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Im Kaufhaus ist der Teufel los

Im Kaufhaus ist der Teufel los

Titel: Im Kaufhaus ist der Teufel los
Autoren: Stefan Wolf
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der ja die Frühfaulenzer mitfinanzieren
muss.“
    „Mit dem Faulenzen“, meinte
Klößchen, „kann man gar nicht früh genug anfangen. Ich übe mich jetzt schon.
Denn im höheren Alter lernt man das bekanntlich nicht mehr. Deshalb ist ja die
Welt voll von überaktiven Rentnern, die keine Minute Zeit haben — nicht mal für
ihre Enkel.“
    Gaby staunte ihn an. „Woher
hast du denn das?“
    „Gelesen. Und es ist wahr.“
    TKKG erreichten jetzt den
inneren Bezirk der Innenstadt, wo es besonders hektisch zuging.
    Gegenüber vom prächtigen
Rathaus — also auf der Südseite des Rathausplatzes — spannte der gewaltige
Block des NJ-Kaufhauses seine Front zwischen Wieland-Straße und
Domplatz-Passage. Lichtreklame ballerte herab auf die Menschen, dass in manchen
Köpfen sicherlich Funken sprühten und Irrlichter zuckten.
    TKKG blieben stehen. Gaby zog
Oskar dichter an sich heran. Zwischen den Buden des Christkindl-Marktes, der
den ganzen Platz füllte, wurde auch ein Bernhardiner herumgeführt — von einem
schmächtigen Herrchen mit komischer Mütze. Der große Hund war ganz bestimmt
friedfertig, aber beinahe hätte er Oskar auf die Pfoten getreten. Und die sind
empfindlich — besonders bei Kälte.
    „Bevor wir die CD kaufen“,
sagte Tim, „müssen wir einen Plan entwerfen?“
    „Brauche ich nicht“, meinte
Klößchen lässig. „Für so einen Einkauf brauche ich keinen Plan.“
    „Doch nicht dafür“, fuhr Gaby
ihn an. „Wir müssen uns überlegen, wie wir Vera helfen können, ohne sie
reinzureißen.“
    Klößchen machte schmale Augen.
„Das wird schwer werden.“
    Tim sagte: „Zinkdübel handelt
kriminell. Wenn ihm die 3000 so locker in die Tasche fallen, kriegt er
garantiert Appetit auf mehr. Zumal er tagtäglich die Verführung — ich meine den
Konsum — vor Augen hat.“
    „Vielleicht ist Vera“, sagte
Karl, „nicht sein erstes Opfer.“
    Tim nickte. „Auch davon können
wir ausgehen.“
    „Immerhin wissen wir, wie er aussieht“,
erinnerte Gaby.
    Das traf zu. Denn bevor sich
TKKG von Vera verabschiedet hatten, war sie dann doch bereit gewesen, vom
Warenhaus-Detektiv eine Beschreibung zu liefern.
    Demzufolge war der Typ leicht
zu erkennen.
    „Das hilft wenig“, meinte Karl.
„Im Moment fällt mir nichts ein.“
    „Aber mir“, Tim lächelte
wölfisch. „Ich denke an eine Falle. Das ist dann allerdings eine Äktschen, die
Gabys Vater absegnen muss — mehr noch: Er müsste mitmachen. Ich erkläre euch
gleich, was ich meine. Gehen wir erst mal rüber, sonst sind die Poppy-Pink-CDs
ausverkauft.“
    Zwischen den Buden schlängelten
sie sich durch. Düfte umnebelten das Hirn: gebrannte Mandeln; Kräuterbonbons;
Glühwein; Christstollen; Duftlampen mit Tannen-, Fichten-, Christbaum- und
allgemeinem Weihnachts-Aroma; Lebkuchen und Anis-Likör.
    Tim hatte Gaby wieder an die
Hand genommen und kurz vor dem Kaufhaus-Eingang spürte er einen merklichen
Ruck.
    Seine Freundin blieb stehen.
    „Da! Das ist sie.“
    „Wer?“
    „Laura Lockstett. Die dort mit
dem Bike.“
    Sechzehnjährige Mädchen mit
Fahrrad waren sicherlich zu Hunderten unterwegs. Dennoch wusste Tim sofort, wer
gemeint war.
    Laura Lockstett hatte ihre
edelstahlige Tretmühle an einen Laternenpfahl angekettet und machte soeben das
Kabelschloss los.
    Sie war ziemlich groß und schlank,
trug schnieke Winterklamotten und einen Topfhut, der wie echter Pelz aussah.
Sie war übermäßig geschminkt, geradezu schrill.
    Entweder sie hat Hautprobleme,
dachte Tim, oder ihre bescheuerten Disko-Macker finden das schön. Im
Unterwasserlicht dieser Dröhn-Tempel sieht ja normaler Teint ohnehin wie Leiche
aus.
    Laura trug einen Rucksack. Den
nahm sie jetzt ab. Dann zog sie den Reißverschluss ihrer Designerjacke auf und
griff hinein.
    Verblüfft stellte Tim fest, was
sie hervor holte: mehrere Lippenstifte, Puderdosen, Wimpernpinsel, zwei
Parfumpackungen und noch etwas pflaumengroß Rundes, das er nicht ausmachen
konnte.
    Alles hinein in den Rucksack.
Und das bunte Gesicht lächelte dem Inhalt hinterher.
    TKKG standen weit genug
entfernt, dass ihr Starren nicht auffiel. Alle waren total perplex und
sekundenlang sprachlos.

    „Die... die hat schon wieder
geklaut“, sagte Klößchen.
    „Eine Meisterdiebin“, nickte
Karl. „Professionelle Geschicklichkeit.“
    „Aber jetzt“, meinte Tim, „wird
sie erwischt. Seht mal, wer da kommt!“
    Er kam aus dem Kaufhaus. Er war
der Einzige weit und breit ohne Kälte-Schutz-Klamotten, sondern nur im
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