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Im fünften Himmel

Im fünften Himmel

Titel: Im fünften Himmel
Autoren: Megan McCafferty
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sie sich und schüttelt entschieden den Kopf. »Wir«, sagt sie.
    Â»Wir?«
    Â»Wenn wir uns entschließen, sie zu erzählen«, sagt sie. »Weil es unsere Geschichte ist.«
    Jessica schlüpft aus seinen Armen und aus dem Bad. Sie zieht die Rollos hoch, ein Fenster nach dem anderen, und erfüllt das Zimmer mit einem orange-rosa Schimmer, einem überwältigenden Sonnenaufgang, wie ihn nur ein chemisch gesättigter Himmel liefern kann. Sie starrt aus dem Fenster hinunter auf den Hotelparkplatz, der von einem fast undurchdringlichen Gewirr von Verschalung und Gerüsten, von Betonmischern und Leitkegeln versperrt wird. Ein patriotisch rot-weiß-blaues Plakat spannt sich über den ganzen Häuserblock, von einer Schalwand zur anderen. Darauf steht:
    ENTSCHULDIGEN SIE UNSER ERSCHEINUNGSBILD
    WIR REISSEN DAS GESTERN AB
    UM PLATZ FÜR MORGEN ZU SCHAFFEN
    Jessica schaut zurück ins Bad. Marcus ist übers Waschbecken gebeugt und nimmt ihre Zahnbürste aus dem Mund. Ihr fällt ein, dass manche Ehepaare, die schon seit Jahrzehnten verheiratet sind – wie das ältere Paar, das erschreckt vor der Fahrstuhltür stand, oder wie ihre eigenen Eltern –, zwar ihr Leben miteinander teilen, aber niemals eine Zahnbürste. Und das ist auch in Ordnung. Sie denkt an Bridget und Percy und wie froh sie ist, dass die beiden vorhaben, ein ganzes Leben lang Zahnbürsten zu teilen. Sie überlegt, Sunny beim nächsten Wiedersehen von der Zahnbürste zu erzählen, wenn auch nur, damit die Achtzehnjährige ihr einen Vortrag halten kann – wie es nur naive Besserwisser können –, dass eine geteilte Zahnbürste, selbst mit jemandem, mit dem man geschlafen hat, selbst mit einem Seelenverwandten , die Grenze zwischen intim und igitt überschreitet.
    Marcus spuckt aus und wischt sich mit dem Handrücken über den Mund. Jessica wird von Liebe überwältigt; sie liebt nicht nur ihn, sondern das ganze Leben, das sie gerade führt. Sie kann es nicht erwarten, Sunny zu sagen, was für ein Glück sie hat, wach und am Leben zu sein, worauf sie sich in ihrem Leben noch freuen kann, dass es nichts Schöneres gibt, als sich zu entscheiden, sein Leben mit jemandem zu verbringen, mit ihm alles zwischen intim und igitt zu teilen. Sie kann es nicht erwarten, Hope von Angesicht zu Angesicht zu erzählen, was in den letzten achtzehn Stunden geschehen ist, und sie ist sicher, ihre beste Freundin wird verstehen, wieso sie das nicht am Telefon ausgespuckt hat. Sie kann es nicht erwarten, Marin zu erzählen, dass sich vielleicht, ganz vielleicht, ihre atemlose Antwort als wahr erweisen wird.
    Ich kann es nicht erwarten! Ich kann es nicht erwarten! Ich kann es nicht erwarten! Als sie Marcus ansieht, kommt sie sich vor wie ein Kind, das vor lauter großen Neuigkeiten platzt und sie unbedingt herausschreien will, so laut, dass die ganze Welt es hören kann. Er dreht sich um und erwidert ihr albernes Grinsen, eine einfache Geste, die das unverbesserliche Mantra, das in ihrem Hirn herumspringt, sofort besänftigt. Ich kann es erwarten. Ich kann warten , denkt Jessica. Ich habe gewartet. Jetzt muss ich nicht mehr warten.
    Und auf einmal – zwischen diesen Gedanken an Zahnhygiene, Hingabe, Freundschaft, Leben und Tod – kommt Jessica zu der Überzeugung, dass alles, was ihr und Marcus in den letzten zehn Jahren zugestoßen ist – ob nun durch seltsame, aber wahre Zufälle oder durch kosmische Vorsehung, das ist ihr eigentlich egal –, sie an genau diesen Punkt geführt hat.
    Â»Dieses Plakat passt genau auf uns«, sagt er.
    Â»Das habe ich auch gerade gedacht«, sagt sie.
    Und diese beiden – Jessica Darling und Marcus Flutie – nicken in wortloser Verbundenheit, denn sie wissen, dass dies das perfekte Ende für die Geschichte ist, die sie immer wieder erzählen werden, Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt, immer wenn jemand fragt: »Woher habt ihr es gewusst?«
    Und so ist es.

DANKSAGUNGEN
    Großer Dank geht an:
    alle, denen ich früher schon gedankt habe. Ihr wart für mich da, als ich euch brauchte.
    Heather Schroder von International Creative Management und Tina Constable, Suzanne O’Neill, Sarah Breivogel, Annsley Rosner, Mary Choteborsky, Patty Berg und Heather Proulx von Crown , weil sie jetzt für mich da sind.
    Rachel Cohn, Patty McCormick und Carolyn Mackler, die
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