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Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Titel: Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Russo
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Gras sitzen. Als ich die Kuh gemütlich auf Ben zutraben sehe, halte ich den Atem an. Rosalie! Ben hat sich mit ihr unterhalten, nicht ich. »Na, du altes Mädchen«, sagt er und streckt den Arm aus. »Kannst du mir nicht einen Rat geben, wie man sich in solch einem verzwickten Fall am besten entscheidet? Ich möchte meine beste Freundin nicht verlieren …«
    »Marly!.« Erschrocken drehe ich mich um. Eine junge Frau mit blonden kurzen Haaren kommt mit federnden Schritten auf mich zu.
    »Hallo, mein Schatz!«
    Wie bitte? Ich habe die Frau noch nie gesehen! Sie trägt Jeans, ein schlichtes T-Shirt und Turnschuhe. Aber irgendetwas an ihr kommt mir bekannt vor. Ich mustere sie noch einmal eingehend, da fällt es mir auf: Sie sieht meiner Mutter in jungen Jahren verdammt ähnlich!
    »Oma? Bist du es?«
    Sie ist es. Ich falle ihr in die Arme.
    »Ich mochte Ben immer sehr gern, das weißt du ja«, sagt sie. »Er hatte einfach nur viel zu viel Angst, dich wegen einer Liebesgeschichte für immer zu verlieren. Der Unterschied zwischen Freundschaft und Liebe ist die Verletzbarkeit. Und er wollte dir nicht wehtun.«
    »Ja, das habe ich eben gesehen. Und es ist schön, das zu wissen … Aber sag mal, was machst du denn hier? Und wie siehst du überhaupt aus?« Ich kann immer noch nicht fassen, dass die sportliche Frau meine Oma ist. Dadurch gerät die Sache mit Ben irgendwie in den Hintergrund.
    »Ruby hat uns gesagt, dass wir dich wahrscheinlich hier finden. Dein Opa unterhält sich gerade draußen mit Gabriel.«
    »Opa?«
    »Ja, er freut sich unwahrscheinlich darauf, dich kennenzulernen.«
    »Und Ruby? War es geplant, dass wir …«
    »Marly, du bist hier nicht auf der Erde.«
    »Versteh einer den Himmel! Das hätte er auch einfacher haben können!«
    »Das kannst du mit ihm klären. Komm, mach den Rechner aus, und wir gehen nach draußen.«
    Es ist komisch. Da meine Großeltern so jung sind, fühle ich mich gar nicht wie ihre Enkeltochter. Vielmehr habe ich das Gefühl, bisher unbekannte ältere Geschwister vor mir stehen zu haben. Mein Opa sieht auf jeden Fall toll aus, und die Begegnung mit ihm verläuft sehr herzlich. Er ist groß, gut gebaut, hat dunkles, volles Haar. Ich verstehe, dass meine Oma sich damals sofort in ihn verliebt hat.
    »Warum seid ihr hier im Nebenhimmel?«, frage ich. Ich bin davon ausgegangen, dass die beiden miteinander ihre Zeit glücklich irgendwo im Himmel auf Erden verbringen.
    »Wir sind Schutzengel, und wir wohnen hier«, sagt mein Opa und lächelt mich an. »Deine Oma hat gerade erst ihre Ausbildung abgeschlossen. Als sie gehört hat, dass ich als Schutzengel in Krisengebieten unterwegs bin, wollte sie mir unbedingt helfen. Jetzt arbeiten wir sozusagen zusammen.«

29
    Das Leben geht weiter, auch im Himmel
    »Danke für alles.« Ich falle noch einmal in Rubys Arme. »Werden wir uns wiedersehen?«
    »Ja«, sagt er, »ganz sicher.«
    »Hier im Himmel? Oder besuchst du uns auf der Erde?«
    »Das weiß ich noch nicht, Marly.«
    »Ach, komm schon, du weißt es doch sicher. Bestimmt hast du gemeinsam mit Liane schon einen ganz ausgefeilten Plan ausgetüftelt, wie alles weitergehen soll.«
    »Wir können nichts austüfteln, nur ein bisschen anschubsen, sozusagen himmlische Impulse setzen.«
    »Wirst du wieder in Caruso stecken? Sag mal, hast du mir eigentlich die Mäuse vor die Tür gelegt oder war es der echte Kater?«
    »Das verrate ich dir nicht, aber du wirst es schon noch herausfinden.«
    »Ach du …«, sage ich und kneife Ruby in die Backe. Ich kann mich gar nicht von ihm trennen. Mittlerweile gefällt es mir im Nebenhimmel richtig gut: Meine Großeltern sind hier, Ruby und Liane. Und natürlich Ben. Ihn könnte ich jederzeit auch besuchen. Ich müsste nur in den Paternoster steigen und wäre innerhalb von Minuten bei ihm.
    Gestern Nacht habe ich mich noch lange mit meiner Oma über Ben unterhalten.
    Ich weiß jetzt, dass Menschen, die sehnsüchtig auf jemanden warten – oder jene, die eine unausgesprochene Liebe in sich tragen –, häufig im Himmel auf Erden feststecken. Solange, bis der geliebte Mensch eintrifft oder man loslässt. Erst dann ist man frei, um den nächsten Schritt zu tun und sich neu zu orientieren.
    Ben muss mich also freigeben – und ich ihn. Aber erst einmal werde ich mit ihm wie ausgemacht von John o’Groats bis nach Land’s End reisen. Unsere gemeinsame Abschlussreise. Und darauf freue ich mich sehr.
    Um Punkt zehn Uhr steigen Gabriel und ich in die Kabine des
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