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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin
Autoren: Karla Weigand
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abendlichen Sonne funkelten, sowie die in reinem, weißem Marmor schimmernden Götterstatuen vermittelten den ehrfürchtig staunenden Besuchern einen ersten Eindruck davon, was der Finanzminister unter »angemessenem Wohnen« verstand.
    Fouquet und seine Frau hießen die königliche Familie feierlich willkommen und führten die erlauchten Gäste durch »ihr bescheidenes Heim«. Als der König sich lobend über ein Bildnis äußerte, das Le Brun ohne sein Wissen von ihm gemalt hatte, schenkte Fouquet es ihm großzügig. Im Geiste addierte Ludwig indes bereits voller Ingrimm die Unsummen, die sein Minister sich diesen Prachtbau hatte kosten lassen.
    Danach führte Fouquet das Königspaar und sein Gefolge über die Terrasse und durch die Hauptallee des Parks zwischen zweihundert Wasserstrahlern und nicht weniger als
fünfzig Springbrunnen hindurch, die gleichsam eine Mauer aus Wasser bildeten.
    »Diese Anlage übertrifft sogar die berühmten Wasserspiele der Villa d’Este in Italien«, behauptete ein Marquis.
    Der Monarch registrierte stillschweigend, im Innersten jedoch gefährlich grollend, den Pomp.
    Doña Maria Teresa, die junge Königin, aufgewachsen inmitten der düsteren Pracht des Escorial und an solche, beinahe paradiesisch anmutenden Gartenbauwunder nicht gewöhnt, war wie verzaubert.
    »In ganz Europa gibt es gewiss nichts Vergleichbares«, stellte sie in mühsamem Französisch, mit einem gewissen Neid in der Stimme, fest.
    Den Abschluss der Wasserspiele bildete ein künstlicher See mit Teichrosen, bunten Zierfischen und Schwänen.
    Zwischen den zahlreichen kleineren Teichen und den vielen Blumenbeeten sah man die Hofdamen in ihren luftigen, bunten Kleidern gleich Schmetterlingen zwischen den Pavillons lustwandeln, jede begleitet von einem Kavalier mit seidenen Kniehosen, bestickter Weste und breitkrempigem Federhut.
     
    Der gesamte Hof begab sich schließlich zurück ins Hauptgebäude zu einem exzellenten Mahl, vorbereitet von Fouquets genialem Küchenmeister, Monsieur Vatel.
    Seine Majestät speiste von goldenen Platten, der übrige Hof von Tellern aus reinem Silber. Fouquet - in kindisch-plebäischer Manier protzend - ließ es sich nicht nehmen, Ludwig davon in Kenntnis zu setzen, dass sich in seinen Schränken fünfhundert Dutzend Silberteller befanden …
    Marie de Chevreuse, die neben der Königinmutter bei Tische saß, konnte nicht an sich halten und flüsterte Anna zu: »Es ist direkt unanständig, mit welch immensen Reichtümern
dieser arrogante Parvenu auftrumpft. Neben seinem so genannten Landhaus nehmen sich die Paläste Seiner Majestät wie einfache Provinzherrenhäuser aus.«
    Die alte Königin nickte voll Gram.
    »Ich weiß gar nicht, warum mir früher nicht aufgefallen ist, was für ein aufgeblasener Kerl dieser Nicolas Fouquet doch ist.«
    Auch Anna hatte sehr leise gesprochen, um nicht aufzufallen. Ludwig hatte seine Mutter nachdrücklich gebeten, sich in ihren Äußerungen zurückzuhalten - was auch immer geschehen mochte.
     
    Der König wusste wahre Schönheit und ihren Wert sehr wohl einzuschätzen, sei es bei Gebäuden, bei Mobiliar, bei Kunstgegenständen - oder bei Menschen. Jetzt besaß er die Gewissheit, dass Monsieur Colbert Recht hatte mit seinen Anschuldigungen: Vaux war ganz eindeutig auf betrügerische Art und Weise erbaut und ausgestattet worden. Die Unsummen, die dieses Kleinod verschlungen haben musste, hatte der Oberintendant der Finanzen ihm und dem ohnehin ausgeplünderten Frankreich in dreister Manier gestohlen. Kalte Wut erfüllte den Monarchen.
    Am liebsten hätte er den Betrüger Fouquet auf der Stelle in Gewahrsam nehmen lassen, aber er bezwang seinen Zorn. Nach dem Mahl, bei dessen Zubereitung sich Monsieur Vatel wieder einmal selbst übertroffen hatte, dankte Ludwig dem Gastgeber sehr freundlich in seinem und des gesamten Hofes Namen.
    Auf der Rückfahrt nach Schloss Fontainebleau waren sich alle Höflinge darüber einig, dass Fouquets Fest eines der glanzvollsten war, die man jemals erlebt hatte. Selbst der König musste diesem Urteil zustimmen.

    Ludwigs Entscheidung war inzwischen gefallen. Ende des Monats August würde er nach Nantes reiten, um den Vorsitz bei der Provinzialversammlung der bretonischen Stände einzunehmen. Sein Plan sah vor, dort den ehemaligen Oberintendanten der Finanzen, Monsieur Fouquet, verhaften zu lassen.
     
    Céleste hatte einen bedeutsamen Entschluss gefasst: Sie würde den »Hof der Wunder« nie mehr betreten. Nicht, dass sie dort
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