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Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Titel: Im Dunkel der Nacht (German Edition)
Autoren: Eileen Carr
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Kopf.
    »Er wurde 1990 in diese Sierra School gebracht und büchste 1991 aus. Gibt es jemanden, der diese Daten für uns etwas konkretisieren könnte?«, fuhr er fort.
    Oh, Junge, jetzt fängt der Spaß an
. »Mein Vater vermutlich, aber er spricht nicht gerne über Max.«
    Zach sah von seinem Block auf und fixierte sie mit diesen großen braunen Augen. »Sie dachten, es ginge um Ihren Vater, als Sie die Tür öffneten.«
    »Ja.«
    »Hat er Vorstrafen?«, fragte Rodriguez erneut vom Türrahmen aus.
    Der Kerl schien von seinem Strafregister ja geradezu besessen zu sein. Veronica zuckte mit den Schultern. »Ja, hat er. Aber nichts Großes. Er musste einige Bußgelder bezahlen und ein, zwei Nächte in der Ausnüchterungszelle verbringen.«
    Bleibe im Gleichgewicht. Konzentriere dich. Du kannst das meistern, wenn du in der Gegenwart bleibst. Durchlebe nicht wieder die Anhörungen, die sich in dein Gedächtnis gebrannt haben. Spule nicht wieder die Bilder ab, in denen dein Vater aus einer Gefängniszelle torkelt, eingehüllt in den Gestank von Urin und Erbrochenem. Bleibe hier in der sauberen Küche mit den netten Polizeibeamten.
    »Und er kam nicht mit Max aus«, sagte McKnight.
    »Nein. Das tat er nicht. Max war der Sohn meiner Mutter aus einer … früheren Ehe.« So klang es zivilisiert, sehr modern. Ganz anders, als es wirklich war.
    »Er war also Ihr Halbbruder?« McKnights Blick ruhte unbeirrbar auf ihr.
    Das hatte sie schon immer gehasst. Die Hälfte von Max war nicht ihr Bruder, doch
alles
von ihm war ihr Bruder. Sie war zweifellos von ganzem Herzen seine Schwester. Doch danach hatte der Polizist nicht gefragt. Es gab keine Standardfrage, die man abhaken konnte, wenn es um die Liebe einer Schwester für ihren großen Bruder ging. Sie nickte.
    »Was stand zwischen ihm und Ihrem Vater?« Rodriguez kam nun ganz in die Küche.
    Sie seufzte. »Ich wünschte, ich wüsste es. Seit ich denken kann, haben die beiden miteinander gestritten. Ich schätze, Dad war nicht besonders scharf darauf, den Sohn eines anderen Mannes großzuziehen. Besonders wenn dieser andere Mann ein Afroamerikaner war. Max’ leiblicher Vater war Schwarzer. Er starb noch vor seiner Geburt in Vietnam.«
    Die Polizisten tauschten Blicke aus. Sie kannte diesen Ausdruck. Sie wussten bereits alles über Max’ Vater. Sie hatten sie nur durch die Ringe springen lassen, um eine Bestätigung für ihre Informationen zu erhalten.
    »Als Max weggelaufen war, was taten Ihre Eltern da, um ihn wiederzufinden?« Rodriguez zog einen Stuhl zu sich und setzte sich an den Küchentisch.
    »Ich wünschte, ich wüsste es. Ich war gerade acht. Ich erinnere mich noch, dass meine Mutter weinte und mein Vater schrie.« Dabei könnte es sich natürlich um jeden Tag ihrer Kindheit gehandelt haben. Aber das war nun unwichtig. Max war tot. Ihre Mutter war tot. Sie hatte gelernt, mit ihrem Vater umzugehen, und versuchte ihn nicht zu nahe an sich heranzulassen. Das gelang ihr aber nicht immer.
    »Könnten Sie uns wohl sagen, wo wir Ihren Vater erreichen können? Es würde uns helfen, den Zeitraum einzugrenzen, in dem wir uns bewegen.«
    Veronica betete die Adresse und Telefonnummer ihres Vaters herunter.
    McKnight klappte seinen Schreibblock zu. »Danke für Ihre Hilfe. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, das uns helfen könnte herauszufinden, wann Max weggelaufen ist oder wo er sich aufgehalten haben mag, würden Sie mich dann anrufen?«
    Er zog eine Karte aus einem Etui und gab sie ihr.
    »Natürlich.«
    Hatte Sie etwas, das helfen könnte? »Wollen Sie ein Bild von Max?«, fragte sie. »Würde Ihnen das unter Umständen etwas nützen?«
    »Wir hätten Ihren Vater darum gebeten«, sagte Rodriguez.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das bringt nichts. Ich habe die einzigen Fotos von Max, die noch übrig sind. Ich hole Ihnen eines.«
    »Ein bisschen sprunghaft ist sie schon, oder?« Rodriguez lehnte am Küchentresen, während beide darauf warteten, dass Veronica mit einem Bild von Max zurückkam.
    »Sie hat gerade eine verdammt schlechte Nachricht bekommen. Was erwartest du von ihr? Soll Sie meditieren?« Obwohl sie ihren Bruder seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hatte, schien sie ihn offensichtlich geliebt zu haben. Und es schien fast so, als ob sie damit die Einzige war.
    »Das meine ich nicht. Ich rede von ihrem Verhalten in der Küche. Hast du gesehen, wie sie sich gegen die Schränke gedrückt hat, als wir ihr gefolgt sind?«, fragte Rodriguez.
    »Eine Frau allein mit zwei
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