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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer
Autoren: Frances Fyfield
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gepflegten Ausdrucks, der Beweis dafür, daß sie in den richtigen Kreisen verkehrte, und sie wurden ohne jede Affektiertheit eingestreut.
    »Nein danke, laß mal. Sebastian wird sich darum kümmern, und außerdem hast du keine Schuhe an. Auf dem Gehweg liegt ein unap-petitlicher Haufen. Könnte unser Hund gewesen sein.«
    »Ach«, meinte Katherine und grinste immer noch freundlich, wenn auch etwas beschämt. »Daran habe ich gar nicht gedacht.«
    »Solltest du aber.« Die Worte klangen unabsichtlich scharf. Katherines guter Laune konnte das nichts anhaben.
    »Na, dann ein schönes Wochenende. Tschüs.«
    Sie hatte ins Haus zurückgehen wollten, und sie war auch tatsächlich bis über die Schwelle gelangt, sah jedoch, während sie mit einem Ohr nach Lebenszeichen von Jeanetta horchte, zu, wie die Nachbarn umständlich ihren riesigen Volvo vollpackten, der sie an einen Leichenwagen erinnerte. Susan war etwas außer Atem – wahrscheinlich vom vielen Nörgeln und Maßregeln der Kinder. Sie war wirklich zu pummelig, die Arme, dachte Katherine. Sie konnte sich 20
    an Zeiten erinnern, da sie selbst mollig gewesen war, und sie hatte Mitleid mit Susan, denn es war gräßlich gewesen, pummelig zu sein.
    Aber vielleicht spielte das für Frauen wie Susan keine Rolle, eine feministisch angehauchte und gräßlich tüchtige Karrierefrau in ver-antwortungsvoller Stellung – jedenfalls laut Susan, die das mit einer gewissen Herablassung betonte. Zu sehr Intelligenzbestie, als daß zwischen ihr und Katherine echte Freundschaft aufblühen konnte.
    Was eine von beiden bedauerte: Katherine freute sich unbändig über jedes Freundschaftsangebot, das sie bereitwillig entgegennahm.
    Das hielt sie aber jetzt keineswegs von Beobachtungen ab wie solchen, daß die Reisevorbereitungen dieser Nobel-Familie mit ihrem Nobel-Wagen durchaus zum Lachen waren oder daß Susan Pearson Thorpe auf die ihr eigene einschüchternde Art ein entsetzlicher Snob war und eigentlich »unsäglich« – um einen von Susans Lieblings-ausdrücken zu gebrauchen. Nichtsdestotrotz hätte sie sie gern zur Freundin gehabt. Katherine gluckste. Susan hielt sich für überlegen, aber sie hörte sich ja auch selbst nicht, wenn sie ihren Mann ankeifte.
    Wie letztesmal, als sie die beiden zum Essen eingeladen hatten und Susan schon leicht angetrunken gewesen war: das reinste Fischweib!
    Hatte ihren Sebastian einen Langweiler geschimpft, was ja stimmte, genaugenommen, aber so etwas sagte man doch vor anderen nicht.
    Ich mag nicht ihren Grips haben, dachte Katherine, aber ich bin netter, und ich bin froh, daß ich nie so sein werde wie sie, rundlich und herumkommandierend.
    Wie sehr sie sich jedoch auch über die beiden mokierte, sie selbst stellte sich irgendwie und allzuoft ungeschickt an im Umgang mit anderen, und im Beisein dieser Nachbarn wie auch anderer Leute ihres neuen Bekanntenkreises um so mehr. Mary hatte auch darüber einmal irgend etwas gesagt, bei einer ihrer endlosen Moralpredigten, früher. Du solltest kritischer sein in der Wahl deiner Freunde, glaub mir, Kath, du kannst nicht erwarten, von aller Welt geliebt zu werden, nur weil du es dir wünschst, so ist das Leben nun einmal nicht.
    David hatte in dieselbe Kerbe geschlagen, bis sie schließlich die Angewohnheit, mit ihrer Anhänglichkeit hausieren zu gehen, abgelegt hatte. Unter der Anleitung dieser beiden hatte sie als Ehefrau eine scheue Zurückhaltung kultiviert. Und lautete nicht eine viel 21
    ältere, gründlich gelernte Lektion: Du darfst niemandem zur Last fallen? Auch nicht zuviel reden, niemals.
    Der Volvo glitt die Straße hinunter, die nun leer war, abgesehen von dem Obdachlosen, der vorm Gartenzaun des gegenüberliegenden Hauses stehenblieb. Ein neues Gesicht. Katherine schenkte ihm keine große Beachtung – einer dieser armen Teufel, denen man hier in der Gegend häufiger begegnete, der sie jedoch heute nicht weiter beunruhigte, wie sonst manchmal. Früher hatte sie diesen Leuten Geld gegeben, wenn sie welches übrig hatte, bis man ihr davon abgeraten hatte, weil sie die Penner sonst nicht mehr loswürde. Immer noch mit vor der Brust gekreuzten Armen lächelte ihm Katherine zu. Die Welt war im großen und ganzen schon in Ordnung. Alles in Ordnung.
    Abgesehen von den Spielsachen oben, die vielleicht irgendwo bald vermißt würden.

    22
    2
    Wieder ein Montag, der erste in diesem Monat. Die drei Frauen sa-
    ßen an einem Tisch am Fenster, zwei mit Blick nach draußen, eine nach innen. Monica und
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