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Im Fischernetz (German Edition)

Im Fischernetz (German Edition)

Titel: Im Fischernetz (German Edition)
Autoren: Tina Alba
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herum, schnappte nach den strampelnden Gliedmaßen. Noch einer sank reglos, rotes Haar flutete wie eine Wolke von Blut im Wasser. Der Sklave!
Der Entschluss war innerhalb weniger Herzschläge gefasst. Mit den Zähnen packte Sayain die Kette, die von seinem Fußgelenk herab hing. Er zog, schwamm mit aller Kraft zurück zum Strand.
Nur entfernt nahm er wahr, dass die Männer auf dem Schiff ein weiteres Beiboot zu Wasser gelassen hatten um ihre ertrinkenden Gefährten zu retten. Vielleicht war es genug gewesen, genug Schrecken, genug Tod.
Sayain zerrte den reglosen Sklaven ein gutes Stück von dem gekenterten Boot und den mit dem Wasser ringenden Leibern fort, dann ließ er die Kette los, schwamm unter den reglosen Körper und schob ihn an die Wasseroberfläche.
Lebe! Ich habe dich nicht gerettet, damit du jetzt stirbst!
Im flachen Wasser glitt er von der Fischgestalt in die menschliche zurück. Sein Kopf dröhnte, als sein Körper die Form wechselte. Der Fisch hatte seine Instinkte, die im Kampfrausch über den Schmerz siegten, aber das, was menschlich an ihm war, hatte diese Instinkte nicht. Blut rann ihm aus Mund und Nase, als er den reglosen Körper des Sklaven mit letzter Kraft hinter einen Felsen zerrte. Sein letzter Blick galt dem Sklaven. Lebe. Atme. Ich will, dass du lebst.
Ein irritiertes »Warum ?« geisterte durch seine Gedanken. Dann wurde es Nacht um ihn.

WAHRHEIT UND LÜGE

Das Erste, was Sayain spürte, als er zu sich kam, war Sand. Er war überall, unter ihm, auf ihm, in seinen Händen, in seinem Haar. Sonnenlicht brannte auf seine empfindliche Haut. Auf seinen Lippen war Salz. Noch immer pochte ein dumpfer Schmerz in seinem Schädel und er spürte den metallischen Geschmack von Blut auf der Zunge. Er stöhnte auf und versuchte, sich zusammenzurollen.
Sayain zuckte zusammen, als ihn etwas berührte. Schmerz durchzuckte seine Schläfen, aber er zwang sich, den Kopf zu drehen und sich der Berührung zuzuwenden. Eine Hand, schmal und blass und übersät von Sommersprossen, schloss sich um seinen Arm. Klamm und feucht, aber der Griff war fest. Eine Stimme drang an sein Ohr, matt und heiser. Die raue Sprache der Männer auf dem Schiff. Sayain ließ seinen Blick weiterwandern, den muskulösen, schlanken Arm entlang bis zu einem Gesicht, das wie das seine mit Sand gepudert war. Große blaue Augen erwiderten mit einer Mischung aus Misstrauen und Neugier seinen Blick. Das Gesicht war blass und sommersprossig wie die Hand, auf den feinen Zügen zeigte sich Erschöpfung. Rotes Haar hing feucht bis auf die Schultern herab, Algen hatten sich darin verfangen und Sand bedeckte das Rot mit einem graubraunen Schleier.
»Ich... ich kann dich nicht verstehen«, murmelte Sayain . Seine Stimme klang, als hätte sich der Sand auch auf seine Kehle gelegt. »Aber ich bin froh, dass du lebst... du solltest von hier verschwinden... schnell...«
Der Sklave musterte ihn aufmerksam. Er legte den Kopf schief, dann huschte ein Lächeln über sein müdes Gesicht.
»Aber... ich dich verstehen«, sagte er in der Sprache der ortsansässigen Fischer, die auch Sayain gesprochen hatte. Sein Akzent war grauenhaft, dennoch seufzte Sayain erleichtert. Er konnte mit dem Fremden reden und ihm klarmachen, dass er von hier verschwinden musste.
Hoffentlich erinnert er sich nicht... und hoffentlich stellt er keine Fragen über... mich...
Sayain bewegte leicht den Kopf, damit sein feuchtes Haar seine seltsam geformten Ohren verbarg. Diese Ohren, die sofort verraten würden, dass er nicht ganz menschlich war.
»Alvar«, sprach der Rothaarige weiter und deutete auf seine Brust. »Mein Name.« Er hob den Kopf, blickte zum Meer. Sayain ließ seinen Blick folgen. Der Himmel war klar, dem Sonnenstand nach musste es kurz nach Mittag sein. Möwen kreisten über dem Strand. Das Schiff war fort, aber die Wogen hatten ein zerbrochenes Boot und ein einzelnes Paddel an den Strand geworfen. Sayain bemerkte, dass der Rothaarige die Überreste ansah und die Stirn runzelte.
»Da war... großes... Fisch. Hat umgeworfen Boot. Nicht zurück zu Schiff. Nicht zurück zu Galdur !« Der junge Mann strahlte, seine lächelnden Lippen entblößten eine Reihe ebenmäßiger Zähne.
»Du gesehen großes Fisch? Du gesehen von Land? Oder du auch geschwommen hier? Du nicht gewesen auf Schiff. Oder doch gewesen auf Schiff? Du auch...« Er tastete nach seinem Halsreifen, aber sein Blick hing an Sayains nacktem Körper.
Die hastig hervorgebrachten Worte des Sklaven – Alvars Worte
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