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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen
Autoren: James Rollins
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Irgendwie hatte er gewusst, dass sich ihre Pfade eines Tages wieder kreuzen würden. Ein Schicksal, das erfüllt werden musste. Einmal war er dem Tod entronnen, als einziger Überlebender. Jetzt stand er im Fadenkreuz ebendieses Satelliten. Ein zweites Mal ginge der Tod nicht an ihm vorüber.
    Er schloss die Augen.
    Wie ein Gespenst flüsterte ihm Karen ins Ohr: »Wir sind bei dir, Jack. Wir alle.«
    Schweigend nahm er ihre Anwesenheit zur Kenntnis. Sein ganzes Leben lang war er von Gespenstern umgeben gewesen. Von Erinnerungen an die Toten. Jetzt, in diesem letzten Moment, ließ er alles los, weil ihm endlich die Erkenntnis gekommen war, wie viel Macht er den Schatten seiner Vergangenheit überlassen hatte.
    Nun gut, jetzt nicht mehr. In diesem Augenblick wollte er nur seine Freunde aus Fleisch und Blut an seiner Seite haben. Er öffnete die Augen und sagte über den Sprechfunk: »Viel Glück, ihr alle. Bringen wir es hinter uns!«
    Als Nächstes ertönte Charlies Stimme. »Dann los!«
    12.01 Uhr
Niedriger Orbit, 480 nautische Meilen über dem Pazifik
    Das Sonnenlicht spiegelte sich auf den Flügeln des hell strahlenden Satelliten. Die eingestanzten Markierungen an seiner Seite sahen so frisch aus wie an dem Tag, als sie angebracht worden waren, und waren leicht zu erkennen – eine winzige Flagge, Identifikationsnummern sowie breite rote Buchstaben, die seinen Namen bildeten: Spartacus.
    Langsam rotierend jagte der Satellit über den weiten Pazifischen Ozean dahin. Ein innerer Kreisel drehte sich wie ein Kinderspielzeug. Gestutzte Schwingen richteten sich auf, um mehr Energie aufzufangen, und speisten ihrerseits den Powerlaser.
    Es war ein Ballett aus Energie und Kraft.
    Auf seiner Unterseite öffnete sich eine Luke, und teleskopartig schob sich ein Stab heraus.
    Rings um den erwachenden Satelliten wurde die obere Atmosphäre von ionisierten Teilchen bombardiert, die in der Ionosphäre winzige Strahlungsausbrüche hervorriefen wie Regentropfen auf einem Teich. Wellen breiteten sich aus. Das Funksystem des Satelliten knisterte.
    Etwas, das im Innern lauschte, kompensierte, löschte die Interferenzen aus.
    Jedoch waren diese Regentropfen lediglich die ersten Vorboten der kommenden Flut. Weiter oben, jenseits des Mondes, raste der wahre Sturm auf die Erde zu, ein wütender Orkan aus wilder Energie und Teilchen, der mit über zwei Millionen Kilometern pro Stunde durch das Vakuum des Raums jagte.
    Blind gegenüber dieser Bedrohung, beendete der Satellit seine Kaskade. Der Laser speiste den Generator für den Teilchenstrahl mit Microbursts. Die Energie stieg exponentiell bis auf Größenordnungen an, die nur ein umherwirbelndes Paar von Elektromagneten in Schach halten konnte. Der abgeschirmte Zentralprozessor registrierte den Anstieg, führte eine letzte Einstellung durch und hakte sich in ein Signal von weit unten ein.
    Energie schoss kreischend zwischen wirbelnden Magneten hin und her und suchte nach einem Ausweg.
    Schließlich entstand eine Öffnung – pulsierende Energie raste in einem schmalen Strahl aus Neutronen hinaus durch die Atmosphäre, schlug auf dem Meer unten auf und durchdrang das Wasser so leicht wie schon zuvor die Luft. Gespeist aus dem Raum jagte der Strahl in die mitternächtlich dunklen Tiefen des Ozeans, wohin sogar das Licht der Sonne nicht zu dringen vermochte.
    12.02 Uhr
Basis Neptune
    Karen hatte das Gesicht gegen die kalte Scheibe gepresst. Jenseits des schwachen Lichts aus den Bullaugen suchte sie nach einem Anzeichen von Jack, jedoch vergebens.
    Eine sternenlose Mitternacht.
    Dann, in einem blendenden Blitz, flammte die Kristallsäule grell auf.
    Geblendet schnappte Karen nach Luft, schloss die Augen und legte sich einen Arm über das Gesicht. Aber die Säule strahlte nach wie vor. Ihr Abbild war ihr in die Retina eingebrannt. Stolpernd wich sie zurück, und Tränen strömten ihr das Gesicht herab. Mehrere Sekunden vergingen, bis sie die Augen wieder öffnen konnte. Durch jedes einzelne Bullauge drang eine solche Helligkeit, dass es aussah, als wäre tatsächlich die Sonne über dem Meeresgrund aufgegangen.
    »Mein Gott!«
    Sich die Augen beschattend tastete sie sich zu einem der Bullaugen vor und versuchte, etwas da draußen zu erkennen. Nichts. Kein Jack, kein Meeresgrund dahinter. Die Welt bestand einfach nur aus Licht. »Jack …«
    12.02 Uhr
Deep Fathom
    Lisa stand weiterhin zusammen mit George und Robert an der Bugreling.
    Der alte Historiker stieß einen langen Rauchstrom aus.
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