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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes
Autoren: Elizabeth Haran
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mein Bauchgefühl genau das Gleiche.«
    »Na schön.« Ruby beschloss, dem Instinkt ihres Vaters zu vertrauen. »Wie heißt er denn?«
    Joe warf einen Blick in seine Unterlagen und grinste. »Du kannst ihn ja umtaufen, aber ich finde, der Name passt perfekt zu ihm«, sagte er und zeigte auf das Blatt Papier, das er in den Händen hielt.
    Ruby konnte nicht anders – sie lachte laut heraus.
    Am darauffolgenden Tag mietete Joe einen Geländewagen samt Fahrer und Anhänger, um das Pferd nach Silverton zu transportieren. Ruby freute sich zwar auf das Wiedersehen mit Myra und ihren anderen Bekannten dort, aber bei dem Gedanken an die bevorstehende Begegnung mit Jed wurde ihr ganz mulmig.
    »Du schaffst das schon«, beruhigte Joe sie, als sie ihm von ihren Befürchtungen erzählte. Den Grund für Jeds Feindseligkeit, dass er nämlich glaubte, sie habe mit Rick Paget geschlafen, damit er auf Silver Flake ins Rennen ging, verschwieg sie ihm jedoch. »Jed ist ein feiner Kerl, das habe ich vom ersten Augenblick an gespürt.«
    »Aber er hat gesagt, er will mich niemals wiedersehen.« Ruby würde den eisigen Blick bei ihrer letzten Begegnung mit ihm nicht vergessen.
    »Er war wütend und verbittert, weil er dachte, die Stute sei tot. Gib ihm eine Chance, Ruby. Und wenn es nicht klappt, kommst du auf die Insel zurück. Aber versuchen musst du es, sonst wirst du dich immer fragen, ob du nicht einen Fehler gemacht hast.«
    Ruby seufzte. »Du hast Recht.«
    Joe lächelte. »Ruf deine Mutter an, sobald du in Silverton angekommen bist.«
    »Mach ich«, versprach sie. »Danke, Dad.« Sie wusste jetzt schon, dass sie ihren Vater vermissen würde.
    Er umarmte sie und küsste sie auf die Wange. »Pass auf dich auf, mein Kind.«
    Nachdem Joe sich verabschiedet und auf den Weg zum Flughafen gemacht hatte, ging Bobby Walcott, der Fahrer, daran, den Hengst zu verladen. Er transportierte schon seit vielen Jahren Pferde, aber der schwarze Hengst stellte seine Geduld und sein Können auf eine harte Probe.
    »Ich hab noch nie so einen bösartigen, störrischen Gaul erlebt«, beklagte er sich nach mehreren vergeblichen Versuchen. Zu guter Letzt wollte er dem Tier die Augen verbinden, um es in den Hänger führen zu können. Aber auch das klappte nicht. Das Pferd schlug aus und versuchte zu beißen. Als Bobby entnervt aufgeben wollte, kam Ruby die rettende Idee. Sie hatte einen Apfel dabei, den sie in kleine Stücke aufteilte. Sie hielt dem Pferd eines vor die Nase, während sie beruhigend auf das Tier einredete.
    »Soll es für sein mieses Benehmen auch noch belohnt werden?«, knurrte Bobby.
    »Manchmal erreicht man mit Zuckerbrot mehr als mit der Peitsche.« Ruby bewegte sich langsam zum Hänger hin und lockte den Hengst mit weiteren Apfelstückchen. Sie war genauso überrascht wie Bobby, als der Hengst ihr brav wie ein Lamm in den Hänger folgte.
    »Man sollte ihn kastrieren lassen«, brummte Bobby, als er die Rampe hochklappte und die Riegel einschnappen ließ. Prompt trat der Hengst mit dem Huf gegen die Ladeklappe.
    Ruby lachte laut heraus. »Ich glaube, er mag Frauen lieber«, sagte sie.
    Sie wusste von ihrem Vater, dass sich Pferde oft zum einen Geschlecht mehr hingezogen fühlten als zum anderen.
    Bobby schnaubte mürrisch. »Ich werde durchfahren«, sagte er, als Ruby auf den Beifahrersitz kletterte. »Ich werde dieses Pferd erst wieder ausladen, wenn wir in Silverton sind.«
    Es war eine anstrengende Fahrt, auch für den Hengst, der fast die Ladeklappe des Hängers demoliert hätte, als es ihm zu lange dauerte. Nach einer scheinbaren Ewigkeit erreichten sie Silverton. Ruby zeigte Bobby Walcott den Weg zu Myras Haus. Bobby hatte es eilig, das Pferd auszuladen und nach Broken Hill zurückzufahren. Er freute sich schon darauf, ein paar alte Kumpel zu treffen und einige seiner Stammlokale aufzusuchen.
    Myra hatte gerade die Hühner gefüttert, als sie einen Wagen heranfahren hörte. Sie ging zur Vorderseite des Hauses, wo Bobby den schlecht gelaunten Hengst aus dem Hänger führte.
    »Hey! Was zum Teufel tun Sie da?«, fuhr sie den Fahrer an.
    »Myra!« Ruby war um den Hänger herumgelaufen und eilte auf ihre alte Freundin zu.
    »Ruby! Das ist ja eine Überraschung!« Myra nahm sie spontan in die Arme und drückte sie an sich. »Ich habe dich schrecklich vermisst. Lass dich ansehen!«
    Doch bevor sie dazu kam, drückte der Fahrer Ruby den Führstrick in die Hand und sagte: »Also dann, ich mach mich wieder auf den Weg!« Er stieg eilig in
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