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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman
Autoren: Norah Sanders
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Opfern, zum Verzicht auf Selbstbestimmung, Freiheit und Glück war Shannon nicht bereit.
    »Ich möchte etwas klarstellen, Ma’am: Ich entscheide, wen ich heirate. Ich lasse mich zu keiner Ehe zwingen. Die von Ihnen gewünschte und gesellschaftlich geduldete Prostitution durch Geldheirat lässt sich mit meinen Vorstellungen von Freiheit und Selbstbestimmung nicht vereinbaren. Sollten Sie diesbezüglich andere Pläne haben – was die Aussteuertruhen in meinen Räumen nahelegen –, kann ich noch heute Abend wieder abreisen. Ich habe meine Koffer noch nicht ausgepackt. Und da Sie eben meinen Lebensstandard erwähnten: Ich verdiene mein eigenes Geld. Ich lebe nicht auf Kosten von Tyrell & Sons.«
    »Das weiß ich.«
    »Ich schulde Ihnen nur eine Hand voll Dollars für die Eisenbahnfahrt vor vier Jahren nach New York.« Shannon holte die Münzen hervor und legte sie auf den Schreibtisch.
    »Wie viel verdienst du als Journalistin?«
    »Genug, um stolz darauf zu sein.«
    »Immer noch National Geographic? «
    »Unter anderem.«
    Caitlin nickte. Die Autoren des National Geographic waren in der Regel renommierte Gentlemen mit zwei, wenn nicht sogar drei Initialen vor den Namen: Generals, Colonels, Senatoren, Professoren, Forscher, Expeditionsleiter.
    »Ich habe deine Reportagen aus aller Welt gelesen«, sagte Caitlin. »Gut geschrieben.« Es war das erste Mal, dass sie Interesse an Shannons Arbeit und eine gewisse Anerkennung zeigte. »Offen gestanden, ich musste erst einmal nachschlagen, wo Kaschmir liegt. Skip hat alle deine Artikel gesammelt und deine Reiseroute auf der Weltkarte markiert.«
    »Die National Geographic Society hat großes Interesse am Goldrausch in Alaska. Die Verleger sind bereit, eine Expedition ins Yukon Territory zu finanzieren.«
    Caitlin nickte versonnen. »Und du sollst sie begleiten?«
    »Nein, Ma’am. Ich soll sie leiten . Aufbruch in San Francisco Anfang Mai. Wir sind in Alaska, sobald der Yukon eisfrei ist.«
    »Hast du dich schon entschieden?«
    Ein durchdringendes Quietschen und Krachen riss Shannon aus ihren Erinnerungen. Das Cable Car bog in die Market Street ab und hielt auf das Ferry Building zu. »Endstation!«, rief der Schaffner, als der Wagen anhielt. »Bitte alles aussteigen.«
    Shannon schlenderte zu den Piers. An den Kais lagen etliche Segler und Schaufelraddampfer. Die salzige Luft roch nach Aufbruch, nach Flucht und nach Freiheit. Wie eine Woge überkam sie das Fernweh. Was, wenn sie einfach wieder verschwand? Aufs nächste Schiff, egal wohin? Tahiti hatte sie noch nicht gesehen. Und dann gab es ja tatsächlich das Angebot der National Geographic Society, die Expedition zum Yukon zu führen …
    Shannon atmete tief durch und blickte zum Uhrturm am Ferry Building. Halb vier. Zeit genug bis zum Treffen mit Tom Conroy. Mit ihrer Kameraausrüstung machte sie sich auf den Weg zum Palace Hotel. Sie hätte das Cable Car nehmen können, das gerade an ihr vorbeiratterte, doch sie wollte laufen. Sie war noch nicht bereit für das Gespräch mit Tom.
    »Ist denn niemand da, der Ihnen den Koffer abnimmt?«
    Shannon blieb stehen und drehte sich um. »Nein, Sir.«
    »Ma’am.« Ein junger Mann zog den Hut und betrachtete ein wenig missmutig ihren Trauerschleier. »Schaffen Sie es denn allein?«
    Sie lächelte. »Selbstverständlich.«
    Er wollte sie offenbar nicht einfach so gehen lassen. »Ich kann Ihnen die Ausrüstung tragen. Sie wollen in die Market Street, nicht wahr?« Er deutete auf den breiten Boulevard hinter Shannon, wo auf zwei Gleisen in der Mitte der Straße die Cable Cars fuhren, auf beiden Seiten flankiert von Kutschen und Autos. Unter Einsatz ihres Lebens kreuzten Fußgänger und Fahrradfahrer den dichten Verkehr – nicht alle Fahrzeuge fuhren auf der richtigen Straßenseite. In den Straßen von San Francisco galt das Recht des Stärkeren, Schnelleren, Entschlosseneren.
    »Das ist überaus freundlich von Ihnen, Sir. Aber ich schaffe es wirklich allein.«
    »Sicher?«
    »Ganz sicher. Ich habe diese Kamera durch Kaschmir und Ladakh geschleppt.«
    »Oh!« Der junge Mann lächelte verschmitzt. »Kann ich Ihnen sonst irgendwie behilflich sein, Ma’am? Als Fremdenführer bin ich fast so gut wie als Kofferträger. Ich zeige Ihnen die Imperial City, die Königin der Städte, in ihrer ganzen Pracht.«
    »Das klingt wirklich verführerisch«, lachte Shannon über seine charmante Unverfrorenheit. »Aber nein, vielen Dank. Ich bin aus San Francisco.«
    »Ein romantisches Dinner in einem
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