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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung
Autoren: Nicole Alexander
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zweihunderttausend Dollar. Er hatte jeden einzelnen Penny verdient. » Na los, komm, heute ist ein Arbeitstag.«
    Sarah lief auf Socken den Flur entlang. Am Zimmer ihres Großvaters blieb sie stehen. Aus einem Impuls heraus trat sie ein und schob die schweren burgunderroten Vorhänge beiseite. Sofort war das Zimmer von hellem Licht erfüllt, in dem die Kristallornamente der Mahagonikommode, auf der eine Haarbürste mit silbernem Rücken lag, blitzten. Über dem Doppelbett hing noch immer das Hortensien-Stillleben. Sarahs Blick fiel auf das vergilbte Foto ihres Großvaters mit seinem Halbbruder Luke, das auf dem Nachttisch stand. Ihr Großonkel saß auf dem Pferd, und sein viel jüngerer Bruder stand mit einem Gewehr und ein paar toten Enten über der Schulter neben ihm.
    Nebenan ging Anthony in ihrem Schlafzimmer hin und her. Geräuschvoll zog er Schubladen auf. Anthonys eigene Möbel, zu denen auch einige Antiquitäten gehörten, die er von seiner Großmutter geerbt hatte, standen immer noch mit Leintüchern verhüllt in einem der zahlreichen freien Zimmer von Wangallon. Irgendwann einmal würde sie sie aufstellen müssen, aber da das Haus schon jetzt so vollgestopft war mit den Möbeln der Gordons, wusste sie wirklich nicht, wo sie damit hin sollte.
    Sarah warf noch einen Blick auf die Kommode, öffnete eine Schublade und legte die Haarbürste hinein. Es war ein kleiner Schritt auf die Erkenntnis zu, dass ihr Großvater diese Dinge nie mehr benutzen würde. Im Stillen gelobte sie sich, im Winter den Schrank auszuräumen und seine Kleider für immer wegzupacken. Es ist Zeit, dachte Sarah. Ein Gartenfächerschwanz flog gegen die Scheibe. Von seinem Spiegelbild angezogen verharrte der kleine Vogel einen Moment lang vor dem Glas, flog dann jedoch zwischen die glänzend grünen Blätter der Hecke. Sarah wandte sich langsam ab. Insgeheim wünschte sie sich, etwas von der Weisheit ihres Großvaters hätte sich auf sie übertragen.
    In den Monaten voller Instabilität und Trauer, die auf den Tod ihres Großvaters folgten, arbeitete Sarah bis zum Umfallen, um sich abzulenken. Das taten sie alle. Sie mussten mit so viel Neuem klarkommen. Angus Gordons Tod hatte eine tiefe Lücke hinterlassen. Es war, als sei ein prachtvoller Baum mit den Wurzeln herausgerissen worden, und jetzt war alles darum herum ohne Stütze und Stabilität. Sarah wusste nicht, wann sie aus dieser Trauerstarre erwacht war. Ihr kam es vor, als ob sie mit jedem neuen Tag ein wenig mehr aus der Trauer auftauchte, und sie spürte, wie sie reifer wurde. Nach und nach wuchs ihre Bereitschaft, Wangallon in die Zukunft zu führen. In dieser Zukunft würde es Kinder geben, Erben für Wangallon, und Anthony würde ihr Vater sein: Eine fünfte Generation auf Wangallon. Sarah wusste, dass ihre Vorfahren sich freuen würden.

Spätes Frühjahr 1908
    Mittlerer Westen New South Wales
    Luke Gordon drückte sich tiefer in seine Bettrolle und verschob seine Position auf dem felsigen Untergrund. Ein Stein stach ihm in die Hüfte, und er dachte an seinen Vater. Der alte Mann war jetzt bestimmt schon auf und marschierte in seinen Stiefeln über die breite Veranda von Wangallon auf die Ställe zu. Er stellte sich das warme Bett vor, schwarzblaue Haare ausgebreitet auf den Kissen, die von der Sonne beschienen wurden. Noch war der Tag weit entfernt, aber Luke war in der Nacht immer wieder aufgewacht. Aborigines waren ihnen gefolgt, und obwohl er völlig erschöpft war, blieb er wachsam. Mungo, Boxers Sohn, hielt mit zwei anderen Männern Wache. Wenn er dort draußen war, schlief Mungo nie. Er blieb wach, um die Dunkelheit zurückzudrängen, und dachte an das Mädchen, das er liebte und bei dem er liegen würde, wenn er die Chance dazu hätte.
    Luke hörte einen Reiter ins Camp kommen. Zweige knackten, und Blätter raschelten, als Mungos Gefährte eintraf, um Percy zu wecken. Er schlüpfte in seine Stiefel, zog sich seine Jacke an, und dann plätscherte Urin in den Sand. Das Feuer war noch heiß, und bald schon schlürfte Percy seinen Tee. Leise muhten die Ochsen, und die angebundenen Nachtpferde traten unruhig auf der Stelle.
    Percys Schritte waren deutlich zu hören, als er das Lager verließ und zu der Stelle lief, wo die Tagespferde standen. Luke öffnete widerstrebend die Augen. Der Koch hustete sich die Lunge aus dem Leib,
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