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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin
Autoren: Karla Weigand
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großspuriger Esel er ist«, bemerkte einer der Höflinge abfällig, unter dem höhnischen Gelächter der Anwesenden. »Und dass er es sich leisten kann, solch gewaltige Beträge einfach zu verschenken, zeigt, wie sehr der Mensch sich unrechtmäßig bereichert haben muss. Und alles auf Kosten unseres verarmten Landes Frankreich.«
    »Erst gestern hat mir Seine Majestät noch einmal versichert, dass alles nach Wunsch gehen wird«, teilte Colbert der kleinen, mit Befriedigung lauschenden Schar der Königstreuen mit. Jeder von ihnen wusste, dass damit nur der bevorstehende Untergang Fouquets gemeint sein konnte.
    »Warum ist es eigentlich so wichtig, dass Monsieur Fouquet sein Amt als Finanzminister niedergelegt hat?«, wollte eine
etwas naive, ältere Dame, die Gräfin de Yonne-Montmartin, wissen. Ihre Gastgeberin, Marie de Chevreuse, klärte sie auf:
    »Meine Liebe, überlegt doch: Wenn der König ihn verhaften lässt und Fouquet hat dieses Amt noch inne, dann hat er die Möglichkeit, sich vor seinen Freunden und Anhängern im Parlament zu verteidigen.
    Jeder kann sich vorstellen, dass Fouquet es bei seiner Schläue und Beredsamkeit verstünde, sich vor den Parlamentariern als Unschuldslamm auszugeben. Bald wäre er wieder in Freiheit, weil der König es sich gar nicht leisten könnte, diesen beliebten Politiker zu inhaftieren. Es käme zwangsläufig zum Aufruhr - schließlich sind die meisten im Parlament von Fouquet finanziell abhängig.«
    »Und wenn er nicht mehr Finanzminister ist - dass er nach Séguier nicht Kanzler wird, dafür sorgt unser König schon -, dann verursacht eine Verhaftung Monsieur Fouquets weit weniger Wirbel, Madame la Comtesse, versteht Ihr?«, konnte Colbert sich nicht enthalten, die ein wenig begriffsstutzige Gräfin zu belehren. »Vor allem fehlt ihm dann das Forum des Parlaments, das er dringend bräuchte, um mit seiner Rhetorik zu glänzen.«
    Das leuchtete auch Madame de Yonne-Montmartin ein. Mit Erleichterung griff die Dame nach ihrem Weinpokal.

KAPITEL 97
    FOUQUET SAH SICH bereits am Ziel seiner Wünsche. Wie einst Richelieu und Mazarin würde er über den französischen König herrschen und die Richtlinien der Politik in Frankreich bestimmen. Ohne seine Signatur würde kein Gesetz rechtskräftig werden, hätte kein Vertrag Gültigkeit.
    Der Finanzminister beschloss, ein Sommerfest zu geben, das allen Teilnehmern ewig im Gedächtnis bleiben sollte. Diesmal würden nicht nur seine Freunde daran teilnehmen, sondern der gesamte Hof mit dem König und seiner Gemahlin sowie der Königinmutter Anna, seiner alten Freundin und Gönnerin, deren Unmut er längst - in Unkenntnis der wahren Sachlage - besänftigt wähnte.
    Den Ort der Festivität hatte er bereits gewählt.
    Sein Palais in der Rue Croix de Petit Champs war zwar sehr geräumig, aber zu wenig luxuriös; das andere in Sainte-Mandé am Stadtrand von Paris war ausgesucht kostbar eingerichtet, würde jedoch die Schar der geladenen Gäste nicht aufnehmen können.
    Es kam nur sein Landgut in Vaux-le-Vicomte, dreißig Meilen südöstlich der Hauptstadt gelegen, in Frage. Lage und Gestalt dieses Anwesens war einzigartig. Für das schlossartige Hauptgebäude hatte er damals den bedeutendsten Architekten Frankreichs, Monsieur Louis Le Vau, verpflichtet, während immerhin Le Brun die Kassettendecken bemalt und die Wandteppiche entworfen hatte.
    Das Innere seiner Villa suchte seinesgleichen: Überall glänzten und prunkten von Gold durchwirkte Stoffe, samtbezogene Diwane und herrlich gemusterte Teppiche aus Persien. Silberne und scharlachrote Blumenvasen mit riesigen
Gestecken standen wohlplatziert an Stellen, wo sie jedem sofort ins Auge fielen.
    Es gab Tische aus Porphyr und Carrara-Marmor, während die Kristallleuchter aus Böhmen und Venedig stammten; in jedem der Räume verkündeten goldene Uhren die Zeit - und zeugten gleichzeitig von ihrer Flüchtigkeit: Tempus fugit war auf den Zifferblättern zu lesen.
    Seine Majestät, Ludwig XIV., nahm gnädig die Einladung des größenwahnsinnig gewordenen Ministers Fouquet an.
    »Ich will mit eigenen Augen sehen, was er mit dem über die Jahre gestohlenen Geld angefangen hat«, vertraute der erzürnte Monarch Monsieur Colbert an.
    Am 17. August 1663 verließen die Majestäten sowie der gesamte Hof um drei Uhr nachmittags Schloss Fontainebleau, wo sie sich im Sommer meistens aufhielten. Um sechs Uhr abends traf man vor den Toren von Vaux-le-Vicomte ein.
    Die vergoldeten Gitterstäbe, die in der
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