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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman
Autoren: Norah Sanders
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aufgestanden. So schnell bringt mich nichts aus der Fassung.« Sie nahm noch einen Zug von der Zigarette. »Und jetzt stellen Sie Ihre Frage nochmal!«
    »Also schön: Was beeindruckt Sie?«
    »Die Pyramiden und das Tadsch Mahal haben mich beeindruckt. Nicht die Steine, nicht der Marmor, nicht die Juwelen, sondern das, was unsichtbar ist und was man nur tief in sich spüren kann, im Herzen. Nicht das, was ich berühren kann, sondern das, was mich berührt.«
    »Die Gefühle.«
    »Die Maßlosigkeit der Gefühle, die Unermesslichkeit des Sehnens.«
    Gebannt saß Josh neben ihr und ließ sich von ihr bezaubern. Ein warmes Gefühl durchrieselte seinen Körper. Er war dabei, sich Herz über Verstand in sie zu verlieben.
    Der Barkeeper servierte die Cappuccinos und Amarettos. Neugierig schnupperte Josh an dem Mandellikör. Dann kostete er davon. »Hmm, das ist wunderbar!«
    »Freut mich, dass ich Ihren Geschmack getroffen habe.«
    »Das haben Sie wirklich, herzlichen Dank.«
    Sie nippten an ihren Cappuccinos.
    »Immer allein«, sagte er nach kurzem Schweigen. »Fühlen Sie sich manchmal einsam?«
    »Nicht, wenn ich für mich bin.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Wie meinen Sie das?«
    Sie antwortete nicht sofort.
    »Wenn meine Frage zu persönlich …«
    »Nein.« Ihr Blick berührte ihn. »In einer arrangierten Ehe ohne Gefühle, die von Herzen kommen, würde ich mich einsam fühlen. Ich glaube, es ist schwierig, eine echte Partnerschaft nur auf Respekt und Würde zu gründen.«
    »Sie wollen lieben und geliebt werden.«
    »Zärtlich und leidenschaftlich«, gestand sie und sah Josh dabei an.
    Er sehnte sich danach, sie zu berühren, ihre Hand in seine zu nehmen, tat es dann aber doch nicht.
    Sie schien zu spüren, was in ihm vorging. »Stellen Sie Ihre Frage!«, flüsterte sie und ließ ihn dabei nicht aus den Augen.
    »Sind Sie … versprochen?«, quälte er heraus.
    Sie atmete tief durch. Dann drückte sie ihre Zigarette aus und sagte leise: »Ich bin hier, um meinen künftigen Ehemann kennenzulernen.«
    Er rührte in seinem Cappuccino, bis sich der Schaum auflöste. Es fühlte sich an, als wäre er aus großer Höhe auf die Erde gestürzt. Und der Aufprall tat ziemlich weh.
    Sie legte den Kopf schief und beobachtete ihn: »Enttäuscht?«, fragte sie ganz offen.
    »Ja, sehr«, gestand er ebenso ehrlich.
    »Was ist mit Ihnen? Gibt es eine Frau in Ihrem Leben?«
    Josh schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Warum nicht? Einem Mann wie Ihnen müssten die Frauen doch zu Füßen liegen.«
    »Danke für das Kompliment«, lächelte er. »Ich war lange in der Wildnis. So romantisch die Nächte im Schein der Mitternachtssonne auch sind, sie sind endlos lang und einsam.«
    Josh beobachtete sie aus dem Augenwinkel, während sie an ihrem Amaretto nippte. Sie schwiegen eine Weile, aber die Stille riss keinen unüberwindlichen Abgrund zwischen ihnen auf, denn sie sahen sich immer wieder an.
    »Wie fühlen Sie sich jetzt?«, fragte sie leise.
    »Als ob der Pazifik über mich hinwegbrandet und die Wogen mich hin und her werfen.«
    »Sehr poetisch, sehr sinnlich.« Sie schob die Hand über die Bar, als wollte sie ihn berühren. Doch dann zog sie sie zurück.
    »Und Sie?«
    »Als ob die starke Strömung des Pazifiks mich mit sich reißt. Fort von der sicheren Bay mit dem Strand, wo ich eigentlich sein sollte, wenn ich nur ein bisschen Anstand hätte. Aber die Strömung ist sehr stark, und es erschreckt mich, wie wenig Kraft ich habe, ihr zu widerstehen.«
    Josh schluckte trocken und senkte den Blick. »Verstehe.«
    Auch sie schien mit ihren Gefühlen zu ringen.
    »Was erwarten Sie sich von Ihrem Ehemann?«, fragte er schließlich mit heiserer Stimme.
    »Herz und Verstand.«
    »Und?«
    »Sinnlichkeit.«
    »Was noch?«
    »Dass er weiß, was es bedeutet, füreinander zu sorgen, so gut es geht. Dass er mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Dass er einen anderen Beruf hat, als nur Sohn und Erbe zu sein. Dass ich ihn respektieren und ernst nehmen kann.«
    »Gab es Bewerber, die Sie nach eingehender Prüfung nicht ernst nehmen konnten?«
    »Oh ja, die gab es.«
    »Und Ihr künftiger Gemahl ist anders?«
    »Ich hoffe es«, gestand sie. »Ein ganzer Kerl, von der Sonne verbrannt, in Reitstiefeln, staubigen Breeches und offenem Hemd.«
    »Wären zerrissene Jeans für Sie akzeptabel? Geben Sie mir fünf Minuten, ich ziehe mich schnell um.«
    Sie lachte. »Zu spät.«
    »Geben Sie mir eine Chance! Ich rette Sie aus der Strömung!«
    Sie lachte, aber es
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