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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer
Autoren: Frances Fyfield
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sie auf dem Weg vom Büro mit Besorgungen gefüllt hatte, und beruhigte sich mit dem Gedanken an ihren Anteil an der Rechnung und mit dem Anblick von Katherines umwerfendem Kleid, das noch immer so tadellos unter dem Gazellengesicht saß wie zu Anfang. Sie vergaß nicht, Katherine nach den Kindern zu fragen.
    »Ach, denen geht’s prächtig.«
    Die Frage war kaum mehr als ein höflicher Nachtrag und wurde entsprechend beiläufig beantwortet, obgleich Katherine auch hier gern ins Detail gegangen wäre. Nur diesmal wäre es ihr ungehörig erschienen – wie Monica vielleicht zuvor beim Thema Ehemänner? –
    , sich über ihre Sorgen auszulassen in der Gegenwart zweier Mütter, die die Erziehung ihrer Kinder so mühelos bewältigten, während das ihr, wie sie wußte, nicht gelang. Sie verkniff sich die Fragen, wollte sich nicht blamieren. Jenny hatte längst vergessen, daß es Zeiten gegeben hatte, da sie und Monica bei allen Umwegen über Häuser, Rezepte und Einrichtungsfragen kaum über etwas anderes gesprochen hatten als die Kinder und immer wieder die Kinder. Doch jetzt löste das Stichwort eine wahre Flut von Neuigkeiten aus, das Thema war ja – sofern nur alle Anwesenden gleich gesegnet waren oder gestraft, je nach Stimmung – erlaubt, wenn nicht gar obligatorisch, und nichts war von ähnlich weltbewegender Wichtigkeit wie die Frage »Womit fütterst du ihn denn?« Katherine schwieg, nickte nur hin und wieder, beteiligte sich jedoch nicht. Kaum dachte sie an ihre eigenen beiden, wurde ihr der Mund trocken, schmeckte sie Asche auf der Zunge.
    Monicas italienische Muster auf dem Tisch wirkten plötzlich flach, hatten wohl doch nicht so ausnehmend gefallen. Katherine rutschte unruhig hin und her, auch wenn sie manierlicher an ihrem Kaffee nippte als die anderen beiden und immer noch lächelte. »Georgiana, Natigiano, Monteverni, Romana« waren geläufige Namen. Farben wie »Alexia« und »Veneta«, klangvoll wie die Namen mondäner Frauen, ließen, vor dem Hintergrund weißer Wände und Teppiche in verhaltenen Farben, die Dinge in neuem Glanz erstrahlen, adelten sie. Die Sonne ergoß sich über das leuchtende Blau und Gold, Grün und Rosa, ihren Segen erteilend. Katherine lächelte und lächelte, 29
    während die beiden sprachen, lächelte, beugte sich vor und entfernte vom gewöhnlichen Tischtuch eines ihrer eigenen goldenen Haare, legte die Stirn in Falten, untersuchte es, zwirbelte es zwischen spitzen Fingern zum Knoten und ließ es unter den Tisch fallen. Diese beiden Frauen waren ehrgeizig, sie war es nicht. Die eine Führungs-kraft, die andere Leiterin einer Werbeagentur – welche und wo, wuß-
    te Katherine nicht mehr genau, hätte es aber wissen müssen –, beide würden jedoch lieber nachmittags zu Hause sein können. In diesem Punkt zog Katherine ihre eigenen Pläne vor: wenn es nach ihr ginge, würde sie noch lange nicht nach Hause gehen.
    Allgemeiner Aufbruch, ein Rempeln zwischen eng beieinander stehenden Tischen. »Himmel, ich komme schon wieder zu spät!« klagte Monica und blinzelte im Freien. Ein Taxi? Nicht teuer eigentlich, noch weniger, wenn sie die Fahrtkosten mit einer teilen könnte, die in die gleiche Richtung mußte. Diese Extravaganzen! »Ich muß in die andere Richtung«, bedauerte Katherine, sog das »Schön, dich mal wieder gesehen zu haben« gierig auf, leicht errötend, und trat zurück, als die beiden davonbrausten an ihre nahegelegenen Schreibtische.
    Sie blieb auf dem Gehweg stehen, kehrte dem Passantenstrom verschämt den Rücken und prüfte, ehe sie selbst ein Taxi zu nehmen wagte, den Inhalt ihres Portemonnaies. Tat verdutzt ein paar Schritte.
    Im Portemonnaie so viel weniger Geld, als sie angenommen hatte.
    Dem Himmel sei Dank, daß Monica sie eingeladen hatte! Die mit knapper Not vermiedene peinliche Situation trieb Katherine das Blut in die Wangen. Unerträgliche Vorstellung, als Schmarotzerin dazu-stehen oder gar Geld pumpen zu müssen, was ihr schwergefallen wäre, unmöglich, selbstverständlich Geld zu borgen wie die anderen beiden es untereinander gelegentlich taten, zu empfindlich berührte die Frage des Verfügens über genügend Geld die Selbstachtung.
    Aber hatte sie es nicht irgendwo gelesen: »Je begüterter, desto knapper das Bargeld?« Hatten sie nicht alle oft genug darüber geklagt?
    Laß sie Taxi fahren; sie konnte zu Fuß gehen, die zwei, drei Kilometer zum Fitneß-Center. Der Drei-Uhr-Kurs war Pflicht und Vergnü-
    gen zugleich, versprach er doch nach
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