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Im Herzen Des Lichts

Titel: Im Herzen Des Lichts
Autoren: Robert Asprin
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von einer Zuckerrübe zum Vorschein, das er dem Braunen auf dem Handteller entgegenstreckte.
    Die samtigen Lippen des Geistpferds schnappten behutsam nach dem Leckerbissen, dann schnaubte es erfreut.
    Nun, vielleicht nicht ganz mausetot. Aber unnatürlich wie die Hölle. Unnatürlich wie Freistatt - der Ort, den Kama in der Biographie, die sie über ihren Vater schrieb, völlig unerwähnt zu lassen beabsichtigte. Freistatt verdiente keine Chronisten, es verdiente einzig und allein die völlige Auslöschung, die es offensichtlich ohnehin suchte.
    Freistatt hatte seinen eigenen Schutzgeist, daran zweifelte Kama nicht, einen ilsigischen Geist, der endlich genug von all diesen Einmischungen hatte und den Ort zum ewigen Abgrund schob. Sie wollte nichts, als weit fort zu sein, ehe Freistatt von den Rankanern in Schutt und Asche gelegt, von den Beysibern ausgenommen und dem völligen Verfall preisgegeben, oder durch Bürgerkrieg Stein um Stein auseinander genommen wurde.
    Als Historikerin kannte Kama alle Anzeichen, die auf den Niedergang einer Stadt hinwiesen. Und Freistatt fehlte nicht ein einziges: Seine Götter waren hilflos; seine Magie hatte ihre Wirkung verloren; seine Bevölkerung war von Generationen des Hasses gespalten; seine Kinder wollten nur vernichten.
    »Was, Strat?« fragte sie, aus ihren Gedanken gerissen von Worten, die sie nicht verstanden hatte. Sie blickte auf. Der kräftige Stiefsohn saß bereits im Sattel, hielt die Zügel mit der Rechten und hatte den linken Arm auf den Oberschenkel gelegt.
    »Ich sagte, daß es leicht sein müßte, Zip zu finden - jetzt ist seine Schicht. Wenn du ihn sehen willst, brauchen wir bloß zur Wachstation zu reiten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich sagte dir doch, daß er heute nacht diese verdammten Steine in die Tempelallee schafft. Und das verfluchte Ding, das in ihnen haust. Weiß es aus zuverlässiger Quelle.« Zu dieser nächtlichen Stunde war die Wachstation sicher für Strat - Crit hatte den Tagdienst. Strats ehemaliger Partner verbrachte die Nächte in dem alten Geheimquartier der Stiefsöhne am Schlachthof.
    »Wohin dann?« Strats Stimme war plötzlich unsicher.
    »Hinunter zum Fluß, Soldat. Wenn du das schaffst - am Ufer des Schimmelfohlenflusses, meine ich, so nahe bei Ischade.«
    »Du hast keine Ahnung, was ich alles schaffe, Mädchen«, sagte Strat, dem der Schnaps zu Kopf stieg. »Ich habe mir dieses Bürschchen öfter am Kragen geschnappt, als er unter deine Röcke gegriffen hat. Du wolltest Hilfe, jetzt hast du sie. Falls du deine Meinung geändert hast, ist es mir auch recht. Aber wir können nicht einfach hier sitzen bleiben.«
    Sie holte ihr Pferd. Ihr Nacken war heiß, trotz der eisigen Kälte des zaudernden Frühlings. Ihre Finger lagen steif um die glatten Zügel, und die Fuchsstute tänzelte unter ihr. Für diese Aufgabe war es das falsche Pferd, es war zu nervös, zu unerfahren. Aber die Stiefsöhne hatten alle Pferde mitgenommen, die nicht persönliches Eigentum der Zurückgelassenen waren. Ausgenommen das Trospferd, natürlich, das von Rechts wegen ihr zustand, das jedoch Crit bekommen hatte, weil sich Tempus derartige Kränkungen nicht verkneifen konnte.
    Es war nicht gerecht, aber fair war ihr Vater nie gewesen. Er wollte keine Tochter. Scherte sich nicht darum, wie sehr Kama sich auch um ihn bemühte. Eine Frau galt nichts für ihn. Und ihre Affäre mit Fackelhalter hatte alles nur verschlimmert, statt verbessert.
    Versuchte Tempus, indem er Crit das Pferd gab und ihn zwang, mit ihr hierzubleiben, ihr zu sagen, daß er ihnen beiden vergeben würde, wenn sie zu Crit zurückkehrte? Hatte er Crit als akzeptable Wahl ausgesucht? Oder scherte Tempus sich keinen Deut?
    Kama würde dasselbe versuchen. Sich keinen Deut zu scheren. Die Prüfung, die Freistatt war, zu verstehen und zu bestehen, die Strafe, hier stationiert zu sein. Aber eben, weil sie hier stationiert war, wie irgendwelche seiner Männer diese beschwerliche Pflicht zugeteilt bekommen hatten, wagte sie nicht, sich vor der Aufgabe zu drücken. Sonst hätte es den Anschein, als wolle sie von ihrer Blutsverwandtschaft profitieren, sich besondere Gefallen erschleichen, zugeben, daß sie, eine Frau, nicht denselben schweren Dienst machen konnte wie die Männer.
    Hilf dem Standortkommandanten und der Hierarchie hier, einigermaßen Ordnung herzustellen, das ist deine Aufgabe. Du hast Talent, Informationen zu sammeln. Sammle! hatte ihr Vater ihr befohlen. Und das war das einzige, was er
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