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Im Geisterschiff

Im Geisterschiff

Titel: Im Geisterschiff
Autoren: Ulf Blank
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abgebrochen.«
    Der alte Mister Jenkins zog eine zweite Seekarte aus dem unübersichtlichen Stapel auf dem Tisch. »Hier! Diese Karte ist ein paar Jahre jünger. Tatsächlich! Julia, du hast recht. Auf dieser Karte gibt es diesen Felsvorsprung nicht mehr.«
    Bob hatte sich währenddessen die Karte an der Wand noch genauer angesehen. »Hier ist ein Datum eingetragen: 12. Mai 1899. Also genau die Zeit, als die Fortuna unterwegs war.« Justus untersuchte daraufhin die neuere Karte. »Und diese ist vom 20. August 1901. Das heißt, in der Zeit dazwischen muss der Felsen verschwunden sein.« Julia Jenkins strich sich durch die langen Haare. »Ich glaube, wir kommen dem Rätsel näher. Ich habe eine Theorie: Damals muss ein Sturm den Felsen vom Festland weggespült haben. Wahrscheinlich hat er den gewaltigen Brechern nicht mehr standhalten können. Wenn so eingroßer Felsen plötzlich verschwindet, dann kann das die Meeresströmungen vor der Küste stark verändern. Ich bin mir sicher, dass dadurch die Sandbank in der Bucht entstanden ist.«
    Justus ahnte, worauf die Forscherin hinauswollte. »Verstehe. Die Sandbank konnte sich innerhalb von Tagen dort bilden. Das bedeutet, wenn zufällig genau in der Zeit die Fortuna dort im Sturm gesunken ist, wurde sie sofort vom Sand begraben. Ende und aus.« Doch Bob fand die Erklärung noch nicht ganz logisch. »Vielleicht hast du recht, Just. Aber warum ist dann die Sandbank jetzt plötzlich wieder verschwunden?« Justus knetete an seiner Unterlippe. Das tat er immer, wenn er scharf nachdachte. »Ja, ich hab’s! Onkel Titus hat es uns doch eben erzählt: Im Hafen wurde in den letzten Monaten die Mole ins Meer hinaus verlängert. Ich bin mir sicher, dass die wieder die alte Strömung hergestellt hat. Die Mole hat die gleiche Wirkung wie der abgebrochene Felsen.«

    Julia Jenkins nahm ein Papier und begann zu zeichnen. »Also, das würde einiges erklären. Hier, ichmale es euch auf: Auf diesem Bild sieht man die Bucht mit dem Felsvorsprung. Dort liegt die Fortuna auf dem Grund. Der Felsen bricht ab und die Strömung lässt die Sandbank entstehen. Und jetzt zeichne ich die gleiche Situation noch mal. Doch auf diesem Bild gibt es plötzlich die lange Mole vom Hafen. Diese stellt die alte Strömung wieder her und die Sandbank verschwindet beim ersten Sturm. Ende der Geschichte: Das Wrack der Fortuna wurde freigespült.«

Elternabend
    Leon Murdock warf einen Blick aus dem Fenster. »Ich glaube, wir sind da etwas sehr Geheimnisvollem auf der Spur. Der Sturm scheint nicht mehr wiederzukommen und die See beruhigt sich allmählich. Ich kann es kaum erwarten, morgen wieder in die Bucht zu fahren. Bis dahin wird hoffentlich das Wasser klar sein.«
    Justus war mindestens genauso neugierig. »Mister Murdock, können wir morgen wieder dabei sein?«
    »Na klar! Immerhin habt ihr die Stelle entdeckt. Ihr müsst nur vorher eure Eltern fragen, ob das in Ordnung geht.« Justus hatte schon einen Plan, auf welche Weise er Tante Mathilda überzeugen konnte. Sie und Onkel Titus waren für ihn wie seine richtigen Eltern. Diese waren bei einem Unfall gestorben, als er fünf Jahre alt war. Seitdem wohnte Justus mit Mathilda und Titus in dem Haus am Stadtrand von Rocky Beach.
    Es war bereits spät am Nachmittag, als Justus Jonas mit dem Rad durch die große Toreinfahrt desSchrottplatzes fuhr. Er hatte sich mit Peter und Bob gleich für den nächsten Morgen um acht Uhr am Hafen verabredet. Onkel Titus war immer noch dabei, die Veranda zu reparieren. »Hallo, Justus!«, rief er ihm entgegen. »Was ist aus eurer Schatzsuche geworden?«
    »Wir machen morgen weiter und ich wollte fragen, ob ich wieder dabei sein darf.«
    »Tja, ich habe morgen Vormittag einen wichtigen Termin in der Stadt und kann diesmal nicht mitkommen. Aber du weißt ja: Solche Sachen entscheidet Tante Mathilda. Ich würde ihr aber an deiner Stelle nicht allzu viel über dieses Unterwassermonstrum erzählen.«
    Nachdenklich ging Justus in die Küche, wo Tante Mathilda gerade das Abendessen vorbereitete. »Na, habt ihr ein altes Schiff gefunden? Aus deinem Onkel ist ja nicht viel rauszubekommen. Und du hast mir erzählt, ihr wolltet am Strand für die Schule lernen. Ich habe von Anfang an nicht so richtig daran glauben können. Immerhin sind Ferien.« Justus biss in eine geschälte Karotte. »Das, waswir heute gelernt haben, ist auch wichtig für die Schule. Oder wusstest du, dass Stürme die Meeresströmungen verändern können? Vielleicht
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