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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse
Autoren: CLAIRE THORNTON
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Anbetracht Ihrer Entschlossenheit, eine unabhängige Frau zu werden, und der Tatsache, dass ich vielleicht umgehend wieder nach Frankreich zurückkehren muss, sollten wir am besten zuerst eine Bank aufsuchen und Ihre Finanzen in Ordnung bringen.“
    „Monsieur Barrière wird in meinem Auftrag zwei meiner Häuser verkaufen und den Erlös an die Bank of England überweisen“, erklärte Mélusine. „Im Moment habe ich nur eine Zahlungsanweisung über einen eher bescheidenen Betrag bei mir.“
    „Ich weiß.“ Saint-André nickte. „Ich werde zusätzliches Geld von meinem Konto auf jenes überweisen, das wir für Sie einrichten werden.“
    „Monsieur …!“
    Er hob abwehrend die Hand. „Sie können mir das Geld zurückzahlen, wenn Sie den Erlös aus dem Verkauf Ihrer Häuser erhalten haben. Bis dahin tun Sie mir den Gefallen und befreien mich von der Sorge um Ihre künftige Absicherung.“
    „Ich danke Ihnen.“ Seine Anteilnahme rührte sie sehr. „Ich hätte nie gedacht, dass Sie ein Konto bei einer englischen Bank besitzen.“
    „Ich bin nicht der einzige Franzose, der das hat. England ist schließlich nicht bankrott“, ergänzte er trocken.
    Sie nickte, aber ihre Gedanken drehten sich bereits wieder um Pierce. „Ich hoffe, er ist nicht verärgert über mein Kommen“, murmelte sie. „Ich hoffe, er und seine Familie sind in Sicherheit. Ich hoffe, er freut sich, mich zu sehen. Ich hoffe, der Erpresser ist inzwischen gefasst. Ach, ich denke, Sie lassen mich lieber im Gasthof und gehen erst einmal allein zu ihm, damit er nicht glaubt, ich laufe ihm nach … Aber was ist, wenn ihm etwas zugestoßen ist? Ich muss das wissen!“
    „Ich werde mit Ihnen zur Bank gehen“, unterbrach Saint-André ihren Redestrom. „Danach suchen wir uns Zimmer, sodass Sie sich umziehen und etwas ausruhen können, ehe wir Henry und Lady de La Motte aufsuchen. Da die beiden in Paris Ihre Gäste waren, ist es nur höflich, wenn Sie ihnen nach Ihrer Ankunft in London einen Gegenbesuch abstatten. Es wäre vernünftig, wenn Sie Sir Henry um Rat bei der Anmietung oder beim Kauf eines Hauses bitten.“
    Mélusine starrte ihn eine Weile an, schließlich nickte sie heftig. „Ja, das werde ich machen. Aber nur, wenn sie nicht gerade in Schwierigkeiten stecken, dann bitten wir sie nicht um Hilfe.“
    „Mélusine, sie werden sich sehr freuen, Sie zu sehen“, beschwichtigte er sie sanft.
    Sie atmete tief durch und lächelte den Marquis zaghaft an. „Ich wollte eigentlich nicht so viel plappern“, sagte sie verschämt.
    „Es schmeichelt mir, dass Sie so viel Vertrauen zu mir haben“, erwiderte er schlicht. „Machen Sie sich keine Sorgen, wie Blackspur Sie begrüßen wird.“
    „Blackspur“, wiederholte sie leise. „Ich muss daran denken, ihn so zu nennen. Nicht Vicomte … wie sagte er?“
    „Viscount. In Gesellschaft reden Sie ihn einfach mit Lord Blackspur an, privat nennen Sie ihn wie gewohnt.“
    Sie nickte. Nach dem vielen Reden hatte sie plötzlich das Bedürfnis, sich einen Moment lang zu sammeln. Aus diesem Grund sah sie erneut zum Fenster der Kutsche hinaus. Saint-André hatte gesagt, sie würden zuerst in den Teil Londons fahren, den man City nannte, das alte Handelszentrum der Stadt. Dort waren die Niederlassungen der Kaufleute zu finden, die in aller Welt Handel trieben – und Banken.
    „Jetzt, wo Sir Henry zur gehobenen Gesellschaft gehört, befindet sich sein Haus weiter westlich von der City“, erzählte Saint-André.
    Mélusine war etwas eingeschüchtert von der Aussicht, wieder die gleichen gesellschaftlichen Stufen lernen zu müssen wie bei ihrer Ankunft in Paris. Wenigstens hatte sie damals Französisch sprechen können. Aber vielleicht waren die Engländer ja nachsichtig, weil sie deren Sprache nicht beherrschte.
    Sie saß vorn auf der Sitzkante und betrachtete gespannt die Gebäude und die Menschen, an denen sie vorbeifuhren. Die Kutsche kam nur langsam voran und blieb manchmal ganz stehen, weil so viel Verkehr herrschte. Das war wie in Paris. Im Gegensatz zu dieser Stadt gab es aber in London eigens Gehsteige für die Fußgänger. In Paris mussten Fußgänger immer wieder hinter irgendetwas springen, um sich vor dem Verkehr in Sicherheit zu bringen. Hier schien man relativ sicher an der Straße entlanggehen zu können.
    Mélusine war fasziniert von den Menschen. Sie hatte nicht erwartet, dass man sich in London so völlig anders kleiden würde. Ohne Zweifel, sie weilte in einem fremden Land.
    Sie
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