine auf ewig ein Rätsel bleiben, meinetwegen. Und nun zeig uns, wie wir unsere Häuser verschönern können, Katherine. Ich kann nicht mehr abwarten, beim besten Willen nicht.«
    Katherine brannte die Sonne unangenehm auf den Rücken, während sie den beiden Freundinnen Schatten spendete. Monica und Jenny blickten auf die belebte Straße, sie selbst schaute auf die Re-stauranttische. Die entschiedene Absage an den Austausch von Vertraulichkeiten enttäuschte sie. Ein Vergleich der jeweiligen Erfahrungen wäre so beruhigend gewesen. Trotzdem freute sie sich über die auf ein, zwei Stunden befristete, aber mit ein klein wenig Ge-flunker vielleicht zu verlängernde Freiheit, die sie gewann, war froh, unter ihresgleichen hier sitzen zu dürfen, akzeptiert, sogar willkommen. Zum fünftenmal war sie jetzt von den beiden eingeladen worden, sich an der Sonne ihrer Gesellschaft zu wärmen. Schade, daß die Zeit eher knapp bemessen war: Sie hätte Stunde um Stunde hier sitzen mögen, notfalls auch allein. Sie saß gern müßig herum. Gleich, sobald die nebensächliche Angelegenheit des Essens erledigt wäre, 27
    die Monica hastig, Jenny bedächtig und Katherine lustlos stochernd hinter sich bringen würde, konnte die Nische sich in ihren privaten Basar verwandeln, würde die Tasche hervorgezaubert und das Gewirk bunter Stoffe ausgebreitet. Sie würde ihnen eine Freude machen; und was war schöner, als anderen Freude zu machen? Mr.
    Isaacs, ein Bekannter Davids und ihr Vorgesetzter im Inneneinrich-tungstempel, in dem sie arbeitete, hätte Katherines Hamstern von Resten für ihre wohlsituierten, aber dennoch einem Schnäppchen nicht abgeneigten Freundinnen aufs schärfste mißbilligt. »Bei uns gibt es keine Sonderangebote, meine Liebe«, würde er sagen, wenn er davon wüßte. Aber was waren schon vierundzwanzig einzelne Meter, wenn er doch Ballen über Ballen bestellte: aus Italien, ausgesuchte Dekostoffe für schmucklose Fenster und stetig steigende Ansprüche. »Frauen«, versicherte er, »geben hierfür noch mehr Geld aus als für Kleider. Stellen Sie sich vor: mehr als für Kleider! Das will schon was heißen.«
    »Warum auch nicht?« hatte Katherine geantwortet. Sie konnten es doch gar nicht besser ausgeben, als für Dinge, von denen Katherine wirklich etwas verstand, denen ihr ganzer Stolz, ihre ganze Liebe galten. Sie lächelte verliebt auf die Stoffquadrate auf dem Tisch hinab.
    »Gott, sind die herrlich!« Monica flüsterte fast vor Ehrfurcht. Nach der Geburt der Kinder hatte sie auf fast vorsätzliche Weise ihr Äußeres vernachlässigt und sich statt dessen voller Eifer auf die Ausstattung ihres Heims gestürzt. Sie tröstete sich damit, daß es Jenny und anderen Frauen ihrer Bekanntschaft nicht anders erging, so als wären sie alle simultan zu dem Schluß gelangt, daß Dekostoffe langlebiger waren als Frauenhaut.
    »Woher nimmst du bloß dieses untrügerische Gespür, Katherine!
    Du bist einmalig. Was würdest du fürs Bad nehmen? Ich sehe es geradezu vor mir: wie das Haus lechzt nach diesen Farben!«
    Ich auch, dachte Jenny, und registrierte belustigt Katherines freudiges Erröten, das Verlegenheit angesichts ihrer Begeisterung verriet, Dankbarkeit ob ihrer Billigung. O je, hoffentlich glaubt sie nicht, wir nutzten sie bloß aus! Nein, das konnte sie doch nicht ernstlich glauben, stimmt ja auch nicht wirklich. Jenny faltete die kostbaren Stoff-28
    quadrate, um sie zum profanen Inhalt ihrer Tüten zu stopfen, die
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